Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
oder? Mein Boss wird sehr viel weniger bereit sein, mit Ihnen zu verhandeln, wenn er glaubt, dass Sie wahllos Leute ohne Grund erschießen.«
»Sagen Sie ihm, er soll sich vorstellen, wie viele ich erschieße, wenn ich einen Grund habe.«
»Ich verstehe Sie nicht, Lucas. Sie bleiben die ganze Zeit so ruhig, Sie nehmen die Lobby ein, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen, und dann töten Sie einfach ohne Motiv eine Frau.«
»Sie müssen mich nicht verstehen, Chris. Ich verstehe Sie.«
»Dann begreifen Sie das hier: Bevor wir weitergehen können, brauche ich Ihr Wort, dass niemand mehr zu Schaden kommt, bevor ich nicht die Chance hatte, mit Ihnen über alles zu reden. Keine Überraschungen mehr. Wenn Sie planen, jemanden zu verletzen, sagen Sie es mir zuerst, dann finden wir eine Lösung. Geben Sie mir Ihr Wort?«
»Nein.«
»Normalerweise lassen sie sich darauf ein.«
Theresa hätte nicht gedacht, dass sich ihr Magen noch mehr zusammenkrampfen konnte, doch das tat er. Sie wünschte, Frank oder Don wären hier. Oder Paul. Besonders Paul.
»Keiner hier wird Ihnen geben, was Sie wollen, wenn sie glauben, dass Sie die Leute sowieso abknallen. Sie geben uns keinen Anreiz, mit Ihnen zu arbeiten, das will ich damit sagen.«
»Ich verstehe das sehr gut, Chris. Hier ist Ihr Anreiz: Ich will das Auto in zwanzig Minuten vor dem Gebäude stehen haben, Schlüssel im Zündschloss, laufender Motor. Oder ich erschieße eine weitere Geisel. Genügt das? Ich denke doch.«
»Sie können das Auto haben, Lucas. Sie dürfen nur keine Geisel mitnehmen, das ist alles.«
»Und wie sollen wir zum Auto kommen, ohne dass uns Ihre Scharfschützen aufs Korn nehmen? Haben Sie dafür auch eine Lösung, Chris?«
»Wenn Sie die Bank verlassen, nur Sie beide, wird niemand auf Sie schießen. Das kann ich Ihnen hundertprozentig garantieren.«
»Wir können einfach einsteigen und wegfahren? Und wie weit kommen wir dann?«
»Das kann ich nicht beantworten. Ich kann nur beeinflussen, was in diesem Block der East Sixth geschieht.«
»Das reicht nicht«, sagte Lucas und legte auf.
Cavanaugh überlegte einen Moment und wählte dann erneut.
»Und was jetzt?«, fragte Theresa Jason.
»Er wird weiter mit ihnen reden. Auch wenn sich Lucas so cool gibt, muss er bis zum Anschlag angespannt sein, sonst hätte er die Frau nicht einfach erschossen. Er braucht einen Deal, er braucht einen Ausweg nach draußen, aber er wird sich zieren, damit er vor sich selbst und Bobby als der Held dasteht. Chris wird einfach immer weiterreden, bis er ihn mürbe gemacht hat.«
»Mein Exmann hat das auch immer so gemacht. Vor allem wenn er sich etwas Teures kaufen wollte.«
Jason lachte, was sie erschreckte. Sie hatte es nicht als Scherz gedacht.
Frank tauchte zwischen den Buchreihen auf und winkte Jason und Theresa zu sich. Sie folgten ihm außer Hörweite zu einem verglasten Kartenraum in der nördlichen Ecke des Gebäudes. Ms. Elliott oder einer ihrer Angestellten hatte einen zweiten Bildschirm neben einem glänzendblauen Globus aufgestellt; Assistant Chief Viancourt hatte die Live-Berichterstattung von Channel 15 zum Empfang mit der Außenministerin eingeschaltet. Er saß auf einer antiken Holzbank mit zwei anderen Männern in Anzügen, wie große Schuljungen in einem Kurs, den sie gar nicht hatten belegen wollen.
»Ich habe den Bruder hier.« Frank sprach leise. »Bobbys Bruder.«
»Hier?«, fragte Jason. »Sie haben ihn hierher gebracht?«
»Näher als durch ihn kommen wir nicht an diese zwei Typen heran. Er kennt Lucas nicht, hat nie von ihm gehört. Aber er kennt seinen Bruder. Kann ihn auch nicht ausstehen, aber das ist nicht mein Problem.«
»Doch, das ist es«, beharrte Jason. »Wenn er Bobby hasst, dann beruht das Gefühl wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit.«
»Aber er kann doch trotzdem mit ihm reden«, sagte Theresa. »Wenn Lucas ihn ans Telefon lässt.«
Jason schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, ihr kapiert es nicht. Das hier ist nicht das Fernsehen, wo der Gangster in Tränen ausbricht, wenn seine geheiligte Mutter ihm sagt, dass er nach Hause kommen soll. Diese Typen sind Verlierer, die anderen Leuten die Schuld an allem geben, was in ihrem Leben schiefgelaufen ist. Und meistens sind das die nächsten Familienangehörigen. Er wird sicher nicht sentimental werden, nur weil sein Bruder hier auftaucht. Wahrscheinlich macht er ihn für alle seine Probleme verantwortlich.«
»Vor allem dieses«, sagte Frank. »Eric hat ihn bei der Polizei
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