Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
liebsten gebeten weiterzumachen, doch
    sie sagte nur: «Ich habe von meinen auch ein paar behalten.»
    Er setzte sich hinter Sara aufs Bett und nahm sie zwi‐
    schen die Beine. «Aber ich konnte mir das eigentlich nicht leisten.»

    109
    «Reich war ich auch nicht», sagte Sara abwehrend.
    «Mein Vater ist Klempner.»
    «Und ihm gehört die halbe Stadt.»
    Sara schwieg, sie hoffte, er würde das Thema fallen las‐
    sen. Eddie Linton hatte einst in Immobilien am Rande des College‐Campus investiert, was Jeffrey herausgefunden
    hatte, als er wegen einer Ruhestörungssache herumtele‐
    fonierte. In Jeffreys Augen waren die Lintons vielleicht
    wohlhabend, doch Sara und Tessa waren mit der Devise
    aufgewachsen, dass sie nicht mehr Geld ausgeben durften,
    als sie in den Hosentaschen hatten. Und das war nie viel.
    Jeffrey sagte: «Nell hat dir wahrscheinlich von meinem
    Vater erzählt.»
    «Ein bisschen.»
    Er lachte bitter. «Jimmy Tolliver war ein kleiner Ga‐
    nove, der dachte, er könnte ein ganz großes Ding drehen.
    Zwei Männer sind gestorben, als sie die Bank überfallen
    haben, und jetzt sitzt er, ohne Hoffnung auf Begnadi‐
    gung.» Jeffrey griff nach der Bürste. «Egal, wen du fragst, hier in der Stadt sind sie alle davon überzeugt, dass ich genauso schlimm bin wie er.»
    «Das wage ich ernsthaft zu bezweifeln», gab Sara zu‐
    rück. Sie arbeitete schon eine geraume Zeit mit Jeffrey zu‐
    sammen und wusste, dass er sich ein Bein ausriss, damit
    immer alles korrekt ablief. Seine Integrität hatte sie von Anfang an beeindruckt.
    «Früher habe ich eine Menge Ärger gemacht.»
    «Das haben die meisten Jungs.»
    «Nicht mit der Polizei», entgegnete er, und sie wusste
    nicht, was sie darauf sagen sollte. Aber so schlimm konnte
    er nicht gewesen sein, sonst hätte ihn die Polizei später nicht eingestellt.

    110
    Dann fuhr er fort: «Ich schätze, Nell hat dich auch über meine Mutter aufgeklärt.»
    Sara schwieg.
    Er begann ihr Haar zu bürsten. «Warst du deswegen so
    schlecht beim Trivial Pursuit? Weil du dich auf Nells Geschichten konzentrieren musstest?»
    «In Brettspielen war ich noch nie gut.»
    «Und in anderen Spielen?»
    Sie schloss die Augen und genoss die Bürstenstriche.
    «Im Tennis habe ich dich geschlagen», erinnerte sie ihn.
    «Ich hab dich gewinnen lassen.» Doch sie wusste genau,
    dass ihm die Niederlage schwer im Magen gelegen hatte.
    Jeffrey strich ihr Haar zurück und küsste sie zärtlich auf den Nacken.
    «Willst du eine Revanche?», schlug sie vor.
    Er nahm sie in die Arme und zog sie näher an sich her-an. Dann tat er etwas mit der Zunge, dass sie fast um den Verstand brachte.
    Sie versuchte sich aufzusetzen, doch er ließ sie nicht gehen. Sie flüsterte: «Deine Mutter ist nebenan.»
    «Nebenan ist das Bad», widersprach er und schob die
    Hände unter ihr Pyjamaoberteil.
    «Jeff –», seufzte sie, als er die Hand in ihre Schlafanzug-hose gleiten ließ. Doch bevor er weiterkam, hielt sie ihn auf.
    Er sagte: «Vertrau mir. Sie wacht nicht auf.»
    «Das ist es nicht.»
    «Ich habe die Tür abgeschlossen.»
    «Warum hast du abgeschlossen, wenn sie sowieso nicht
    aufwacht?»
    Er knurrte, wie er wahrscheinlich früher auch seine
    Lehrerin angeknurrt hatte. «Weißt du, wie viele Nächte

    111
    ich hier als Kind wach gelegen habe und mir nichts sehnlicher wünschte als eine wunderschöne Frau im Bett?»
    «Jetzt sag mir nicht, dass ich die Erste bin, die du hier hast.»
    «Hier?», fragte er und zeigte auf den Boden.
    Sie drehte sich um und sah ihn an. «Glaubst du, es
    macht mich heiß zu hören, wie viele Frauen du hattest?»
    Er zog sie auf den Boden. «Aber du bist die Erste, die ich
    hier habe.»
    Sie seufzte übertrieben. «Endlich was, worauf ich stolz
    sein kann.»
    «Hör auf damit», sagte er plötzlich ernst.
    «Sonst passiert was?», neckte sie.
    «Ich meine es ernst.»
    «Nach allem, was ich so höre –»
    «Ganz ehrlich, Sara. Das hier ist kein Spaß.»
    Sie sah ihn verständnislos an.
    «Was du zu deiner Mutter gesagt hast», erklärte er und
    strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. «Ich will
    nicht nur meinen Spaß haben mit dir.» Er hielt inne, dann wandte er den Blick ab und starrte das Bücherregal an.
    «Vielleicht ist es für dich nur Spaß, aber für mich nicht, und deshalb möchte ich, dass du aufhörst, so zu reden.»
    Sara schossen all die Warnungen durch den Kopf, die sie
    in den letzten Monaten erhalten hatte, und so widerstand
    sie dem Impuls, sich

Weitere Kostenlose Bücher