Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
gesammelt.«
»Ich glaube, unser neuer Nachbar hat ihn ihm gegeben.«
Hunde, dachte Theresa. Der Hund der Sicherheitsleute war auf Sprengstoffe trainiert, nicht Drogen. Jedes Mal, wenn Lucas an ihm vorbeiging, bellte er wie rasend. Sie hatte angenommen, dass der Hund auch auf Verbrecher trainiert war, doch was, wenn er Plastiksprengstoff bei Lucas witterte?
Sie war bisher zweimal sehr nahe bei ihm gestanden, einmal, als er sie abgetastet hatte, und dann, als er sie zu Cherise’ Leiche geführt hatte, den Gewehrlauf in ihrer Seite. Sie war gegen seine Brust gestoßen, seinen Körper, und hatte außer Muskeln nichts unter der Kleidung gespürt. Trotz der dunklen Stoffe und der locker sitzenden Jacke konnte sie keine verdächtigen Wölbungen erkennen. Der Plastiksprengstoff war auch nicht im Auto. Er könnte sich in dem Seesack auf dem Boden vor ihr befinden. Oder sie könnten ihn in den Büros hinter den Schaltern versteckt haben, weshalb Lucas auch Cherise getötet hatte. Er brauchte sie, um etwas zu öffnen – was? Einen Tresor? Einen Computerserver? –, damit er den Sprengstoff anbringen konnte. Doch er konnte sie nicht am Leben lassen, falls sie den übrigen Geiseln alles erzählte und die in Panik ausbrachen.
Aber warum zündete er die Sprengsätze nicht einfach, wenn das sein Plan war? Worauf wartete er?
Und warum sollte sich in einem Niedrigsicherheitsbereich im Erdgeschoss etwas befinden, was in die Luft gesprengt zu werden lohnte?
Sie beobachtete Lucas im Gespräch mit Cavanaugh. Er hatte ganz sicher einen Plan. Sie durfte sich von seiner nahezu unerschütterlichen Haltung nicht täuschen lassen – vielleicht war er gar nicht so intelligent, sondern nur ein guter Schauspieler –, doch etwas sagte ihr, dass er genau wusste, was er da tat. Wahrscheinlich hatte er auch einen Plan B und für diesen noch zwei Alternativpläne.
Vielleicht gab es nichts von finanziellem Wert in diesen Schalterbüros. Vielleicht war dort nur ein Stück Fundament, ein tragender Abschnitt, ohne den einige Stockwerke einstürzen würden. Theresa wusste, dass vier oder fünf Pfund RDX einen kräftigen Truck in kleine Brocken zerlegen konnten. Lucas hätte gut und gern zwanzig Pfund bei seinem Ausflug mit Cherise mit sich tragen können, von denen niemand etwas bemerkt hatte. Aber warum es außer Sichtweite bringen? Dort hinten gab es keine Überwachungskameras, und die einzige Zeugin hatte er getötet.
Vielleicht war die wahre Geisel dieses Gebäude. Oder war das der Plan B? Hatte Lucas es deswegen noch nicht in die Luft gejagt?
Vielleicht brauchte er das RDX für seine Flucht. Eine große Explosion wäre schließlich eine perfekte Ablenkung. Im folgenden Chaos könnten Lucas und Bobby mit ein oder zwei Geiseln bequem zum Mercedes gelangen.
Die Sprengladung könnte auch so versteckt sein, dass sie erst explodierte, wenn alles vorbei war und die Angestellten wieder zurück in die Bank kamen. Doch diese Toten und Verletzten würden ihm nicht helfen, und wenn er die Explosion als eine Art Protest gegen Gott weiß was auslöste, wäre die Zahl der Toten zu gering. Was auch immer seine Beweggründe waren, Politik schien nicht dazuzugehören.
Sie musste unbedingt mit Cavanaugh reden.
»Danke, dass Sie sich um ihn gekümmert haben.« Jessica Ludlow riss sie aus ihren Überlegungen. »Er bekommt Hunger, das ist das Problem.« Bobby beobachtete sie scharf, befahl ihnen aber nicht, still zu sein. Jessica Ludlows Tag war bisher extrem anstrengend gewesen, und jetzt musste sie, wie die meisten Menschen, ein wenig Dampf ablassen. »Er quengelt jetzt schon, aber in einer halben Stunde wird er noch zehnmal unerträglicher sein. Seine Snacks sind in meiner Tasche, aber ich weiß nicht, was passiert, wenn ich versuche, sie herauszuholen.«
Theresa versuchte die verängstigte Mutter zu beruhigen. »Ich glaube nicht, dass er einem Kind etwas tun will.«
»Ich glaube, er will uns allen etwas antun«, erwiderte Jessica stirnrunzelnd. »Warum hauen diese Kerle nicht einfach ab?«
»Das frage ich mich auch schon die ganze Zeit.«
»Mein Mann ist sicher schon außer sich vor Sorge.«
Theresas Herz wurde einen Moment lang schwer. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Jessicas Mann lag auf einer Rollbahre in der Gerichtsmedizin, doch Cavanaugh hatte Recht. Sie konnte das Jessica auf keinen Fall einfach so sagen. »Ich bin mir sicher, dass man ihn informiert, dass es Ihnen gut geht.«
»Aber Ethan …« Ihr fehlten die Worte, als sie sich
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