Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
Cavanaugh, so eng, dass sie seinen Schweiß riechen konnte. Ihre Hände strichen über den Rücken seiner kugelsicheren Weste, auf der Suche nach den Umrissen einer verborgenen Waffe. Sollte sie eine finden, würde sie Lucas ohne mit der Wimper zu zucken erschießen. Dessen war sie sich so sicher wie ihres eigenen Namens.
Natürlich war Chris unbewaffnet. Er hatte es versprochen, und er konnte nicht lügen.
»Los. Setzt euch zu den anderen.«
Theresa ging seitlich zum Informationsschalter, um ihm ihren Rücken nicht zuzudrehen, und ließ sich fast dankbar auf den kühlen Marmorboden fallen. Ihre Handgelenke bluteten aus oberflächlichen Schnitten. Cavanaugh setzte sich neben sie. Lucas eilte an den Türen vorbei, um sich in das L der Schalter und der äußeren Wand zurückzuziehen, wobei er sein rechtes Knie fast unmerklich stärker belastete.
»Nun.« Er nahm sein Gewehr wieder in die rechte Hand und wechselte die Pistole in die linke. »Das war aufregend. Ich werde die Weste an mich nehmen, Chris, da ich sie wohl eher brauchen werde als Sie.«
Theresa versuchte sich vorzustellen, was gerade in Cavanaughs Kopf vor sich ging. Seine blütenreine Bilanz war befleckt, und er befand sich am falschen Ende der Telefonleitung. Würde er seinen Job einfach hier weitermachen oder aufgeben, Jason übernehmen lassen? Immer vorausgesetzt, dass sein Gehirn nach dem Schock noch funktionierte. Wie würde er mit der Situation umgehen?
»Die Situation hat sich nicht gerade verbessert, Lucas.« Sie hörte ihn deutlich durch das Klingeln in ihren Ohren. Also war sie nicht taub.
»Was Sie nicht sagen.«
»Wer sind Sie?«, fragte Jessica Ludlow den Mann, der sich gerade neben ihr niedergelassen hatte.
»Er ist der Unterhändler, Jessie«, erklärte Lucas. »Auch wenn er bisher keine so gute Arbeit geleistet hat. Dieser Hund hat keinen Biss, wie wir daheim sagen.«
Cavanaugh fragte: »Was werden Sie jetzt tun? Haben Sie einen Plan?«
»Sie kennen mich, Chris. Ich habe immer einen Plan.«
»Darf ich fragen, wie der aussieht?«
»Dürfen Sie. Nur leider haben wir keine Zeit, darüber zu reden. Geben Sie mir die Weste.«
Cavanaugh zog an den Klettverschlüssen und streifte sich die kugelsichere Weste ab. Sein Hemd hatte einen kreisrunden Blutfleck über der rechten Brusttasche und war vollkommen durchgeschwitzt. Er schob die Weste zu Lucas hinüber und sagte dabei zu Theresa: »Ich bin ein wenig feucht.«
»Sie riechen auch nicht besonders gut«, bemerkte sie trocken.
Offensichtlich fand Chris ihren kleinen Scherz beruhigend, denn ein flüchtiges Grinsen huschte über sein Gesicht. »Wir sind noch am Leben. Wir werden es schaffen.«
»Ich weiß.« Tatsächlich wusste sie gar nichts, aber die gewohnten Abwehrmechanismen erwachten wieder zum Leben. Tu so, als ob alles normal sei, und dann würde es das auch wieder werden. »Wo ist meine Tochter? Wie geht es ihr?«
»Es geht ihr gut. Sie ist in der Bibliothek und schaut sich alles auf dem Bildschirm an.«
»Sie lassen sie hier zusehen ?« Vor Überraschung schrie sie fast, woraufhin Lucas ihr befahl, still zu sein. Sie hörte ihn kaum. »Sie lassen zu, dass sie ihre eigene Mutter mit einer Pistole am Kopf sieht? Was, wenn …«
Sie unterbrach sich. Was, wenn er mich tötet ?
»Es tut mir leid, Theresa«, sagte Cavanaugh. »Aber haben Sie schon mal versucht, Ihrer Tochter etwas zu verwehren?«
»Das tue ich jeden Tag!«
»Nun, wir hatten nicht Ihre Übung. Außerdem wissen alle da drüben, dass es ihnen haargenau so ginge, wenn es sich um ihre Mutter handelte. Ihr Freund ist bei ihr, und Patrick passt auf sie auf. Mehr können wir nicht tun.«
Sie blickte zur Überwachungskamera hinauf. Es geht mir gut, Liebling. Mach dir keine Sorgen. Alles wird gut . »Wie geht es Paul?«
Wieder diese verdächtige Pause. »Ich weiß es nicht.«
Ihr Blick war unerbittlich. »Wissen Sie es wirklich nicht, oder wollen Sie es mir nicht sagen?«
»Ich weiß es wirklich nicht, Theresa. Ich weiß, dass das Krankenhaus einmal mit Frank Patrick gesprochen hat, aber ich hatte keine Zeit zu fragen, was sie gesagt haben. Es tut mir leid.« Sein Blick blieb ruhig, doch immerhin handelte es sich um Chris Cavanaugh, den Meister der Überredung, den, dessen einzige Mission im Leben es war, Schachzüge auszuarbeiten und zu manipulieren.
Aber er konnte nicht lügen, richtig? Natürlich war er sehr beschäftigt gewesen, und man hätte ihm sicher gesagt, wenn Lucas einen Cop getötet hätte. Der
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