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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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sagte
    Hoss und drehte das Blatt um, um die Rückseite zu lesen.
    «Vielleicht sollten wir ein paar seiner Fälle wieder aufrol-len und herausfinden, was er wirklich getrieben hat.»
    Das reichte, um Jeffreys Wut zum Überkochen zu brin‐
    gen. «Robert war ein guter Cop.»
    «Er war eine verdammte Tunte», sagte Hoss, ohne den

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    Blick von dem Bericht zu nehmen. Er nahm einen Stift in die Hand und unterschrieb das Papier. «Wer weiß, was er
    noch so auf dem Kerbholz hat. Vor ein paar Jahren ist hier
    ein Junge verschwunden. Robert hat sich in den Fall reingehängt, als ginge es um seinen eigenen Sohn.»
    Jeffrey schaffte es, durch zusammengebissene Zähne
    zu sprechen. «Wollen Sie behaupten, er ist auch noch ein Kinderschänder?»
    Hoss griff nach dem nächsten Bericht. «Das gehört doch
    alles zusammen.»
    Jeffreys Augen funkelten.
    «Er hat die Little League trainiert», sagte Hoss. «Ich hab schon bei ein paar Eltern angerufen.»
    «Das ist doch ein Riesenblödsinn», zischte Jeffrey. «Ro‐
    bert liebt Kinder.»
    «Eben», stimmte Hoss zu, «sie lieben Kinder.»
    Jeffrey schnaubte: «Er ist also ein Pädophiler, steht auf Jungs, und trotzdem hat er Julia umgebracht, als wir Teenager waren?»
    «Man weiß nie, was sich so ein krankes Hirn alles aus‐
    denkt», sagte Hoss. «Ein unschuldiges Mädchen erwürgen,
    einen Mann töten, weil er seine Frau vögelt ...»
    Hoss' Worte hallten in Jeffreys Kopf wider, und lang‐
    sam schienen sich alle Puzzleteile zusammenzufügen. «Ich
    kann mich gar nicht erinnern, Ihnen erzählt zu haben, dass
    sie erwürgt wurde, Sir», sagte er leise.
    Hoss schoss ihm einen irritierten Blick zu. «Dann hat es mir wohl deine Lady erzählt.»
    «Ach ja?», fragte Jeffrey und schickte sich an aufzuste‐
    hen. «Soll ich sie reinholen und fragen?»
    Hoss stockte. «Vielleicht hab ich's irgendwo aufge‐
    schnappt.»

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    Jeffrey konnte nicht fassen, wie still es plötzlich in dem Büro war. Alles passte zusammen. «Sie wissen, dass er es nicht war.»
    Hoss ließ seinen Bericht sinken. «Was sagst du da, Junge ?»
    «Eric Kendall hat eine Blutkrankheit.»
    Er senkte den Blick wieder, als suchte er etwas auf dem Papier. «Ist das so?»
    «Er ist Ihr Kind, nicht wahr?»
    Hoss antwortete nicht, aber Jeffrey sah, wie der Bericht, den er in der Hand hielt, leicht zitterte.
    «Sie haben mir mal erzählt, dass Sie zur Armee wollten,
    nachdem Ihr Bruder gefallen war, aber man hat Sie aus ge‐
    sundheitlichen Gründen ausgemustert.»
    «So?»
    «Warum sind Sie ausgemustert worden?»
    Hoss zuckte die Achseln. «Plattfüße. Das weiß jeder.»
    «Sind Sie sich sicher, dass es nicht doch etwas anderes
    war? Etwas, womit Sie nicht mal bei der Polizei sein dürften, wenn es rauskäme?»
    «Jetzt reicht's aber, Junge», sagte er in einem Ton, der verriet, dass er das Gespräch beenden wollte.
    Jeffrey gab nicht nach. «Sie hatten ständig Nasenbluten.
    Und Zahnfleischbluten, einfach so. Ich hab gesehen, wie
    Sie sich an einem Blatt Papier geschnitten haben, es hat zwei Tage lang geblutet.»
    Hoss lächelte müde. «Das heißt nicht –»
    «Lügen Sie mich nicht an», knurrte Jeffrey, Wut bro‐
    delte in seinem Bauch. «Sie können alles sagen, und nie‐
    mand außer uns soll es je erfahren. Aber wagen Sie es
    nicht, mich anzulügen.»
    Hoss zuckte die Achseln, als wäre nichts dabei. «Sie war eine Nutte. Das weißt du doch.»

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    «Sie war erst sechzehn.»
    «Siebzehn», berichtigte Hoss. «Ich habe kein Gesetz ge‐
    brochen.»
    Er widerte Jeffrey an, und vielleicht war es ihm anzuse‐
    hen, denn Hoss versuchte es über eine andere Schiene.
    «Hör mal zu», sagte er. «Es sind schwierige Zeiten ge‐
    wesen, damals. Das Mädchen hat jemanden gebraucht, der
    sich um sie kümmert.»
    Jeffrey wurde übel. Als Polizist hatte er diese Ausrede
    bereits von tausend schmutzigen alten Männern gehört,
    doch die Worte aus Hoss' Mund zu hören, traf ihn wie ein Schlag in den Magen. «Sich um sie kümmern heißt nicht,
    sie vögeln.»
    «Pass auf, was du sagst», warnte Hoss, als sei Jeffrey
    ihm noch immer Respekt schuldig. «Komm schon, Slick,
    ich hab mich um sie gekümmert.»
    «Wie?»
    «Ich hab dafür gesorgt, dass ihr Daddy sie nicht anrührt, zum Beispiel», erklärte Hoss. «Und glaubst du etwa, ihre
    Mutter hat das Geld dafür rausgerückt, dass sie weggeht
    und das Baby kriegt?»
    «Ihr Baby, Sir.»
    Er zuckte die Achseln. «Wer wusste das schon? Hätte
    meins sein können, hätte

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