Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
offensichtlich vorstellte, wie es ihrem Mann bei dem Gedanken an das Schicksal seines Sohnes ging.
Theresa tätschelte ihr beruhigend die Schulter. Ethan klopfte mit seinem Stoffhund auf Theresas Hand und deutete auf die blumenbedruckte Handtasche seiner Mutter. »Faffe.«
»Flasche«, übersetzte Jessica. »Er ist tatsächlich hungrig. Wir nehmen die Flasche doch gar nicht mehr, erinnerst du dich, mein Schatz? Du bist jetzt ein großer Junge.«
Vielleicht können wir uns das zunutze machen , dachte Theresa. Cavanaugh hatte gesagt, dass man die Geiselnehmer mit Detailfragen beschäftigt halten musste, um sie mürbe zu machen. Essen heranzuschaffen wäre eine gute Möglichkeit. Es überraschte sie, dass bisher noch niemand die Toiletten hatte aufsuchen müssen. Cherise’ Schicksal könnte sie allerdings auch davon abgebracht haben, um etwas zu bitten.
»Theresa«, rief Lucas wie aufs Stichwort. »Kommen Sie her.«
13:07 Uhr
»Was hat er mit Theresa vor?«, fragte Patrick hektisch vor dem Bildschirm in der Bibliothek. »Was haben Sie zu ihm gesagt?«
»Ich habe ihn gefragt, ob er die Zweiuhrlieferung noch einmal erwägt, da es bis dahin nur noch fünfzig Minuten sind. Mehr nicht.«
Über den Lautsprecher erklang Lucas’ Stimme, etwas gedämpft, als er sich zu Theresa umdrehte, aber immer noch klar und deutlich. »Chris möchte, dass ich die Zweiuhrlieferung abwarte und dann abhaue. Das kann ich akzeptieren, vorausgesetzt, dass kein SWAT -Team gleichzeitig eintrifft, vorausgesetzt, dass hier alle Anwesenden kooperieren, das Geld für mich zu transportieren – Männer und Frauen, habt ihr das verstanden? –, und vorausgesetzt, dass nichts und niemand sich dem Mercedes vor der Tür nähert. An diesem Deal arbeiten wir gerade, Theresa, um Sie auf den neuesten Stand zu bringen. Das Problem ist, dass ich, genauso wie Bobby, den Cops nicht traue, und ich traue auch nicht dem großen Chris Cavanaugh. Vielleicht denkt er, dass ich nicht zurückschlage, wenn ich reingelegt werde. Deshalb müssen Sie verdeutlichen, was mit Leuten passiert, die nicht kooperieren, wie Cherise, da offensichtlich keine Kameras hinter den Schaltern installiert sind. Verstanden?«
Schweigen. Doch auf dem Monitor konnte Patrick Theresas knappes Nicken sehen.
»Also, Theresa, was passiert mit Leuten, die nicht kooperieren?« Er hielt das Telefon in ihre Richtung.
Ein leises fegendes Geräusch, dann ertönte Theresas Stimme. »Cherise ist tot. Er hat sie erschossen.«
»Verdammt«, murmelte Cavanaugh.
»Keine Überraschung«, sagte Patrick.
Theresa fragte: »Wie geht es Paul?«
Patrick ließ seine Zigarette in Jasons leere Wasserflasche fallen. Er hatte nicht einmal im Krankenhaus angerufen. Cavanaugh blickte zu ihm herüber, und er konnte nur mit den Schultern zucken. Cavanaugh drückte den »Sprechen«-Knopf an der Telefonanlage.
»Er ist im Krankenhaus, Theresa. Mehr kann ich Ihnen gerade nicht sagen«, fügte er hinzu und wechselte das Thema. »Haben Sie Cherise gesehen?«
»Habe ich. Sie ist tot, glauben Sie mir. Es war ein explosiver Anblick.«
Stille. Dann ein pfeifendes Geräusch. Ein Klappern, als hätte jemand den Hörer fallen lassen.
Patrick starrte ungläubig auf den Monitor. »Er hat sie geschlagen.«
»Was?« Cavanaugh stand auf und beugte sich näher an den Bildschirm. Lucas hatte Theresa das Telefon aus der Hand gerissen, bevor er ihr mit der rechten Faust ins Gesicht geschlagen hatte. Der Schlag musste heftig gewesen sein; er hatte sie umgeworfen, sodass sie jetzt quer über Missy und Brad lag.
» Scheiße !«, schrie Patrick.
Lucas nahm den Hörer auf, der an seiner Schnur an dem marmornen Informationsschalter herabhing. »Entschuldigen Sie mich bitte für einen Moment, Chris. Theresa und ich müssen etwas besprechen.«
Er legte auf.
Theresa hatte sich zur Seite gerollt und kniete auf allen vieren, versuchte, wieder auf die Füße zu kommen. Das Gewehr in der Hand, griff Lucas ein Büschel Haare in Theresas Nacken und zog sie hoch, schleifte sie hinter sich her, bevor sie ihre Füße auf den Boden gestellt hatte.
»Die Scharfschützen sollen schießen«, brüllte Patrick und blickte hilfesuchend zum Assistant Chief, doch der starrte nur sprachlos auf den Bildschirm. »Er wird sie erschießen, wie er es mit Cherise getan hat!«
Cavanaugh behielt den Monitor im Auge. »Keine Panik.«
»Wieso nicht, verdammt noch mal? Wo ist das SWAT -Team? Wo ist Mulvaney?«
»Er geht mit ihr nicht zu den Schaltern«,
Weitere Kostenlose Bücher