Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
Moyers ging noch einen Schritt auf seinen Bruder zu, doch Cavanaugh schloss auf und legte ihm eine Hand auf den Arm.
»Warten Sie hier, Eric. Wo sind die Bankangestellten, Bobby? Diejenigen, die mit uns kommen sollen?«
»Sie haben unseren Plan mitgehört«, erklärte Bobby. »Das hat zu einem ganz schönen Streit da drinnen geführt. Es ist schon seltsam, was Menschen alles tun oder sagen würden, um sich selbst zu retten.«
»Sie wollen nur leben, Bobby, ihr Leben weiterführen. Wie wir alle. Sie haben auch Träume, die Sie verwirklichen wollen, oder? Das wäre ein guter Startpunkt. Bringen Sie die Bankangestellten heraus.«
Der Druck der Pistole in Theresas Rücken ließ nach. Das Drama auf der Straße forderte Lucas’ ganze Aufmerksamkeit.
»Komm schon, Bobby«, drängte Eric Moyers.
»Ich weiß, dass Mom wegen mir graue Haare bekommen hat.«
»Wir können später darüber reden«, versuchte ihn sein Bruder zu beruhigen.
»Nein, ich muss das jetzt loswerden. Ich weiß, dass meine Probleme sie sehr belastet haben, aber sie wäre damit zurechtgekommen. Auch, dass ich ins Gefängnis gewandert bin, hätte sie überstanden. Aber als du sie überredet hast, den Kontakt zu mir abzubrechen, kein Anruf, kein Brief, kein Besuch – das hat sie nicht verkraftet.«
»Lass uns gehen, Bobby.«
Theresa schaffte es mit enormer Kraftanstrengung, ihre Kiefer so weit auseinanderzuziehen, dass einer von Lucas’ Fingern in ihren Mund rutschte. Sie biss zu, erwischte dabei auch einen Teil ihrer Unterlippe und schmeckte Blut. Unwillkürlich lockerte er seinen Griff.
»Lauft!«, schrie Theresa verzweifelt.
Lucas brachte sie erneut zum Schweigen und zog sie zurück. Eric Moyers drehte sich verwirrt nach ihrer Stimme um. Cavanaugh erfasste die Situation und packte Erics Arm, zog ihn in Richtung der Bibliothek. Bobby zog plötzlich eine Pistole hinter dem Rücken aus seinem Gürtel hervor, die unter seiner weiten Windjacke verborgen gewesen war. Damit schoss er seinem Bruder ins Gesicht. Während er sich zur Bank zurückzog, gab er einen weiteren Schuss auf Chris Cavanaugh ab.
29
15:26 Uhr
Mindestens drei Scharfschützen trafen Bobby Moyers. Die Durchschlagskraft eines jeden einzelnen Schusses warf ihn zurück über den Gehsteig, wo ihn der letzte Schuss am Kopf traf. Sein Blut explodierte über das Glas der offenen Tür; ein feiner Sprühregen bedeckte Theresas Gesicht. Er sank zu ihren Füßen zu Boden, halb im Bankgebäude liegend.
Theresa schrie etwas, bevor Lucas ihre Stimme zu einem panischen Wimmern abdämpfte. Er spannte seine Muskeln an, bewegte sich jedoch nicht. Sagte auch nichts. Er wirkt nicht überrascht .
Eric Moyers lag bewegungslos auf dem heißen Asphalt. Cavanaughs Hand zuckte, und sie hätte auf der Stelle in Tränen ausbrechen können. Für Bobby gab es keine Hoffnung mehr; der untere Teil seines Hinterkopfes war vollkommen zerstört.
Der Schuss musste Cavanaugh in die Weste getroffen haben, da er sich jetzt aufsetzte und nach Eric Moyers sah.
Bitte, hoffentlich ist Eric noch am Leben , betete sie. Er hat versucht, uns zu retten, und heute sind schon genug Leute gestorben .
Doch Cavanaugh rief nicht nach einem Krankenwagen oder forderte einen über sein Funkgerät an. Seinem Verhalten nach war Eric Moyers nicht mehr zu retten.
Lucas schob sie in den Eingang, bis sie mitten im gleißenden Sonnenlicht stand, die Strahlen sie unbarmherzig durchbohrten und ihre Kleidung aufheizten, bis sie ihre Haut verbrannte. »Cavanaugh!«, rief er.
Der Unterhändler blickte auf, blinzelte in die Sonne und erhob sich langsam auf die Füße.
»Kommen Sie rein«, befahl Lucas. »Gesellen Sie sich zu uns.«
Ich würde wetten, dass er diese Situation nicht in seinem Buch behandelt .
»Ich muss wirklich hier draußen bleiben, Lucas. Ich muss die Arrangements treffen können, die Sie benötigen, muss alles organisieren. Von da drinnen kann ich nichts für Sie tun.«
»Lassen Sie mich das klarmachen.« Lucas zog die Pistole hinter Theresa hervor und drückte sie ihr an die rechte Schläfe; er stand so dicht an sie gepresst, dass ihre Haare seine Stimme dämpften. »Sie kommen jetzt hier rein, oder ich verteile ihr Gehirn über den hübschen Marmor.«
Theresa stand so still wie aus Stein gemeißelt. Die Scharfschützen würden versuchen, Lucas ins Visier zu bekommen, warteten, dass er sich so weit aus ihrem Schatten bewegte, damit sie abdrücken konnten. Doch auch er bewegte sich kein bisschen. Sein Körper bedeckte
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