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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Footballheftchen, und sogar der Schirm
    der Stehlampe trug das orangeblaue Auburn‐Logo.
    Nell führte sie durch den Flur zur Hintertür, doch vor
    einem gerahmten Zeitschriftencover blieb Sara stehen.
    Unter dem Banner des SEC Monthly war ein Foto von Jeffrey an der Fünfzig‐Yard‐Linie zu sehen. Er trug das Haar länger, und sein Schnurrbart outete das Foto als mindestens fünfzehn Jahre alt. Er hatte einen blauen Pullover an und den Fuß auf den Football gestellt. Darunter stand:
    «Der große Coup für die Tigers?»
    Ohne nachzudenken, fragte Sara: «Er hat für Auburn
    gespielt?»
    Endlich lachte Darnell. «Er hat dich ins Bett gekriegt,
    ohne dir vorher seinen Sugar‐Bowl‐Ring zu zeigen?»,
    fragte sie und schaffte es, Sara gleichzeitig das Gefühl zu geben, dumm und ein Flittchen zu sein.
    «Hey.» Für Saras Geschmack trat Jeffrey ein bisschen zu
    spät auf den Plan. In der Hand hatte er ein Bier. «Ihr habt euch also schon kennen gelernt.»

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    Nell sagte: «Du hast mir nicht erzählt, dass sie Stripperin ist, Slick.»
    «Nur am Wochenende», sagte er und reichte Nell das
    Bier. «Und nur so lange, bis sie bei der Fluggesellschaft eine Vollzeitstelle bekommt.»
    Sara versuchte seinen Blick aufzufangen, um ihm klar
    zu machen, dass sie so schnell wie möglich hier verschwin‐
    den wollte. Doch entweder hatte Jeffrey noch nicht gelernt,
    ihre Zeichen zu deuten, oder er war sich voll bewusst, wel‐
    cher Behandlung sie ausgesetzt war, und amüsierte sich.
    Sein freches Grinsen bestätigte sie in der letzteren Vermutung.
    Jeffrey nahm sie in den Arm, zog sie an sich und küsste sie aufs Haar. Es fühlte sich an, als wollte er ihr mitteilen, was für ein toller Kumpel sie war. Doch Sara hatte keine Lust auf solche Spielchen. Sie zwickte ihn, so fest sie
    konnte, in den Arm.
    Er zuckte zusammen und rieb sich die Stelle. «Nell, lässt du uns einen Moment allein?»
    Nell ging über den Flur zurück und verschwand in einer
    Tür, wahrscheinlich in die Küche. Durch die offene Hin‐
    tertür sah Sara einen Pool im Garten und ein zweites Paar,
    das in Plastikstühlen saß. Irgendwo bellte ein Hund. Pos‐
    sum stand mit einer langen Gabel hinter dem Grill und
    winkte ihnen durch die Fliegengittertür zu.
    Sara zischte: «Dein kleiner Umweg scheint ja bestens
    geplant zu sein.»
    «Wie bitte?»
    Sie redete leise, denn sie war überzeugt, dass Nell mit‐
    hörte. «Gehört das zum Einführungskurs für deine neuen
    Spielzeuge?»
    «Meine was?»

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    Sie zeigte auf die Küche. «So hat mich deine Freundin
    bezeichnet.»
    Wenigstens hatte er den Anstand, verärgert auszusehen.
    «Sie denkt nur –»
    «Dass ich eins deiner Flittchen bin?», knurrte Sara, die
    Wut schnürte ihr die Kehle zu. «Dafür hält sie mich nämlich, das hat sie mir unmissverständlich klar gemacht.»
    Er versuchte es noch einmal mit seinem Lächeln. «Sara,
    Honey –»
    «Wage es bloß nicht, mich nochmal so zu nennen, du
    Mistkerl.»
    «Ich habe nicht‐»
    Sie musste sich sehr beherrschen, um nicht laut zu wer‐
    den. «Für wen zum Teufel hältst du dich eigentlich, mich über den verdammten Moskitoäquator zu schleppen, nur
    um mich bloßzustellen? Nicht mit mir, das sag ich dir. Du hast zwei Sekunden, um dich von diesen Leuten zu verabschieden, denn ich fahre nach Grant County zurück,
    und es ist mir scheißegal, ob du mit im Wagen sitzt oder nicht.»
    Drei Sekunden vergingen, dann brach er in Gelächter
    aus. «Allmächtiger», sagte er. «Das war mehr, als du auf der ganzen Fahrt gesagt hast.»
    Sara war so wütend, dass sie ihn mit aller Kraft gegen
    die Schulter boxte.
    «Au», sagte er und rieb sich die Stelle.
    «Ach, unser Footballstar verträgt einen sanften Schlag
    nicht?» Sie schlug noch einmal zu. «Warum hast du mir
    nicht mal erzählst, dass du Football gespielt hast?»
    «Ich dachte, das weiß jeder.»
    «Und woher hätte ich es wissen sollen?», fragte sie.
    «Von Rhonda auf der Bank?» Er packte ihre Hand, bevor

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    sie noch einmal zuschlagen konnte. «Von der Schlampe
    beim Schilder‐Dienst?» Sie versuchte sich loszureißen,
    doch sein Griff war zu fest.
    «Honey –» Dann verbesserte er sich grinsend. «Sara.»
    «Glaubst du etwa, ich weiß nicht, dass du praktisch jede Frau in der Stadt gevögelt hast?»
    Er machte ein betroffenes Gesicht. «Das waren doch nur
    Platzhalter, während ich auf dich gewartet habe.»
    «So eine gequirlte Scheiße.»
    Er kam einen Schritt auf sie zu und legte ihr die Hände

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