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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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er, «wir tun so, als wären wir am
    Strand.» Er schob ihr die Hände unter den Hintern, und
    sie quiekte überrascht, als er sie mit einem Handgriff in der Horizontalen hatte, die Füße an der einen Tür, während sie sich an der anderen den Kopf anschlug. Seit der zehnten Klasse hatte Sara nicht mehr in einem geparkten
    Truck auf der Sitzbank auf dem Rücken gelegen.
    Jeffrey versuchte, den Kopf zwischen ihre Beine zu
    bekommen, doch angesichts der Tatsache, dass hier zwei
    Menschen von überdurchschnittlicher Körpergröße im
    Führerhaus eines Kleintransporters steckten, war der Ver‐
    such zum Scheitern verurteilt.
    «Liebling», sagte sie und versuchte es mit Vernunft. Als
    sie seinen Kopf zu sich nach oben zog, bestürzte sie der Anblick der nackten Not in seinen Augen.
    «Ich liebe dich», sagte er und lehnte sich auf sie, um sie wieder zu küssen.
    Sara küsste ihn zurück und versuchte sein Tempo zu
    drosseln. Diesmal kam die Botschaft an, und sein Kuss

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    wurde weniger forsch. Beim Luftholen seufzte er: «Ich
    liebe dich.»
    «Ich weiß», sagte sie und streichelte ihm den Nacken.
    Als er sie diesmal anblickte, konnte sie zusehen, wie er sie zum ersten Mal an diesem Abend scharf ins Auge
    fasste. Er wirkte dabei so verloren, als wäre Sara die letzte
    Hoffnung, die ihm auf Erden blieb. «Ist es okay?»
    Sie nickte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    Er wiederholte: «Ist es okay?»
    «Ja», sagte sie und half ihm, ihr die Jeans auszuziehen.
    Obwohl ihr Körper bereit war, biss sie sich auf die Lippen, als er in sie eindrang. Sie griff nach hinten und versuchte zu verhindern, dass sie jedes Mal mit dem Kopf ge‐
    gen die Tür schlug, wenn er sich in ihr bewegte. Ihr Blick fiel auf eine Karteikarte, die über ihr in der Sonnenblende klemmte. Es war eine hastig von Frauenhand gekritzelte
    Einkaufsliste, und zwischen den Stößen las Sara im Stillen die Posten. Eier ... Milch ... Saft... Klopapier ...
    Sie drehte sich zur Seite, damit ihr der Schaltknüppel
    nicht in den Rücken stieß, und diese Bewegung reichte
    schon, dass Jeffrey zum Ende kam und wie ein Sack Mehl
    auf ihr zusammensackte.
    Sara fasste sich an die Stirn und fragte sich, in welchem Film sie hier war. Dann flüsterte sie: «Na, das war romantisch! »
    Jeffrey antwortete nicht, und als sie ihm die Hand auf
    den Rückten legte, drehte er schnaufend den Kopf.
    Er war eingeschlafen.

    Sara wachte mit rasenden Kopfschmerzen auf, die sich
    vom Nacken bis zur Stirn zogen. Sie wollte gar nicht wissen, wie sich Jeffrey heute Morgen fühlte, aber irgendwie 301
    hatte er es verdient, wenn er Qualen litt. Weiß Gott, sie hatte in ihrem Leben schon mal schlechten Sex gehabt,
    aber letzte Nacht rangierte ganz weit oben auf der glück-licherweise kurzen Liste.
    Als sie sich auf der Couch aufrichtete, suchte sie nach
    ihren Schuhen und fragte sich, wie viel Uhr es sein
    mochte. Dem Stand der Sonne nach, die durchs Fenster
    fiel, hätte sie kurz vor zehn geschätzt, doch die Uhr auf dem Kamin belehrte sie eines Besseren. Es war fast Mittag.
    «Mist», murmelte sie und streckte sich. Ihr Rücken war
    total verspannt. Sie dehnte den Rücken und bewegte die
    Schultern und machte sich dann auf die Suche nach Nell.
    Die Küche war leer, Töpfe und Pfannen trockneten im
    Waschbecken. Durchs Fenster entdeckte sie Nell im Nach‐
    bargarten, eine Axt über dem Kopf erhoben. Im nächsten
    Moment ließ sie die Axt auf die Kette sausen, mit der die Hunde an den Baum gefesselt waren.
    «Was war das denn?», meldete sich eine Stimme hinter
    Sara. Als sie sich umdrehte, stand ein kleiner dunkelhaariger Junge in der Tür. Er trug nichts als Shorts, seine nackte
    Brust wölbte sich nach innen.
    «Jared?»
    «Ja, Ma'am», sagte er und sah sich um. «Wo ist meine
    Ma?»
    «Sie ist draußen.» Sara fragte sich, ob es in Nells Sinne wäre, dass ihr Sohn wusste, was sie da tat. Doch ehrlich gesagt war Sara selbst neugierig.
    Jared trottete mit schlurfenden Turnschuhen zur Hin‐
    tertür. Dieses seltsame Phänomen war Sara mehr als ver‐
    traut – es schien, als ob Jungs erst mit zwanzig lernten, dass man beim Gehen die Füße hochhob.
    Sie folgte ihm mit einem Sicherheitsabstand, um den

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    Staubwolken zu entgehen, die er aufwirbelte. Jared erin‐
    nerte sie an Pig Pen von den Peanuts.
    Nell stand auf der Veranda des Nachbarn und legte den
    Hunden Leinen an. Als sie Jared sah, rief sie: «Du solltest doch im Bett sein.»
    «Mir ist langweilig.»
    «Das

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