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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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    los war, da sah sie die zwei kleinen Jungs, die zur vorderen Veranda kamen. Es waren bemitleidenswerte Kreatu‐
    ren, sie waren unterernährt und starrten vor Dreck. Sara
    musste an zwei junge Vögel denken, die aus dem Nest ge‐
    fallen und von ihrer Mutter im Stich gelassen worden wa‐
    ren. Allein der Anblick machte sie wütend. Wer ließ seine Kinder so verwahrlosen ?
    Die Frau packte einen der Jungen im Nacken und schubs‐
    te ihn zu Jeffrey. «Begrüß deinen Papa, du Bankert.»
    Sara fing den Jungen auf, bevor er hinfiel. Unter dem
    dreckigen grauen T‐Shirt spürte sie die Rippen.
    Die Frau sagte: «Das ist das Arschloch, das deine Mama
    vergewaltigt hat.»
    Sara blieb die Luft weg. Sie sah Jeffrey an, doch er wich ihrem Blick aus.
    «Vergewaltigt?», stotterte Sara, das Echo hallte in ih‐
    rem Kopf nach.
    «Hier, du Schwein», schrie die Frau Jeffrey an. «Sei ein Mann, und übernimm einmal in deinem miesen Leben die
    Verantwortung für deine Taten.»
    «Bitte», Sara versuchte, irgendwie die Regie an sich zu
    reißen. «Nicht vor den Kindern.»
    «Was?», kreischte die Frau. «Ein Junge muss seinen Va‐
    ter kennen. Stimmt's nicht, Eric? Du willst doch sicher den Mann kennen lernen, der deine Mama vergewaltigt und
    dann umgebracht hat?»
    Neugierig sah Eric zu Jeffrey hoch, doch Jeffreys Mie‐
    ne war wie versteinert, und er würdigte das Kind keines
    Blickes.
    «Alles in Ordnung?», fragte Sara und strich dem Jun‐
    gen das schmutzige Haar aus den Augen. Er musste etwa
    in Jareds Alter sein, doch irgendwie sah er kränklich aus.

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    An den Armen und Beinen hatte er seltsame blaue Fle‐
    cken. Sie fragte: «Bist du krank?»
    Die Frau antwortete für ihn. «Er hat schlechtes Blut»,
    sagte sie. «Genau wie das Schwein von seinem Vater.»
    «Raus hier», knurrte Jeffrey drohend. «Sie haben hier
    nichts zu suchen.»
    «Und jetzt lässt du Robert dafür bezahlen», sagte sie.
    «Du verfluchter Feigling.»
    «Sie wissen gar nichts.»
    «Ich weiß, dass ich in Arztrechnungen ersaufe», schrie
    sie zurück. «Keiner aus meiner Familie hat diese Scheiß‐
    krankheit je gehabt.» Sie sah den Jungen hasserfüllt an, als
    könne sie seine Nähe nicht ertragen. «Glaubst du etwa, ich
    nab zu viel Geld? Glaubst du, ich kann's mir leisten, den Kleinen jedes Mal ins Krankenhaus zu bringen, damit er
    'ne Transfusion kriegt, wenn er mal wieder hingeflogen
    ist?»
    Jeffrey warnte: «Raus hier, verflucht nochmal, oder ich
    ruf Hoss.»
    Doch sie gab nicht nach. «Hol ihn doch! Hol ihn her,
    dann können wir die Sache ein für alle Mal erledigen.»
    «Es gibt nichts zu erledigen», gab Jeffrey zurück. «Nichts hat sich verändert, Lane. Sie können gar nichts tun.»
    «Zum Teufel mit dir», zischte sie. «Jeder weiß, dass du
    sie vergewaltigt hast.»
    «Die Sache ist seit drei Jahren verjährt», sagte er, und die
    Tatsache, dass er genau wusste, wovon er sprach, machte
    Sara Gänsehaut. «Selbst wenn es Beweise gäbe, können Sie
    mir nichts anhaben.»
    Die Frau streckte Jeffrey ihren dicken Finger ins Ge‐
    sicht. «Dann bringe ich dich eben selbst um, du gottver‐
    dammter Bastard.»

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    «Ma'am», versuchte es Sara, ohne Eric loszulassen. Er
    schien in Gedanken weit weg zu sein, als wäre er es gewohnt, dass Erwachsene sich so benahmen. Der andere
    Junge, der draußen geblieben war, spielte mit einem Plas‐
    tiklaster und machte die Motorengeräusche nach. Sara
    wiederholte: «Nicht vor den Kindern.»
    «Wer zum Teufel sind Sie?», lachte ihr die Frau ins Ge‐
    sicht. «Für wen halten Sie sich eigentlich?»
    Sara hielt es nicht mehr aus. Sie musste ihrem Ärger
    Luft machen. «Ich weiß, dass der Junge krank ist. Und er ist
    schmutzig. Wie können Sie zulassen, dass er so verdreckt
    herumläuft?» Sie zeigte auf den anderen Jungen. «Und er
    genauso. Ich werde Sie beim Jugendamt anzeigen.»
    «Machen Sie nur», gab die Frau zurück. «Glauben Sie
    vielleicht, das kümmert mich? Zwei Mäuler weniger zu
    stopfen.» Doch während sie es sagte, streckte sie die Hand
    aus und winkte Eric zu sich. Der Junge folgte ihrem Be‐
    fehl. Als Sara ihn zurückhalten wollte, spürte sie die Beulen auf seiner Haut.
    Die Frau sagte zu Sara: «Ihr Freund hat meine Tochter
    vergewaltigt.»
    Sara war schwindelig. Sie musste sich an der Wand fest‐
    halten.
    «Er hat sie vergewaltigt und geschwängert, und am
    Ende, als sie um Hilfe gebettelt hat, hat er sie umgebracht,
    und ich musste den kleinen Bankert von

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