Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
schier hätte platzen können. Oh, und über seine Familie hat er gesprochen.«
»Was hat er gesagt?«
»Dass alle tot sind und er der Einzige ist, der noch lebt. Wie in diesem Buch über die Mohikaner, wissen Sie? Ihm schien das sehr wichtig zu sein, dass sonst keiner mehr außer ihm übrig ist. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich mache mich nicht über ihn lustig, auch wenn er mich etwas genervt hat. Aber Familie ist wichtig, weshalb ich schon verstanden habe, warum ihn das so beschäftigt.«
»Was ist mit seinen Leuten passiert?«
»Cops.«
»Cops?«
»Das hat er gesagt – Cops hätten sie getötet. Nein, eigentlich hat er gesagt: ›Das verdammte Rechtssystem der Vereinigten Staaten von Amerika‹ hätte sie getötet.« Cornells Stimme wurde einen Moment leiser, als er etwas zu jemandem neben dem Telefon sagte. »Könnten Sie bitte die Tür schließen? Es ist echt kalt hier drin.«
»Ihnen ist kalt?« Patrick konnte sich schon gar nicht mehr an dieses Gefühl erinnern.
»Juni in den Bergen. Nun ja, ich habe Bobby gesagt, er soll sich ein nettes Mädchen suchen und ein paar Söhne zeugen, und dann wäre das mit dem Stammbaum auch wieder in Ordnung. Er hat nur gelacht.«
»Und Lucas? Hat er seine Familie erwähnt?«
»Er hat nur eine Schwester. Hat gesagt, er hätte sie angerufen, sie aber nicht erreicht. Sie ist auch in der Army, vielleicht ist sie also versetzt worden. Schienen sowieso kein richtig enges Verhältnis zu haben.«
»Hat einer von beiden die US -Notenbank erwähnt?«
»Nein, nichts über eine Bank.« Er klang entschieden, wie schon das ganze bisherige Gespräch.
»Haben sie für die Gewehre bezahlt? Oder waren sie ein Geschenk?«
Schweigen. »Gewehre?«
»Zwei M4-Karabiner?«
Erneutes Schweigen. »Sie haben sie gestohlen.«
»Gestohlen?«
»Sie gehören zu meiner Privatsammlung, waren nicht für den Verkauf bestimmt. Als ich gestern Morgen aufgewacht bin, waren Lucas und Bobby weg, und mit ihnen die Gewehre.«
»Sie haben nicht darum gebeten.«
»Nein.«
Patrick glaubte ihm nicht. Der Captain aus Tennessee offensichtlich auch nicht, denn Cornell sprach gedämpft weiter, als ob er sich vom Hörer abgewandt hatte. »Ich habe es Ihnen nicht erzählt, Johnson, weil ich ihm keinen Ärger einbringen wollte. Er ist mein Freund. Wir haben zusammen gekämpft.«
»In Deutschland ?«
»Nun ja, sozusagen.«
»Aber er hat Sie bestohlen. Was ist das denn für ein Freund?«
»Ich glaube nicht, dass er es war.« Jack wiederholte es für Patrick noch einmal direkt in den Hörer. »Ich glaube, es war dieser Bobby. Wir sind schon ganz gut miteinander ausgekommen, aber ich kenne ihn schließlich nicht. Ich weiß nicht, zu was er fähig wäre.«
»Cornell«, unterbrach Patrick ihn.
»Ja?«
»Fehlen noch andere Waffen? Außer den zwei M4-Karabinern?«
Ohne Zögern antwortete er: »Nein.«
»Was ist mit dem RDX ?«
Wieder schwieg er, doch als er weitersprach, war die Verlegenheit aus seiner Stimme verschwunden. »Was sagen Sie da?«
»Der Plastiksprengstoff. Haben den Lucas und Bobby auch von Ihnen?«
»Ich habe keinen Plastiksprengstoff, ich weiß nichts darüber, und ich will auch nichts darüber wissen. Das ist mir zu heikel. Auf unserer Basis in Deutschland ist mal was davon explodiert. Lucas hat Schrapnelle abbekommen, und einem anderen Soldaten wurde eine Hand abgerissen. Man sagt immer, es sei so sicher, aber nicht, wenn derjenige mit dem Zünder nicht weiß, was er da tut.«
»Und Sie wissen nicht, wo Lucas es sonst herhaben könnte?«
»Lucas würde das Zeug nicht mal mit der Kneifzange anfassen. Er wollte zu einer Unterwasser-Spezialeinheit, vor dem Unfall. Und er kannte den Soldaten, der seine linke Hand verloren hat. Ein Pionier.«
Patrick streckte den Rücken durch. Cornell klang wieder selbstbewusster. »Wo ist er jetzt? Dieser Pionier?«
»Nicht in der Army, da können Sie einen drauf lassen. Sie haben ihn wegen Berufsunfähigkeit entlassen.«
»Wo lebt er jetzt?«
»Verdammt, keine Ahnung. Michigan? Montana? Ich habe gehört, dass er bei einer Zulieferfirma für die Army gearbeitet hat – einem Abbruchunternehmen – und in der zweiten Woche in die Luft geflogen ist. Man kann mir nicht erzählen, dass das ein Unfall war. Es hat ihm das Herz gebrochen, nicht mehr in der Army zu sein. Er war da etwas fanatisch.«
»Er ist tot? Sind Sie sich ganz sicher?«
»Ich hab’s so gehört, aber ich weiß nicht mehr, von wem.«
»Wie hieß er?«
»Keine Ahnung. Er war
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