Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
bedrohen könnten, verstehen Sie?«
»Wann waren sie bei ihm? Wann sind sie wieder abgefahren? Haben sie gesagt …«
»Moment, ganz ruhig, ich hab was Besseres für Sie.« Die Stimme des Captains wehte in den stickigen, sonnendurchfluteten Kartenraum wie eine kühle Frühlingsbrise. »Er soll Ihnen alles erzählen, er sitzt hier neben mir.«
»Vielen Dank, Captain. Danke!«
»Ich übernehme den Hörer wieder, wenn Sie mit Cornell fertig sind. Bitte sehr, Jack.«
Ein leises Rascheln ertönte im Hörer, dann: »Hallo?«
Patrick stellte sich vor, sicher zum hundertsten Mal an diesem Tag – zumindest fühlte es sich so an. Er sprach schon wieder zu schnell, doch Jack Cornell schien sich nicht daran zu stören. »Ja, die Cops hier haben mir erzählt, dass Lucas in der Klemme steckt. Er hat mir nichts darüber gesagt, und ich habe auch nicht gefragt. Und was Sie da erzählen, klingt auch überhaupt nicht nach Lucas. Schon eher nach diesem Durchgeknallten, Bobby, aber nicht nach Lucas.«
Patrick zwang sich, tief durchzuatmen. Der erste richtige Durchbruch in diesem Fall, das durfte er nicht vermasseln. »Okay, fangen wir noch mal von vorn an. Wann sind die beiden bei Ihnen aufgetaucht?«
»Vorgestern … also am Dienstag. Aus heiterem Himmel.«
»Sie waren gerade aus dem Gefängnis entlassen worden?«
»Genau.«
»Was für ein Auto haben sie gefahren?«
»Einen weißen Mercedes.« Der Mann lachte. »Ich fasse es nicht. Ein verdammter Mercedes mit Effektlackierung. Das muss Bobbys Werk gewesen sein.«
»Sie kennen Lucas aus der Army?«
»Ganz richtig. Wir waren in derselben Einheit, drüben in Deutschland. Haben in der Waffenkammer gearbeitet. Dort habe ich so viel über Waffen gelernt – natürlich wusste ich vorher auch schon einiges –, weshalb ich nach der Army dann mein Geschäft hier aufgezogen habe. Lucas hat einen Laden überfallen oder was auch immer und ist in Georgia im Gefängnis gelandet, aber das sieht ihm überhaupt nicht ähnlich. Er ist ein richtig netter Kerl. Sogar sensibel. Er war immer so nett zu einem Mädchen, das in der Stadt in einer Bar gearbeitet hat, und immer, wenn er Freigang hatte, ist er mit Rosen bei ihr auf der Schicht aufgetaucht. So einer ist Lucas.«
»Hat er Ihnen gesagt, wo er hinwollte?«
»Cleveland. Ich denke, Bobby lebt dort.«
»Was wollten sie dann hier machen?«
»Mit ein paar Leuten von Bobbys alter Gang Kontakt aufnehmen, vermute ich mal. Konkrete Pläne hatten sie wohl eher nicht. Ganz sicher haben sie nichts davon gesagt, dass sie eine Bank ausrauben wollten, das kann ich Ihnen sagen! Bobby wollte ein paar alte Kumpels aufstöbern, und Lucas hat gemeint, er bräuchte wieder eine Frau. So ist Lucas. Hat immer eine Freundin.«
»Das ist alles?«
»Das ist alles.«
»Hat Bobby irgendwelche Freunde namentlich erwähnt?«
»Nein, nicht soweit ich mich erinnere. Vielleicht hat er, aber ich habe nicht so darauf geachtet.«
»Hat er etwas darüber gesagt, dass sein Auto in Atlanta eingelagert war, während er seine Strafe absaß? Oder erwähnt, wer es für ihn dorthin gefahren hat?«
»Nein.«
»Sie haben den Mercedes nicht für ihn gefahren, oder?«
»Sir, ich habe diesen Bobby vorgestern zum ersten Mal gesehen.«
»Wie viel Geld hatten sie?«
»Niemand kommt als reicher Mann aus dem Knast. Aber ich vermute, dass Lucas ein bisschen was durch ein Arbeitsprogramm im Gefängnis angespart hat, und Bobby hatte was in dem Auto versteckt, bevor er es eingelagert hat. Sie haben mich nicht nach Geld gefragt, also haben sie wohl schon etwas zur Verfügung.«
»Sie sagen, Lucas ist nicht der gewalttätige Typ. Wie sieht’s mit Bobby aus?«
»Ich weiß überhaupt nichts über diesen Bobby, auch wenn ich den halben Dienstag mit ihm gesprochen habe. Lucas war recht still. Ich schätze mal, dass er nach der Zeit im Gefängnis nichts zu sagen hatte. Bobby konnte jedoch kaum aufhören zu reden.«
»Über was?« Patrick schluckte angestrengt, seine Kehle war trocken. Er dachte sehnsüchtig an die Kühltasche bei Cavanaugh und verfluchte alle Telefone, die nicht schnurlos waren.
»Sein Auto. Es braucht einen neuen Teppich – das hat er sicher hundertmal wiederholt. Dann seine Freunde, dass es mit ihnen sicher so werden würde wie früher. Aber Sie wissen, wie das läuft – man ist nicht mehr derselbe, man kann nicht einfach so nach Hause gehen, wissen Sie, was ich meine? Aber ich habe nichts gesagt. Ich habe mich nach der Army auch so gefühlt, so frei, dass ich
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