Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
würde gern mit ihm sprechen.«
»Ich auch«, fügte Jason hinzu.
Eric Moyers’ Situation hatte sich nicht großartig verbessert, seit er seinen Arbeitsplatz verlassen hatte. Von einem unwirtlichen Klima mit einem nur ungenügend gefüllten Getränkeautomaten zum nächsten. Er saß an einem verlassenen Mikrofichearbeitsplatz und trank emotionslos aus einer Dose Sprite.
Theresa baute sich vor ihm auf und stellte sich vor. Der Mann sah erschöpft aus und atmete rasselnd, aber er beantwortete Theresas und Jasons Fragen, ohne sich zu beklagen. Theresa hatte den Verdacht, dass er auch Peggy Elliott Rede und Antwort stehen würde. Eine Aura von hoffnungsloser Resignation umwehte jedes Wort.
»Besitzt Bobby einen weißen Mercedes?«
»Nicht weiß«, korrigierte Eric sie bitter. »Perlfarben.«
»Und er hat ihn eingelagert, als er die letzte Strafe in Atlanta verbüßt hat?«
»Ich wüsste nicht, wo.«
»Könnte er sich die Gebühr für sechs Monate Einlagern leisten?«
»Klar. Bobby hatte immer Geld – gestohlenes natürlich, aber er hatte es.« Er schnaubte. »Er hat sein Auto eingelagert? Das ist wahrscheinlich das einzige Mal in seinem Leben, dass mein Bruder vorausgedacht hat.«
Jason fragte weiter: »Hat er in Brookpark gewohnt, bevor er ins Gefängnis gekommen ist? Das Auto ist auf eine Adresse dort zugelassen.«
»Wir haben alle da gewohnt. Dort sind Bobby und ich aufgewachsen. Aber er war im Knast und Mom tot – da wollte ich dort nicht mehr allein wohnen. Hab das Haus schon vor Monaten verkauft.«
Jasons Handy klingelte, und er nahm das Gespräch in ein paar Schritten Entfernung an. Noch bevor er es aufgeklappt hatte, hatte er schon seinen Notizblock in der Hand.
Theresa versuchte es erneut. »Ist Bobby ein guter Mechaniker? Hat er an dem Auto gebastelt, wusste er, wie er es herrichten musste?«
»Bobby könnte nicht mal einen Reifen wechseln, wenn sein Leben davon abhinge. Wenn an dem Auto was verändert wurde, dann hat das jemand anders für ihn gemacht. Was unternehmt ihr eigentlich in dieser Sache? Kann ich nicht irgendwo sitzen, wo ich etwas mitbekomme?«
»Leider passen wir nicht alle in die Kommandozentrale«, beschied sie ihn. Verdammt , dachte sie gleichzeitig, ich lerne schon, Leuten so elegant auszuweichen wie Chris Cavanaugh. » Hat Bobby einen Kumpel namens Lucas?«
»Ich habe dem Cop hier schon gesagt, dass ich keinen von Bobbys Freunden kenne. Er hatte schon immer viele, das gebe ich zu. Jeder mochte Bobby, vor allem Kinder und blöde Tiere. Aber ich kenne seine Freunde nicht – ich wollte sie damals nicht kennen, und jetzt auch nicht.«
»Hat er Sie angerufen, seit er entlassen wurde?«
»Vielleicht hat er es versucht, aber ich bezweifle es. Ich habe eine neue Adresse, eine neue Telefonnummer und keinen Nachsendeauftrag. Wir hatten nur meinen Onkel und meine Tante gemeinsam, und die sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Um die Wahrheit zu sagen, Miss, ich wusste nicht einmal, dass er draußen ist.«
15
12:05 Uhr
Paul hatte seine Beine ausgestreckt, fiel Theresa auf, wahrscheinlich um ein wenig Druck von seinem Hintern zu nehmen. Er war nicht daran gewöhnt, so lange zu sitzen. Er schaute immer noch nicht zur Kamera hinauf, sondern beobachtete, wie Lucas hin und her ging.
Ich bin ein totaler Versager bei diesen Ermittlungen, Schatz, ich habe noch nichts Nützliches entdeckt, und wir wissen immer noch nicht, wie wir dich da rausholen sollen.
Kessler war verschwunden. Die Protokollantin Irene schrieb gewissenhaft auf, dass Cavanaugh Lucas wieder am Apparat hatte. Er fragte den Geiselnehmer: »Woher kommen Sie eigentlich?«
»Ich könnte sagen, aus den Tiefen der Hölle, aber ich hasse zu viel Drama.«
»Bobby kommt aus Cleveland, geboren und aufgewachsen, das wissen wir …«
»Ach wirklich. Was wisst ihr denn noch?«
»… aber woher sind Sie, Lucas? Woher kennt ihr beiden euch?«
»Ich sehe nicht, wieso diese Information wichtig sein könnte, Chris.«
»Haben Sie Bobby kennen gelernt, als er seine Zeit in Atlanta abgesessen hat?«
Pause. Theresa konnte ihn auf dem Bildschirm sehen, wie er in den Hörer des Telefons am Informationsschalter sprach. Die Telefonschnur begrenzte seinen Bewegungsradius auf den Bereich vor den Geiseln, vor denen er auf und ab ging, das Kabel über ihren Köpfen gespannt. Jeden Moment würde er das Telefon auf einen von ihnen herunterreißen. »Ich sehe das Auto nicht draußen vorfahren. Und erzählen Sie mir nichts mehr von
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