Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
Sie diente auch als gute Lektion für die anderen.« Seine sarkastischen Worte passten nicht zum Tonfall seiner Stimme.
»Sie hätten aus dem Ganzen vielleicht ohne Mord herauskommen können. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.«
Er umklammerte wieder ihren Ellenbogen, als sie den Schalterbereich verließen. »Wieso glauben Sie, ich könnte zurückwollen? Was ist Ihrer Meinung nach der Sinn dieser ganzen Aktion?«
»Gute Frage.« Sie wandte sich diesmal den Wachleuten zu, nahm ihre Gesichter in sich auf, wie sich ihre Körper vor Frust anspannten, als sie vorbeigingen, weil sie ihr nicht helfen konnten. Der Hund jaulte auf. »Was ist der Sinn des Ganzen?«
»Der Punkt ist, dass ich mehr als bereit bin zu töten, um zu bekommen, was ich will.« Er sagte das nicht nur an sie gerichtet, sondern auch an den Rest der Geiseln, als sie zum Informationsschalter zurückkehrten. »Habe ich Recht, Theresa?«
Alle wandten sich ihr mit flehendem Gesichtsausdruck zu in der Hoffnung, sie möge ihm widersprechen. Sie konnte es nicht. Trotz der Zurückhaltung in seiner Stimme, wenn auch nicht in seinen Worten, hatte Lucas ohne offensichtliches Zögern oder Bedauern getötet. »Er hat sie umgebracht. Cherise ist tot.«
Missy schrie auf. Brad und die Sicherheitsleute schnappten gleichzeitig nach Luft.
Lucas gab ihren Arm frei, der zu prickeln begann, als das Blut wieder floss. »Setzen Sie sich, Theresa. Missy, lassen Sie das Kind los. Seine Mutter ist überfällig.«
»Sie dürfen den Jungen nicht erschießen«, flehte die Rezeptionistin, genauso wie es Theresa vor kaum zehn Minuten getan hatte.
»Ich würde ihn zur Seite setzen. Die Kugeln würden sonst auch Sie treffen.«
»Sie werden diesen kleinen Jungen nicht erschießen.«
»Theresa«, sagte Lucas. »Nehmen Sie Missy das Kind ab.«
Sie hatte die Straße vor dem Gebäude mit Blicken abgesucht – war das eine Bewegung oder nur eine Hitzewelle? – und sagte ohne nachzudenken: »Warum ich?«
»Weil Missy eine Heldin sein will, eine Inspiration für alle Rezeptionistinnen. Sie werden dagegen alles tun, um zu Ihrem Mann und Ihrer Tochter zurückzukehren.«
»Aber nicht einen kleinen Jungen als Ziel für Sie hochhalten.«
»Sind Sie sicher?«
War sie das? Schuldete sie es nicht ihrem eigenen Kind, am Leben zu bleiben, komme was wolle? Was zum Teufel tat sie dann hier? Warum hatte sie Paul nicht sich selbst überlassen, um sicherzugehen, dass sie Rachael weiterhin eine Mutter sein konnte?
Aber konnte sie jemandes anderen Kind opfern?
Triff deine Entscheidung , hatte ihr Großvater gesagt. Und handle danach .
»Nein«, erklärte sie. »Ich werde es nicht tun.«
Er hob das Gewehr und zielte damit auf den kleinen Jungen und die Rezeptionistin. »Wie Sie wollen.«
»Das ist sehr unklug«, warnte ihn Theresa.
»Wer sagt, dass ich klug sei?«
»Sie selbst«, erwiderte sie verzweifelt. Sein Finger schloss sich um den Abzug.
Das Telefon klingelte.
Der Aufzug gab einen hellen Ton von sich. Theresa hörte eilige Schritte.
Jessica Ludlow rannte in die Lobby, den prall gefüllten roten Rucksack im Arm. »Stopp! Töten Sie ihn nicht!«
Lucas ignorierte das Telefon und richtete den Gewehrlauf auf den Fußboden. »Sieh an, sieh an. Ethans Mommy ist zurück.«
Die junge Frau warf Lucas den Rucksack vor die Füße, ging in die Knie und nahm Missy ihr Kind vom Arm. Der kleine Ethan umklammerte das Browns-Maskottchen und weinte.
Lucas riss den Rucksack mit einer Hand hoch. »Schau mal, Bobby. Die kleine Lady hat’s geschafft.«
»Ich habe alles eingepackt«, sagte Jessica atemlos. »In der Bankkredite-Abteilung war Bargeld in den Schubladen. Hundertdollarscheine.«
»Und die lagen einfach rum?«, fragte Lucas. Er kauerte auf dem Boden neben dem großen schwarzen Seesack und öffnete den roten Rucksack, als wäre dieser ein Geschenk unter dem Weihnachtsbaum. Theresa hatte gerade gesehen, was er mit Cherise angestellt hatte, doch im tiefsten Inneren war sie sich sicher, dass Lucas erleichtert war, seine Drohungen gegenüber Ethan nicht wahrmachen zu müssen. Die meisten Menschen hatten ein Herz für Kinder, dachte sie. Was ihn allerdings nicht weniger gefährlich machte.
Das Telefon klingelte immer noch.
»Nein«, erklärte Jessica Ludlow. Der Stress ließ ihre Stimme schrill klingen und von den Marmorwänden abprallen. »Die Cops haben mich empfangen. Sie sagten, das sei okay, solange ich wieder zurückkäme.«
»Das habe ich. Ganz ruhig, Jessie.« Er hatte den halben
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