Schattenblume
Waffe herum. «Vielleicht stirbt er so oder so.»
«Was wollt ihr …» Sara brach ab, versuchte ihre Gefühle zu beherrschen. Aber es gelang ihr nicht. «Was habt ihr gegen uns? Was haben wir euch getan?»
«Es geht nicht um euch», erklärte Smith. Er nahm das Telefon ab und schrie: «Was zum Teufel wollt ihr?»
«Oder Jeffrey», brachte Sara stockend hervor. Smith sah sie nicht an, und so wandte sie sich an seinen Komplizen. «Was hat Jeffrey euch getan?»
Der Komplize drehte sich zu Sara um, das Gewehr weiter auf die Tür gerichtet.
«Halt die Fresse», bellte Smith ins Telefon. «Wir machen hier eine kleine Notoperation. Dafür habt ihr die Sanitäter doch reingeschickt!»
Sara ließ nicht locker. «Was?», fragte sie. «Was wollt ihr? Warum tut ihr das?», flehte sie verzweifelt. «War um ?»
Der Komplize starrte sie an. Smith hielt sich das Telefon an die Brust, als wäre er gespannt, was sein Partner antworten würde. Der Mann sprach leise, aber deutlich, als er antwortete: «Weil Jeffrey sein Vater war.»
Sara riss die Augen auf, als hätte sie einen Geist gesehen. Mit zitternden Lippen fragte sie: «Jared?»
KAPITEL SIEBZEHN
Montag
S ara zählte das Tuten, bis der Anrufbeantworter ihrer Eltern dran war. Eddie Linton hasste Anrufbeantworter, doch er hatte schließlich einen angeschafft, als Sara aus Atlanta zurückgekehrt war, damit sie sich sicherer fühlte. Nach dem sechsten Tuten schaltete sich sirrend das Band ein, und die schroffe Stimme ihres Vaters befahl dem Anrufer, eine Nachricht zu hinterlassen.
Sara wartete auf den Piepton, dann sagte sie: «Mama, ich bin’s –»
«Sara?», meldete sich Cathy. «Einen Moment.» Sara wartete, bis ihre Mutter den Anrufbeantworter abschaltete, der oben im Schlafzimmer ihrer Eltern stand. Es gab nur zwei Telefone im Haus: eins in der Küche mit einer zwanzig Meter langen Schnur und eins im Elternschlafzimmer, das für Sara und Tessa seit ihrer Teenagerzeit tabu war.
Sara ließ den Blick über das Skelett auf dem Untersuchungstisch gleiten, wo heute Morgen noch Luke Swan gelegen hatte. Hoss hatte drei Pappkartons dabeigehabt, um die Knochen abzutransportieren, und auch wenn Sara von seiner Ignoranz schockiert war, war sie nicht in der Position,seine Methoden zu kritisieren. Mühevoll hatte sie das Skelett wieder zusammengesetzt und nach Hinweisen auf die Identität der Frau gesucht. Das Ganze hatte Stunden gedauert, doch jetzt war sie sich zumindest einer Sache sicher: Das Mädchen war definitiv ermordet worden.
Cathy war wieder am Apparat. «Geht es dir gut?», fragte sie. «Ist was passiert? Wo bist du?»
«Es geht mir gut, Mama.»
«Ich habe gerade Puderzucker für die Muffins gekauft.»
Sara hatte ein schlechtes Gewissen. Ihre Mutter backte nur Muffins, wenn sie Sara trösten wollte.
Cathy fuhr fort. «Dein Daddy ist zu Chorskes gerufen worden. Der kleine Jack hat eine Hand voll Wachsmalstifte das Klo runtergespült.»
«Schon wieder?»
«Schon wieder», wiederholte ihre Mutter. «Kommst du rüber und hilfst mir mit den Muffins?»
«Tut mir Leid», sagte Sara. «Ich bin noch in Sylacauga.»
«Oh.» Der Ausruf drückte zugleich die Enttäuschung und die Missbilligung ihrer Mutter aus.
«Wir hatten hier ein Problem», begann Sara, aber sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Heute früh hatte sie ihrer Mutter von Robert und der Schießerei erzählt, doch sie hatte ihren Verdacht verschwiegen, wer wirklich den Finger am Abzug hatte. Jetzt merkte sie, dass sie es nicht mehr für sich behalten konnte, und so erzählte sie ihrer Mutter alles, angefangen bei den Schmauchspuren, über Reggies Warnungen, bis hin zu ihrer Beobachtung, dass Jeffrey am Fundort des Skeletts etwas hatte mitgehen lassen.
«Ein Armband oder so was?», fragte Cathy.
«Ich weiß es nicht», sagte Sara. «Es sah aus wie ein Goldkettchen.»
«Warum sollte er so etwas tun?»
«Gute Frage», sagte Sara. «Ich habe mir die Knochen den ganzen Tag lang angesehen.»
«Und?»
«Die Knochennähte an ihrem Schädel sind noch nicht vollständig verwachsen.» Sara lehnte sich an den Tisch und betrachtete die junge Frau. Sie fragte sich, was ihr kurzes Leben so tragisch hatte enden lassen. «Außerdem sind die Wachstumsfugen der langen Röhrenknochen noch nicht ganz geschlossen.»
«Und das bedeutet?»
«Sie war wahrscheinlich noch ein Teenager, höchstens Anfang zwanzig.»
Cathy schwieg einen Moment, dann seufzte sie: «Die arme Mutter.»
«Ich habe beim Sheriff
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