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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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nichts.»
    «Das tut mir aber Leid», feixte Smith.
    «Ich kann die Kugel nicht rausziehen, wenn ich nichts
    sehe.»
    «Nur die Ruhe», sagte Smith und hielt ihr eine Zange
    hin, die aussah wie eine überdimensionale Pinzette. «Hier»,
    sagte er und wedelte damit in der Luft herum.
    Sara griff nach der Zange, doch sie benutzte sie nicht.

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    «Sei kein Spielverderber», sagte Smith und tupfte die
    Haut um die Wunde mit Gaze ab. «Du schaffst das schon»,
    schmeichelte er. «Ich vertraue dir.»
    «Ich könnte ihn töten.»
    «Dann weißt du ungefähr, wie ich mich fühle», sagte er
    und grinste hässlich. «Mach schon.»
    Für einen Moment sah es aus, als würde Sara sich wei‐
    gern, doch dann steckte sie den Daumen und den Zeigefin‐
    ger durch die Griffe der Zange und führte das Instrument in die Wunde ein. Wieder schoss Blut heraus und sie rief:
    «Klemme.» Als Smith nicht schnell genug reagierte, schrie
    sie: «Schnell! Die Klemme!»
    Smith hielt ihr ein Instrument hin, und Sara ließ die
    Zange auf den Boden fallen. Es schepperte und eine ver‐
    beulte Kugel sprang über den Boden. Sara führte die
    Klemme ein, während das Blut weiter aus der Wunde spru‐
    delte. Dann plötzlich versiegte das Blut.
    Lena sah auf Smiths Uhr.
    15:30:58.
    «Nicht schlecht», sagte er. Er leuchtete mit der Taschen‐
    lampe in die Wunde und grinste wie ein Kind, das gegen
    einen Erwachsenen gewonnen hatte.
    «Er hat zwanzig Minuten», sagte Sara und bedeckte die
    offene Wunde mit Gaze. «Wenn er dann nicht ins Kran‐
    kenhaus kommt, verliert er den Arm.»
    «Er hat andere Probleme», sagte Smith. Er legte die Ta‐
    schenlampe auf den Boden, dann ließ er die Hand auf dem
    Schenkel liegen, sodass Lena die Uhr genau im Blick hatte.
    15:31:01.
    15:31:02.
    «Was meinen Sie damit?», fragte Sara. Im Augenwin‐
    kel verfolgte Lena, wie Brad sich dem zweiten Bewaffne‐

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    ten näherte. Auch Brad hatte die Uhr im Blick, und Lena wusste, dass sie sich beide dieselbe Frage stellten: Sie
    wussten nicht, ob die Zeit mit den synchronisierten Uhren übereinstimmte. Was, wenn sie zu früh loslegten? Was,
    wenn Lena Brad zum falschen Zeitpunkt ein Zeichen gab
    und beide tot wären, bevor das Sondereinsatzkommando
    die Wache stürmte?
    «Nein», flüsterte Lena. Zu spät wurde ihr klar, dass sie das Wort laut gesagt hatte.
    Smith grinste sie an. «Sie hat's kapiert», sagte er. «Oder, Schätzchen?»
    Lena schüttelte den Kopf, griff nach hinten und fühlte
    das Messer in ihrer Tasche. Sie musste nachdenken. Wich‐
    tig war, dass sie und Brad gleichzeitig handelten. Wichtig war das Überraschungsmoment.
    Smith sagte zu Sara: «Siehst du, manche Leute hier hal‐
    ten mich nicht für so dumm, wie du denkst.»
    «Ich halte Sie nicht für dumm», gab Sara zurück.
    Lena sah wieder nach Smiths Uhr. Noch dreißig Sekun‐
    den. Brad war in Sonnys Nähe, er begann im vorderen Teil
    des Raums auf und ab zu laufen, als würde ihm der Stress zusetzen. Vielleicht war es so. Vielleicht verlor er gerade die Nerven.
    «Ich weiß, was du von mir denkst», sagte Smith zu Sara.
    Lena bewegte sich so langsam wie möglich, ihre Finger
    glitten in die Hosentasche. Das Herz schlug ihr bis zum
    Hals. Brads Schritte hallten auf den Fliesen, während er
    vorn auf und ab lief.
    «Ich denke, dass Sie ein junger Mann in Schwierigkei‐
    ten sind», erklärte Sara. «Ich glaube, Sie brauchen Hilfe.»
    «Du hast mich vom ersten Augenblick an für Abschaum
    gehalten.»

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    «Das ist nicht wahr.»
    «Du hast alles getan, um mein Leben zu zerstören.»
    «Ich wollte Ihnen helfen», sagte Sara. «Das wollte ich
    wirklich.»
    «Ihr hättet mich aufnehmen können», sagte Smith.
    «Ich hab dir Briefe geschrieben. Ich hab ihm Briefe ge‐
    schrieben.»
    Er deutete auf Jeffrey, doch Sara schien es nicht zu bemerken. «Wir haben keine Briefe bekommen», gab sie zu‐
    rück. Das Rauschen in Lenas Ohren war so laut, dass sie kaum verstand, was Sara sagte. Smith hatte auf Jeffrey ge-deutet. Er wusste, wer Jeffrey war.
    Lena zog das Messer heraus und öffnete es mit dem
    Daumen. Sie drückte es gegen den Absatz und hörte das
    Klicken, als die Schneide aufklappte.
    Sie hielt die Luft an, wartete ab, ob Smith etwas gehört hatte, doch er war vollkommen auf Sara konzentriert. Seit wann wusste er, dass es Jeffrey war? Wann war er darauf gekommen, dass da nicht Matt auf dem Boden vor ihm lag,
    sondern der Mann, den zu töten er geschworen hatte?
    Smith sagte: «Ich hab

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