Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
abhalten?«
»Ihr Bruder ist nicht tot, Bobby.«
»Klar doch.«
»Ich weiß es hundertprozentig. Einer unserer Officer hat heute Morgen mit ihm gesprochen. Er arbeitet für Continental Airlines, richtig?«
Schweigen. Bobby begann wieder unruhig auf und ab zu gehen, so weit es die Telefonschnur erlaubte, vor und zurück, vor und zurück. Weil Lucas die Geiseln verlagert hatte, konnte er dies ungehindert tun.
Patrick setzte sich wieder an den Lesetisch. »Keine Akte über Eric Moyers. Keine Verhaftung wegen Alkohol am Steuer. Auch nichts in Lakewood. Sie überprüfen noch die anderen Vororte.«
»Bobby? Ihr Bruder wurde nie wegen Alkohol am Steuer festgenommen. Ich weiß nicht, warum Ihr Freund Ihnen das erzählt hat. Er muss Eric mit jemand anderem verwechselt haben.«
»Er kannte meinen Bruder.«
»Nun, wir aber auch, und er ist sehr lebendig. Mehr noch, er ist hier, bei uns, in der Bibliothek auf der anderen Straßenseite. Wenn ich ihn ans Telefon hole, müssen Sie zugeben, dass ich die Wahrheit gesagt habe, oder? Dass, wenn ich sage, ich kann etwas möglich machen, ich das auch kann. Richtig?«
Man brauchte keinen Doktortitel, um zu erkennen, worauf Cavanaugh zusteuerte. Er musste Bobby und Lucas davon überzeugen, dass sie aufgeben und ohne getötet oder gar nur falsch behandelt zu werden aus der Bank kommen konnten. Und das würden sie erst tun, wenn sie ihm vertrauten.
»Klar«, sagte Bobby schließlich. »Los, holen Sie ihn ans Telefon.«
»Okay. Das wird ein paar Minuten dauern. Er ist im Erdgeschoss.«
»Ist dieser Lieferwagen endlich da?«
»Ich sehe ihn nicht.« Natürlich nicht, er konnte ja schließlich nicht durch die dicken Steinwände blicken.
»Dann haben wir noch Zeit.«
Cavanaugh bedeckte die Sprechmuschel mit seiner Hand und flüsterte Patrick zu: »Holen Sie ihn.«
Vier Minuten später kehrte Patrick mit Eric Moyers im Schlepptau zurück. Dieser schien wenig Lust zu haben, mit seinem Bruder zu sprechen. »Was soll ich denn zu ihm sagen?«
»Sagen Sie ihm einfach, dass Sie nicht tot sind«, erwiderte Cavanaugh. »Ansonsten bleiben Sie neutral und ruhig. Verurteilen Sie ihn nicht oder sagen, dass er Mist gebaut hat.«
»Auch wenn er das hat.«
»Wir versuchen aber doch, ihn zu beruhigen und sentimental werden zu lassen. Lassen Sie sich nicht in einen Streit verwickeln. Ich bin hier neben Ihnen, höre alles, was Sie sagen, aber wir werden nicht die Lautsprechanlage einschalten, falls wir zwei etwas besprechen müssen. Sind Sie bereit?«
Moyers hätte nicht unwilliger aussehen können, wenn er seiner Todesstrafe ins Auge geblickt hätte. »Wahrscheinlich schon.«
»Bobby? Ihr Bruder ist hier.«
»Klar.«
Cavanaugh schloss einen zweiten Hörer an die Telefonanlage an und reichte ihn Eric Moyers, der ihn so vorsichtig ans Ohr führte, als müsse er ihn vielleicht blitzschnell wieder wegreißen. »Bobby?«
»Geben Sie vor, Eric zu sein?«
»Ich bin Eric, Bobby. Ich weiß nicht, warum du glaubst, dass ich tot bin, aber ich bin es nicht.« Keine Antwort. Er warf Cavanaugh einen unsicheren Blick zu, der ihn mit einer rollenden Bewegung seines Zeigefingers zum Weiterreden aufforderte. »Ich habe erfahren, dass du da drüben in der Patsche sitzt. Ich will dir da raushelfen.«
»Darauf möchte ich wetten.«
Eric Moyers blickte wieder zu Cavanaugh. Der Unterhändler sagte: »Sprechen Sie über etwas, das nur Sie wissen können.«
»Bobby, hör mir mal kurz zu«, versuchte es Eric. »Um Moms willen.«
» Sagen Sie ja nichts über meine Mutter ! Ihr Polizisten lasst wirklich nichts aus, um mich hier rauszubekommen. Ich weiß nicht, wer Sie sind, Kumpel, aber sicher nicht mein Bruder Eric, also machen Sie die Leitung frei für Cavanaugh, damit ich ihn zur Hölle wünschen kann.«
»Bobby, ich bin’s.«
»Sie klingen überhaupt nicht wie Eric.«
Da platzte Eric der Kragen. »Ich bin erkältet, du Idiot!«
»Rufen Sie wieder an, wenn der Lieferwagen da ist«, sagte Bobby nur und legte auf.
»Hat er aufgelegt?«, fragte Eric Moyers. »Ich muss sagen, ich bin nicht überrascht. Im Zuhören war Bobby nie besonders gut.«
Cavanaugh rollte den Kopf von einer Seite zur anderen und dehnte seine Nackenmuskeln. »Den Versuch war es wert. Vielleicht denkt er darüber nach. Ich kann sie jetzt wegen des Geldes nicht mehr länger hinhalten, und es gibt auch keinen Grund, es zu versuchen. Immerhin besteht die Möglichkeit, dass er die Wahrheit sagt, sie das Geld nehmen und
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