Schattenblume
Rücksicht auf meine
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Gefühle nehmen und langsam und sanft und vorsichtig
sind und unsere Zukunft planen und mich behandeln wie
eine Mimose und –»
«Mason James ist ein reizender Junge.»
«Genau, Mama. Er ist ein Junge. Ich habe Jungs satt. Ich habe es satt, dass Leute in meiner Gegenwart einen Eier-tanz aufführen, weil sie ständig versuchen, meine Gefühle
nicht zu verletzen. Ich will jemand, der Schwung in die
Bude bringt, Ich will Spaß haben.» Ohne nachzudenken
sagte sie: «Ich will rumvögeln.»
Cathy schnappte nach Luft – nicht weil das Wort sie
schockierte, sondern weil sie es aus Saras Mund hörte. Das
Wort kam in Saras aktivem Wortschatz nicht vor, erst
recht nicht, wenn sie mit ihrer Mutter sprach.
Cathy sagte nur: «Nicht in diesem Ton, bitte.»
«Wenn Tessa so redet, stört es dich nicht.»
Cathy rümpfte die Nase über Saras Logik. «Tessa sagt
es, wenn sie es auch meint, nicht, wenn sie ihre Mutter schockieren will.»
«Ich rede immer so», log Sara.
«Wirst du auch immer so rot dabei?»
Saras Wangen liefen noch roter an.
«Von hier», demonstrierte Cathy und legte sich die
Hand aufs Zwerchfell. Mit der anderen Hand dirigierte sie und sang: «Vö‐geln.»
«Mutter!»
«Wenn du es schon sagst, dann mit Gefühl.»
«Du brauchst mir nicht erklären, wie man es sagt»,
zischte Sara, und als Cathy ihr ins Gesicht lachte, fügte sie hinzu: «Oder wie man es macht.»
Cathy lachte noch lauter. «Ich schätze, inzwischen weißt
du Bescheid.»
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Sara riss den Koffer vom Bett. «Sagen wir es so, etwas
von seiner Fachkenntnis hat abgefärbt.»
«Oho.» Cathy lachte anerkennend.
Sara stemmte die Hände in die Hüften. «Wir machen es
immerzu.»
«Ach wirklich?»
«Tag und Nacht.»
«Tag und Nacht?» Wieder brach Cathy in Gelächter aus.
Sie setzte sich aufs Bett. «Das ist ja skandalös!»
«Ich treffe mich schließlich nicht wegen seiner messer‐
scharfen Intelligenz mit ihm», sagte Sara. «Ich weiß nicht mal, ob er auf dem College war.»
Aus der Tür rief Tessa: «Sara?»
«Ehrlich gesagt», fuhr Sara fort. Sie wollte ihrer Mutter das selbstgefällige Grinsen endlich austreiben. «Ich habe
nicht den Eindruck, dass er sehr helle ist.»
Cathy lächelte wissend. «Ach ja?»
Tessa versuchte es noch einmal. «Sara?»
«Ja, wirklich, und weißt du was? Es ist mir völlig egal.
Wahrscheinlich ist er dumm wie Brot, und es ist mir
scheißegal. Ich will ihn schließlich nicht wegen seines
Gehirns.»
Tessa sagte: «Verdammt nochmal, Sara. Halt den Mund
und dreh dich um.»
Als sich Sara umdrehte, wurde ihr heiß.
Jeffrey lehnte in der Tür, die Arme über der Brust ver‐
schränkt. Ein schiefes Lächeln umspielte seine Lippen,
doch in seinen Augen lächelte nichts. Er nickte in Richtung
des Koffers. «Abfahrbereit?»
Es begann zu nieseln, als sie Grant County verließen. Sara sah zu, wie die Scheibenwischer in regelmäßigen Abstän-70
den das Wasser zur Seite schoben, und überlegte, was sie sagen sollte. Mit jedem Scheibenwischen nahm sie sich
vor, das Schweigen zu brechen, doch im nächsten Moment
pflügten die Wischblätter schon wieder über die Scheibe
und sie hatte immer noch kein Wort herausgebracht. Sie
starrte aus dem Fenster, zählte Kühe, dann Ziegen, dann
Reklameschilder. Je näher sie nach Macon kamen, desto
höher wurden die Zahlen, und als sie die Ausfahrt erreichten, war Sara schon im dreistelligen Bereich.
Jeffrey schaltete herunter und überholte einen Sattel‐
schlepper. Auch er hatte seit Grant County kein Wort ge‐
sprochen, und jetzt brach er das Eis mit den Worten: «Dein
Wagen fährt gut.»
«Ja», stimmte Sara zu. Sie war so erleichtert, dass er
etwas sagte, sie hätte heulen können. Gott sei Dank hat‐
ten sie ihren Wagen genommen und nicht seinen Truck,
wer weiß, wie lange sie noch geschwiegen hätten. Um das
Gespräch am Laufen zu halten, bemerkte sie: «Deutsche
Wertarbeit.»
«Stimmt anscheinend, dass alle Ärzte BMW fahren.»
«Mein Dad hat ihn mir zum Studium geschenkt.»
«Netter Dad», sagte er, und dann fügte er hinzu: «Deine
Mum scheint auch sehr nett zu sein.»
Sara räusperte sich, die Entschuldigungen, die sie sich
während der letzten Stunde zurechtgelegt hatte, fielen ihr
plötzlich nicht mehr ein. «Mir wäre es lieber gewesen, du hättest sie unter anderen Umständen kennen gelernt.»
«Ich hatte nicht damit gerechnet, sie überhaupt kennen
zu lernen.»
«Natürlich»,
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