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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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«Lass uns
    die Sache hier zu Ende bringen. Vielleicht können wir
    dann zurück zu Nell und noch einmal alles durchgehen.»
    Die Schlafzimmertür stand einen Spalt offen, und die
    Tür quietschte in den Angeln, als sie sie aufdrückten.
    Durch die Fenster fiel Licht, und Sara war überrascht, wie anders das Zimmer am Tag aussah als in der Nacht, in der Luke Swan erschossen wurde. In ihrem Kopf war alles voller Blut gewesen. Tatsächlich war das Zimmer jedoch bis
    auf die Spritzer an der Tür und der Decke und die Blutlache, wo Swan gelegen hatte, sauber.

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    Jeffrey öffnete den Schrank und durchsuchte die Fächer,
    während Sara zum Nachttisch ging. Die Spurensicherung
    hatte das ganze Zimmer eingestäubt, und das schwarze
    Pulver machte auf den Oberflächen nicht nur die Finger‐
    abdrücke sichtbar, sondern auch alle Flecken und Kratzer.
    Sara nahm an, dass Reggie die brauchbaren Abdrücke be‐
    reits abgenommen hatte, trotzdem versuchte sie, nicht mit
    dem Pulver in Berührung zu kommen. Sie wusste, wie
    schwer es wieder abging. Sie fasste die Tür des Schränk‐
    chens an der oberen Kante an und trat einen Schritt zu‐
    rück, als ihr ein himmelblauer Vibrator vor die Füße fiel.
    Jeffrey sah ihr über die Schulter. «Das erklärt einiges», sagte er, als wüsste er, wovon er sprach.
    «Was soll es denn erklären?», fragte Sara. Sie fasste das Gerät mit einem Taschentuch an und legte es wieder zurück
    an seinen Platz. «Jede Frau, die ich kenne, hat so was.»
    Er schien überrascht. «Du auch?»
    «Ich doch nicht, Schätzchen», witzelte sie. «Du bist
    Manns genug für mich.»
    «Das ist nicht lustig, Sara.»
    «Was?», fragte sie und warf einen Blick in den Nacht‐
    tisch. Es war auch eine kleine Tube Gleitcreme da, doch
    die erwähnte sie lieber gar nicht erst. Stattdessen sagte sie: «Das hat überhaupt nichts zu bedeuten. Oft werden sie
    auch von Paaren benutzt. Nach was für einem schlagenden
    Beweis suchen wir hier eigentlich?»
    «Ich weiß es nicht», sagte er kleinlaut. «Er hat mir nicht die Wahrheit gesagt. Entweder müssen wir beweisen, dass
    er lügt oder dass er nicht lügt.» Er zuckte die Achseln. «So oder so, ich werde hinter ihm stehen.»
    «Wenn Menschen lügen, streuen sie manchmal ein we‐
    nig Wahrheit mit ein, damit es glaubhafter klingt.»

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    «Wie meinst du das?»
    «Vielleicht hat uns Robert Informationen gegeben, die
    wir einfach nicht gehört haben.» Sara schlug vor: «Fangen wir noch mal ganz von vorn an und gehen durch, was Robert und Jessie zuerst gesagt haben.»
    «Du meinst, als Luke erschossen wurde?»
    Sie nickte.
    «Gut», sagte er und sah sich um. «Also von vorn. Wir
    waren draußen auf der Straße. Als ich die Schüsse hörte, bin ich durch den Garten gerannt, bis hierher.» Er stand in der Tür. «Ich habe gesehen, was los war, also, zumindest den Toten. Robert stöhnte, und ich habe mich zu ihm umgedreht. Er stand hier», Jeffrey zeigte hinter die Tür. «Jessie war da drüben», sagte er und zeigte zum Fenster.
    «Was ist dann passiert?»
    «Ich habe Robert gefragt, ob er okay sei, dann bin ich
    dich holen gegangen.»
    «Also schön», sagte Sara und setzte die Geschichte fort.
    «Ich kam, und du hast die Polizei gerufen. Ich habe Swans Puls gefühlt, dann habe ich mich um Robert gekümmert.»
    «Er wollte dich die Wunde nicht sehen lassen», erin‐
    nerte sich Jeffrey. «Jessie hat ihn immer wieder unter‐
    brochen, als ich versuchte, Sinn in das zu bringen, was er sagte.»
    «Nämlich», führte Sara fort, «dass Robert und Jess im
    Bett gelegen hätten. Dass Swan durchs Fenster eingestie‐
    gen sei.»
    Jeffrey ging zum Fenster. Er schaute auf den Hinter‐
    hof hinaus. «Jemand könnte hierdurch hereingekommen
    sein.»
    «Hat Robert je gesagt, dass er das Fliegenfenster ein‐
    gedrückt hat?» Sie wurde genauer: «Bei seiner neuen Ver‐

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    sion sagt er, er sei es gewesen. Hat er am Anfang auch gesagt, er hätte das Fliegengitter eingedrückt?»
    «Nein.»
    Sara sah sich um und versuchte sich zu erinnern, wie es in jener Nacht ausgesehen hatte.
    «Swan hat also eine Waffe», sagte Jeffrey und ver‐
    suchte, Roberts erster Erklärung zu folgen. «Er schleicht
    sich zum Bett. Jessie wacht auf und schreit. Als Robert sich
    bewegt, schießt Swan auf ihn.»
    «Er schießt daneben», fuhr Sara fort. «Robert rennt
    zum Schrank und holt seine Waffe.» Sie stand vor dem
    Schrank. «Er schießt auf Swan, aber seine Pistole hat eine Ladehemmung.

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