Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
einem Angelausflug und der andere im Krankenhaus.«
»Aufstand im Gefängnis?«
»Herzinfarkt.«
»Und Bobby hatte keine Besucher.«
»Noch was. Parrish hatte noch jemanden auf seiner Besucherliste – einen gewissen Jack Cornell in Tennessee. Der hat ihn zwar nie besucht, stand aber auf der Liste. Es gab einen Jack Cornell in seiner Einheit bei der Armee.«
»Ich wette, dass das sein Waffenkontakt ist«, sagte Patrick. »Lucas kam über Tennessee von Atlanta hierher.«
Cavanaugh öffnete die Kühltasche neben Irene und holte eine tropfende Wasserflasche für Jason hervor. »Hier, du kannst es brauchen. Hol uns Cornell ans Telefon. Wir müssen unbedingt mit ihm reden.«
»Mit ihm reden …« Patrick setzte sich aufs Fensterbrett und zündete eine Zigarette an. »Die Kollegen in Tennessee müssten ihn sich vornehmen. Er ist der beste Verdächtige, der ihnen nicht nur die Waffen, sondern auch den Plastiksprengstoff verschafft hat.«
Cavanaugh wischte sich mit einer Hand den Schweiß von den Schläfen. »Wenn die bei ihm daheim auftauchen, könnten sie buchstäblich auf ein Pulverfass treffen. Darüber hinaus könnte er zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt sein, um mit uns über unsere zu sprechen. Wir haben zwei Tote und eine Gruppe von Geiseln, und er wird nicht leichtfertig seinen Anteil an dem Ganzen zugeben. Jason, du Teufel mit der Silberzunge, hol dir die richtigen Cops in Tennessee an die Strippe und erzähl ihnen alles, was wir haben. Die sollen sich darum in der ihnen angemessen erscheinenden Weise kümmern. Vielleicht kennen sie den Kerl sogar.«
Patrick nahm noch einen tiefen Zug, bevor er seine Zigarette an seiner Schuhsohle ausdrückte. »Ich würde auch jemanden bei der Schwester vorbeischicken. Sie hat zumindest mehr Grund, uns zu helfen, wenn sie will, dass ihr Bruder den Tag überlebt.«
20
12:55 Uhr
Theresa betrachtete die tote junge Frau. Kastanienbraune Locken umrahmten Cherise’ Gesicht, auf dem die roten Lippen und die blicklosen blauen Augen sich deutlich von der bleichen Haut abhoben. Ein Schraubenzieher lag ein paar Zentimeter neben ihrer rechten Hand. Sie trug eine glänzende cremefarbene Bluse und eine taubengrau Hose, auf der feine rote Spritzer zu sehen waren. Ihre Brust war ein klaffendes blutiges Loch. Er musste mehrmals geschossen haben. Theresa wusste nicht, wie empfindlich der Abzug einer solchen Waffe war, wie leicht man dem Opfer den Brustkorb wegblasen konnte, bevor sich der Zeigefinger wieder gelöst hatte. Es sah viel zu leicht aus.
»Sie haben sie umgebracht«, schnaufte Theresa; die Worte klangen selbst für ihre Ohren lächerlich.
»Das sagte ich doch, oder nicht?«
»Ich hatte gehofft … Warum zum Teufel haben Sie sie umgebracht ?«
»Sie hat nicht kooperiert.«
Theresa musterte den Schraubenzieher. Musste Cherise damit die Geldschubladen aufstemmen, und hatte sie ihn als Waffe gegen Lucas verwendet? Hatte er sie in einer Art bizarren Notwehrparodie getötet?
Aber was hatten sie weit hinter den Schaltern getan? Winzige Punkte von Hochgeschwindigkeitsblutspritzern und ein sauberes Einschussloch sprenkelten die Schranktüren links von der Leiche, sie war also auch genau dort erschossen worden. »Was haben Sie eigentlich hier hinten gemacht?«
»Wie bitte?«
»Warum sind Sie hierhergegangen? Das Geld ist doch in den einzelnen Schaltern, warum also hielten Sie sich hier hinten auf?«
»Ich dachte, dass hier noch mehr liegen könnte.«
»Deshalb hatte sie den Schraubenzieher in der Hand? Weil Sie dachten, dass hier noch mehr Schubladen und Container wären, die sie aufstemmen sollte?« Keine Notwehr also.
»Was tun Sie da gerade, Theresa? Ermitteln?«
Ich schaue mir solche Tatorte jeden Tag an , wollte sie ihm sagen, und dieser hier passt überhaupt nicht zusammen . Außerdem verschaffte sie so Jessica Ludlow mehr Zeit. »Ich will wissen, warum Sie sie getötet haben. Was ist passiert?«
»Ich bin mit ihr zu den Schaltern gegangen und habe ihr gesagt, sie soll die Geldschubladen aufstemmen.« Er führte Theresa zurück Richtung Lobby und sprach im Gehen weiter. »Alles war unter Kontrolle. Doch als ich den Bereich hier hinten überprüfen wollte, drehte sie sich um und begann mit mir zu streiten. Sie sagte, dieser Bereich sei nur für Büroarbeiten, was ja noch okay war, doch sie hat die ganze Zeit mit dem Schraubenzieher vor meiner Nase herumgefuchtelt. Zu diesem Zeitpunkt empfand ich es sowohl als notwendig als auch als klug, sie zu töten.
Weitere Kostenlose Bücher