Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
gerade recht kommt, denn Sie bringen mich dazu, Ma’am. Aber genug jetzt. Kommen Sie her.«
Sie bewegte sich auf ihn zu, ihr Atem ging stoßweise. Der Telefonapparat, schwarz und silber, stand auf der erhöhten Umrandung des Schalters. Ein rotes Licht brannte, Zeichen für das fortdauernde Gespräch. Cavanaughs Stimme klang blechern und viel zu weit entfernt. »Theresa?«
»Es tut mir leid, Chris.« Sie brach in Tränen aus. »Es tut mir leid.«
»Theresa, es ist alles okay«, sagte er beruhigend, und es klang, als meinte er es auch so. Aber das Vortäuschen von Mitgefühl war ja schließlich auch seine besondere Begabung. »Wir stehen das hier durch.«
»Es tut mir leid.«
»Beruhigen Sie sich. Alles okay.«
»Es tut mir leid. Sagen Sie Oliver, dass es mir leidtut.«
»Beruhigen Sie sich bitte. Ich bringe Sie da wieder raus.«
»Sie sollten nichts versprechen, von dem Sie nicht wissen, ob Sie es auch halten können«, schaltete sich Lucas ein.
Theresa sagte mit erstickter Stimme: »Geht es Paul gut?«
»Er ist gerade im Krankenwagen. Sie …«
Lucas unterbrach ihn. »Okay, Sie haben mit ihr geredet. Jetzt wird die Dame sich hinsetzen, und Sie werden auflegen, Chris, denn wie ich schon sagte – ich brauche Sie nicht mehr.«
Er schob Theresa leicht in Richtung der übrigen Geiseln. Mit bleiernen Füßen gesellte sie sich zu der Frau, die heute auch ihre zweite Hälfte verloren hatte.
Vielleicht würde Paul überleben.
Vielleicht würde sie es nicht.
War es das wert? Würde Rachael das auch denken? Würde sie ihrer Mutter je vergeben, dieses Risiko eingegangen zu sein, selbst wenn sie überlebte? Selbst wenn Paul überlebte?
Letztendlich spielte es keine Rolle. Sie konnte nicht einfach danebenstehen und zusehen, wie er starb. Sie konnte es einfach nicht.
Jetzt war es zu spät.
Also mach weiter.
Auf der anderen Straßenseite riss sich Cavanaugh das Headset herunter und fragte Patrick: »Wer zum Teufel ist Oliver?«
17
12:35 Uhr
»Alle mal herhören.« Lucas sprach zu der Gruppe der Geiseln, während Bobby außer Reichweite der Scharfschützen lauerte.
Theresa nahm ihre Umgebung in Augenschein; die Halle, die sie vorher nur in Schwarz-Weiß gesehen hatte, erstrahlte plötzlich in Farbe, wie Dorothys Technicolor-Oz. Der glänzende Marmor und die gewölbte, mit Malereien verzierte Decke waren wirklich schön. Eine Schande, dass das Gebäude sich in ein Mausoleum verwandelte, einen Ort für die Toten.
»Es ist halb eins«, sagte Lucas. »Ich will nicht so lange hier herumhängen, bis diese Lieferung kommt. Wollt ihr das?«
Er erhielt keine Antwort, schien aber auch keine zu erwarten.
»Vergessen wir die also und auch die computergesteuerten Tresore im Keller und ihre unkooperativen Roboter. Wo gibt es noch Geld in diesem Gebäude? Weiß das jemand? Brad – Himmel, Brad, entspannen Sie sich, ich werde Sie nicht erschießen. Ich habe mein Auto, Ihnen passiert also nichts. Wo ist das Geld?«
»Wenn ich es Ihnen sage, lassen Sie mich dann gehen?«
Lucas musterte ihn eindringlich. »Wollen Sie unverschämt werden, Brad? Glauben Sie, nur weil Theresa und ich einen Deal gemacht haben, dass jetzt alles möglich ist?«
Der junge Mann schluckte angestrengt. »Ja. Ich sage es Ihnen, wenn Sie mich dann gehen lassen.«
»Das klingt nach keiner schlechten Abmachung. Ich hätte ja immer noch sechs Ihrer Kollegen, richtig?«
Brad nickte hektisch; seine Mitgefangenen waren auf sich gestellt.
Neben ihm ballte Missy die Fäuste, als müsse sie sich zurückhalten, um ihn nicht niederzuschlagen. »Danke auch.«
»Geben Sie Brad nicht die Schuld, weil er an sich denkt. Manche Leute sind so. Okay, sagen Sie mir, wo das Geld ist. Wenn meine Tasche gefüllt ist, können Sie gehen.«
Brad öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Er runzelte die Stirn.
»Sie wissen es eigentlich gar nicht, Brad, oder? Sie dachten, ich nehme Sie beim Wort und schicke Sie dann nach draußen. Wenn ich dann herausfände, dass Sie gelogen haben, wären nur noch Ihre Mitgefangenen hier.«
»Nein, bitte, ich muss nur kurz nachdenken. Ich führe normalerweise nur kleine Kinder hier durch …«
»Nerven Sie mich nicht, Brad.«
»Aber ich bin erst vierundzwanzig!«
»Und warum genau sollte diese Information wichtig für mich sein?«
»Ich kann nicht einfach sterben .«
»Das dachte ich früher auch einmal, Brad. Noch jemand? Und bevor Sie fragen, nein, ich werde niemanden gehen lassen. Aber wenn ich genug Geld habe, werde ich abhauen,
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