Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
sich wie in einem Kühlschrank. Rein, raus, rein, raus. Dann kommen die Passagiere mit ihren Viren von sonstwo her. Ich bin die ganze Zeit krank.«
Patrick nickte mitfühlend, während er die sich bewegenden Gepäckbänder beobachtete. Er beschloss, sich etwas robusteres Gepäck zuzulegen und so ein Schloss, das nur die Transportation Security Administration knacken konnte. »Bobby ist der Jüngste?«
»Ja, ich bin dreißig, er siebenundzwanzig.«
»Wie viele Geschwister sind es?«
»Nur wir zwei, und Mom. Ich schätze mal, es ist das Übliche – aufwachsen ohne Vater. Unser Vater hat sich von unserer Mutter nach Bobbys Geburt getrennt. Der Bruder meiner Mutter und seine Frau wohnten eine Weile bei uns in der Nähe, die Straße hoch, für … ich weiß nicht mehr, sicher zehn Jahre. Dann hat die Stahlhütte Stellen abgebaut. Mein Onkel ist nach Gary gezogen, weil er dort Arbeit gefunden hat, und Bobby hatte dann niemanden mehr. Ich habe zu der Zeit schon gearbeitet, um Geld für die Miete ranzuschaffen.« Eric Moyers starrte auf den Boden, die Hände zwischen den Knien herabhängend. »Es hat damit angefangen, dass er früh von der Schule heimgekommen ist. Dann wurde er früh von der Schule heimgeschickt. Dann wurde er mit einem Polizeiwagen nach Hause gebracht.«
»Wie hat Ihre Mutter darauf reagiert?«
»Sie hat alles versucht. Erst Verständnis, dann Strenge. Zuerst hat er bei den Nachbarn, Freunden und anderen Leuten geklaut, die unsere Situation kannten und ihn nicht anzeigen würden. Aber Bobby war nicht so klug, dabei zu bleiben. Ich sage Ihnen was über meinen Bruder, Officer. Er hatte nie einen Job. Nie. Hat keine Burger gegrillt oder die Zeitung ausgetragen. Er hat immer nur gestohlen, und selbst das kann er nicht richtig. Ich würde es ja verstehen, wenn er dumm wäre, aber er liest Bücher und ist ein echtes Ass in Mathe. Er würde nur lieber sterben, als sich seinen Lebensunterhalt ehrlich zu verdienen.«
Bisher keine Überraschungen. Frank sagte das Gebet aller Cops still vor sich hin: Bitte, lieber Gott, lass mich etwas Brauchbares herausfinden.
»Dann ist er im Knast gelandet.«
»Er hat eine Scheckeinlösestelle auf der Lorain Avenue überfallen, er und dieser Typ, den er aus seiner Highschool-Sportklasse kannte. Leider war der Angestellte dort der Junge, den sie im Umkleideraum immer in den Abfalleimer geworfen haben, und er hat ihnen die Cops auf den Hals gehetzt. Bobby hatte insofern Glück, dass man auf dem Überwachungsvideo nicht genau erkennen konnte, ob er ein Gewehr oder eine Tasche in der Hand hatte. Er hat eine erträgliche Strafe bekommen.«
»Wo ist der andere Kerl jetzt?« Könnte das Lucas sein?
»Hat versucht, sich an eine Skinheadgang ranzumachen, dachte wohl, die würden ihn im Knast beschützen. Binnen einer Woche hatten sie ihn um die Ecke gebracht.«
Patrick sah sich um, wo er seine leere Getränkedose entsorgen konnte. Der einzige sichtbare Abfalleimer quoll fast über. »Das ist Bobbys einzige Verurteilung?«
»Das ist die einzige ernsthafte Straftat. Er hatte alle möglichen Jugendstrafen.«
»Dann ist er wieder festgenommen worden wegen Verletzung der Bewährungsauflagen.«
»Die Haare meiner Mutter wurden grau während seiner Zeit im Mansfield-Gefängnis. Als er entlassen wurde, hat er gesagt, er hätte seine Lektion gelernt. Das hatten wir schon tausendmal gehört, doch Mom glaubte ihm immer noch. Aber als er angefangen hat, Drogen mit nach Hause zu bringen, in das Haus, in dem seine Mutter schlief, das Haus, für das ich die Miete zahlte, war das Maß voll. Ich habe die Cops gerufen, hab ihm eine weitere Chance verpasst, seine Lektion zu lernen. Was offensichtlich genauso viel genutzt hat wie beim ersten Mal.«
»Darum bin ich hier.« Patrick legte die Dose vorsichtig auf den Müllhaufen.
»Den leeren sie zweimal am Tag«, sagte Eric Moyers. »Wir dehydrieren nur so unglaublich schnell in dieser Hitze.«
»Mr. Moyers, Ihr Bruder befindet sich in einer sehr gefährlichen Situation. Ich glaube, wir brauchen Ihre Hilfe, um sein Leben zu retten.«
Eric Moyers warf seine Dose auf den Abfalleimer und schickte damit einen Müllberg lautstark zu Boden. »Und warum zur Hölle sollte ich das tun wollen?«
14
11:43 Uhr
»Sie denken, Bobby und Lucas sind aus Atlanta?«, fragte Cavanaugh. »Warum?«
Theresa sprach schnell, ohne ihre Augen vom Bildschirm abzuwenden. Paul saß furchterregend still da, den linken Arm an den Körper gepresst, um seine Waffe zu
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