Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
auf dem Lucas die Geiseln langsam zum Vorderbereich der Lobby drängte. »Sie machen sich für die Geldlieferung bereit. Vielleicht kann ich jetzt endlich Bobby ans Telefon bekommen.«
»Er hat uns bisher nie mit Bobby reden lassen«, warf Patrick ein.
»Wir haben auch nie danach gefragt, und Bobby hat sich durch Lucas geäußert. Der ist kein Anfänger.«
»In dem Fall sollten Sie etwas wissen.« Patrick sah sich nach Jason um, der sich jedoch nicht im Raum befand. »Ich weiß, dass wir Ihnen nicht alles sagen sollen, aber wenn Sie Bobby am Telefon haben und er wirklich glaubt, dass sein Bruder tot ist …«
»Was wollen Sie mir sagen, Detective?«
»Sein Bruder – Eric – ist hier. Seine Schicht auf dem Flugplatz war zu Ende, und ich dachte, dass wir ihn hier vielleicht brauchen können.«
Cavanaugh dachte darüber nach. »Normalerweise vermeiden wir das. Ich weiß, dass in alten Filmen immer die geliebte Mutter oder die gequälte Ehefrau herbeigeholt wird, um den Kerl zur Aufgabe zu bewegen, doch im wirklichen Leben geht der Schuss meist nach hinten los. Geiselnehmer tendieren dazu, ihre Umwelt für ihre Probleme verantwortlich zu machen, und da ganz besonders ihre nächsten Familienangehörigen.«
»Ich weiß.«
»Als Lucas allerdings Theresa geschlagen hat, sagte er, dass Bobby mit dem RDX das Gebäude in die Luft jagen will, weil er die Regierung für den Verlust seiner Familie verantwortlich macht. Wenn Sie Recht haben und er tatsächlich glaubt, dass sein Bruder tot ist, dann könnte das Wissen, dass dem nicht so ist, alles ändern.«
»Wir haben sonst nichts«, erinnerte ihn Patrick. »Lucas scheint einfach keine Achillesferse zu haben. Bei Bobby gibt es wenigstens diese Familienverknüpfung. Wir könnten sie dazu verwenden, ihn in einem geeigneten Moment abzulenken, wenn schon nichts anderes.«
»Ich behalte es im Kopf. Ansonsten müssen wir weiterhin das tun, was wir immer tun.« Cavanaugh hob den Hörer und drückte auf ein paar Knöpfe. »Wir tasten uns mit verbundenen Augen durch ein Minenfeld, nur mit einem Zahnstocher und etwas Kaugummi bewaffnet.«
Beide beobachteten den Bildschirm. Lucas wollte seine Überwachung der Straße offensichtlich nicht aufgeben und rief Bobby etwas zu, der sich dem Telefon näherte. Der stämmige Blonde richtete den Gewehrkolben so an seiner Hüfte aus, dass er den Finger immer noch am Abzug hatte, die linke Hand allerdings frei war.
Sie warteten, ließen das Telefon lange klingeln. Patrick fühlte sich, als versuchten sie einen Schwarzbarsch durch verlockendes Rütteln am Angelhaken zu ködern.
»Hallo?«, sagte Bobby endlich.
Cavanaugh stellte sich erneut vor und fragte dann: »Ich spreche mit Bobby Moyers, richtig?«, als ob er es nicht wüsste.
Bobby ignorierte die Frage. »Ist das Geld da?«
»Noch nicht.«
»Wo ist …«
»Der Lieferwagen steckt im Verkehr um das Convention Center fest. Sie wissen schon, der Empfang für die Außenministerin. Ein paar Minuten dauert es leider noch. Wenn Sie am Apparat bleiben, kann ich Sie auf dem Laufenden halten.«
»Aha.«
»Ich wollte Sie sowieso etwas fragen – Sie sagten, Sie vertrauen der Polizei nicht. Ich muss Sie nach dem Grund fragen, denn wenn wir alle heute ohne weiteres Blutvergießen nach Hause gehen wollen, müssen wir ein bisschen Vertrauen zwischen Ihnen und mir aufbauen, zumindest in bestimmten Punkten. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill?«
»Vertrauen ist keine Alternative, Chris .«
»Warum nicht?«
»Ihr habt meine Familie getötet. Genauer gesagt, das Cleveland Police Department hat meine Familie getötet.«
»Davon hat mir niemand erzählt.« Chris’ Stimme war schwer vor Aufrichtigkeit und Betroffenheit. Nicht zum ersten Mal fragte Patrick sich, wie er das machte. Er musste doch auch den Wunsch haben, durch die Leitung zu kriechen und den Mistkerl zu erwürgen. »Wie ist das passiert?«
Bobby verschwendete seine Zeit nicht wie Lucas mit sarkastischen Bemerkungen. »Als Erstes musste mein Vater in eine andere Stadt ziehen, als ich ein Kind war, weil ihr ihn für den Überfall auf einen Juwelierladen einbuchten wolltet. Den er nicht begangen hat, sondern ein anderer, der in derselben Straße gewohnt hat und meinem Vater ein bisschen ähnlich sah. Deshalb hat er die Stadt verlassen und ist nie wiedergekommen.«
»So wird seine Mutter es ihm verkauft haben«, murmelte Patrick, woraufhin ihn Cavanaugh mit einem bösen Blick zum Schweigen brachte.
»Dann konntet ihr mir beim ersten
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