Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
Kopf.
»Haben Sie ein Problem damit, Schätzchen?«
»Nein, aber Sie vielleicht. Es ist immer noch Security im Gebäude. Sie würden es gar nicht schaffen, das Geld zu holen.«
»Natürlich nicht, das wäre der reine Selbstmord. Deshalb werde ich jemand anders losschicken.«
Sein Blick fiel auf Theresa, was verschiedene Gefühle in ihr wachrief. Sie wäre überglücklich, wenn sie sich hier in der Bank bewegen dürfte. Sie wäre überall lieber als hier in der Lobby. Vielleicht fände sie ein Telefon, von dem aus sie sich nach Pauls Zustand erkundigen könnte. Und Rachael anrufen.
Lucas sagte: »Jessie.«
Alle Augen waren plötzlich auf die junge Mutter gerichtet, sodass Theresa die kürzlich verwitwete Frau ungeniert mustern konnte. Jessica Ludlow hatte strahlend blaue Augen und spülwasserblondes Haar, das bis über ihre Schultern herabhing. Ihre Figur war durchschnittlich bis pummelig, und ihre zusammengekrümmte Haltung verstärkte den Eindruck noch. Wie Theresa trug sie eine Seidenbluse, die an ihrem verschwitzten Körper klebte.
Der kleine Junge, der sich an ihrem Oberkörper festklammerte, hatte dieselbe Haarfarbe, allerdings mit einigen dunklen Strähnen. Er befand sich im Halbschlaf, öffnete dann und wann kurz die Augen. Sein Mund und seine Nase waren rot, sein Atem ging leise pfeifend und zerknitterte den Ärmel seiner Mutter. Sie drückte ihn fester an sich.
»Sie werden in den zweiten Stock gehen und das Bargeld der Bankkredite-Abteilung holen.«
»Ich?«, quietschte sie. »Ich arbeite hier unten. Ich drucke Zertifikate aus und verschicke monatliche Kontoabschlüsse, mehr nicht.«
»Sie müssen ja auch nicht gleich in die Abteilung überwechseln, bringen Sie einfach das Geld herunter.«
»Wie?«
»Wie bitte?«
Sie presste das Kind enger an sich. Theresa fragte sich, wie der Kleine überhaupt atmen konnte. »Ja, wie? Ich weiß nicht einmal, wo es sich befindet. Wenn es weggesperrt ist, wie bekomme ich es da heraus?«
»Sie werden sich etwas einfallen lassen.«
Diese Vorstellung schien sie zu erstaunen. »Das werde ich nicht!«
»Aber, aber, Jessie.« Ein ruhiger Lucas war noch furchteinflößender als ein bedrohlicher. »Sie kooperieren nicht. Erinnern Sie sich, was mit der letzten Person passiert ist, die nicht kooperieren wollte?«
Jessica Ludlow beugte ihren Kopf über den kleinen Jungen und schloss die Augen.
»Ich werde gehen«, sagte Theresa.
Lucas beäugte sie kalt. »Ich kann mich nicht erinnern, nach Freiwilligen gefragt zu haben.«
»Was kann sie denn schon mit einem Baby im Arm ausrichten? Ich kann das erledigen.«
»Sie arbeiten nicht einmal hier.«
»Ich bin auch erst seit einem Monat hier«, bemerkte Jessica, sehr zum Unwillen ihres Entführers.
Seine Miene verfinsterte sich noch, als Brad die Hand wie in der Schule hob. »Nein, ich werde gehen. Ich kann das Geld holen – ich habe die Kombination.«
»Sie? Sie sind ein Tourguide. Warum sollten Sie Zugang zu den Bargeldvorräten der Bankkredite-Abteilung haben?«
Der junge Mann zögerte nur einen Moment. »Ich war mal mit einem Mädchen zusammen, das für den Buchprüfer arbeitete. Sie wusste jede Einzelheit über alle Abteilungen. Ich kann Ihnen so viel beschaffen, wie Sie wollen.«
Theresa glaubte ihm nicht, und sie war eigentlich von Natur aus gutgläubig. Lucas fiel auch nicht darauf herein. »Das steht nicht zur Diskussion. Ich werde sogar meine Gründe dafür erklären, um sie vollkommen klar zu machen. Sie …«, der Lauf des Gewehres richtete sich kurz auf Brad, »haben keinen Grund, in diese Lobby zurückzukehren. Dasselbe gilt für Sie, Theresa – Sie haben Ihren Mann ja schon hier herausgeholt. Wenn Sie es hier rausschaffen, können Sie in irgendeinem Krankenhaus seine Hand halten und müssen keinen Gedanken mehr an diese Leute hier verschwenden, die ich erschießen werde, weil Sie nicht zurückgekommen sind. Warum auch. Sie kennen sie ja nicht.«
»Das würde ich nicht tun …«
»Ich rede hier nicht Ihren Charakter schlecht, Theresa, ich sage nur, wie die Dinge aus meinem Blickwinkel aussehen. Jessie auf der anderen Seite ist Mutter. Sie wird gehen und das Geld holen, aber ihr Kind bleibt hier.«
Jessica schnappte nach Luft und barg den Kopf ihres Sohnes an ihrer Schulter.
»Sie ist damit die einzige Person in diesem Raum, von der ich weiß , dass sie zurückkommen wird. Oder? Selbst wenn Sie verängstigt sind. Selbst wenn Ihnen die Cops sagen, dass Sie nicht zurückgehen sollen. Selbst wenn Sie
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