Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
Vom Netzwerk:
immer zerbrach er sich den Kopf über Mondschlunds Worte - und über die Möglichkeit, daß seine Wahrnehmung nicht das ganze Bild der Sphäre erfaßte und er seine Sichtweise ändern mußte, um die wahren Zusammenhänge zu begreifen.
Die Welt ist das Spielbrett und wir Menschen die Figuren - doch wo sitzen die Spieler?
Wieder schweiften seine Augen über Gharax, jene lachhaft winzige Bühne, auf der die Zauberer ihr makaberes Stück aufführten.
Was befindet sich oberhalb dieser Ebene, Mondschlund
-
und was Hegt unter ihr? Eines Tages werde ich die Antwort wissen.
    Nhordukaels Blick verengte sich auf das Land Arphat; wie im Sturzflug rasten seine Sinne auf das nördliche Königreich herab, richteten sich auf die Stadt Praa. Dort hatten sich die magischen Ströme verdichtet. Ein Kampf tobte an diesem Ort! Die Goldei hatten Arphats Hauptstadt erreicht, wagten den Vorstoß - und in der Sphäre vibrierte die Macht des zweiten Auserkorenen. Nhordukael konnte seine Gegenwart spüren. Flammen umzuckten seine Hände, als er die Innere Schicht der angrenzenden Quelle teilte. Sie wehrte sich kaum gegen den Eindringling, schien durch die Nähe der Goldei abgelenkt.
Die Wispernden Felder …
Unter ihm lag die Stadt Praa; und dort sah er verschwommen die feindlichen Heere aufeinanderprallen. Der Haß der Goldei, die Verzweiflung der kämpfenden Krieger, das Leid der Sterbenden: all dies schwappte in die Sphäre über, doch diese magischen Erschütterungen konnten Nhordukael nichts anhaben. Angestrengt suchte er nach seinem Gegner. Wo war Sternengängers Geschöpf? Wo … ?
    Ein Schmerz in seiner Kehle, ein Stich in seinem Herzen. Nhordukael riß den Kopf empor. Über ihm war die Dunkelheit einem silbernen Glanz gewichen; dort, wo die Sphäre sich zuvor seinen Blicken entzogen hatte, BRACH etwas hervor: ein Netz! Spinnwebenartig sank ein Gewirr silberner Drähte herab, als stürzte der Himmel auf Gharax nieder. Nhordukael war wie gelähmt; doch als sich aus dem Netz das Heer der Klauen löste - geschliffene Metallsporne, zum Angriff gespreizt - , erwachte er aus der Erstarrung. Es waren Hunderte; sie griffen nach ihm, wollten ihn packen, in Stücke reißen - doch Nhordukael brrrrrrrrrüllte auf, bis die Sphäre erbebte. Die Glut in ihm kochte und drang aus allen Poren; grellbrennende Funken spritzten auf die Angreifer, trafen zischend die Klingen. Silber schwärzte sich und schmolz dahin. Nhordukael durchbrach das Klauenheer und schwebte zum Netz empor, das den Himmel überspannte.
    »Hör mich an! Hör mich an!« Nhordukaels Stimme hallte wie Donner. »Halt inne, wer immer du auch bist.« Er erblickte nun eine Gestalt im Netz - war sie in den Silberdrähten gefangen, oder zog sie an ihnen wie ein Marionettenspieler? Nhordukael winkte ihr zu, versuchte die Aufmerksamkeit des Auserkorenen zu erregen. »Sei vernünftig … rufe die Klauen zurück. Ich werde kein zweites Mal ein Massaker dulden, so wie damals in der Ruinenstadt am Nesfer. Wenn du kämpfen willst, suche dir einen Gegner, der sich wehren kann - hier in der Sphäre!«
    Die Drähte gaben das Gesicht des Auserkorenen frei: eine Maske aus Gold. Durch die Augenschlitze betrachtete er Nhordukael, doch er regte sich nicht.
    Er
kann mich nicht verstehen,
begriff Nhordukael.
Seine Macht stammt aus einem Teil der Sphäre, der mir fremd ist - alle Worte sind sinnlos!
Um ihn tönte das Rasseln der Silber klauen; sie sausten erneut auf ihn zu. Eine Klinge durchbrach Nhordukaels Deckung, ritzte seinen Arm. Glut schoß aus der offenen Wunde, perlte in brennenden Tropfen durch die Sphäre. Nhordukael brüllte auf. Verzweifelt beschwor er das Auge der Glut, hörte den Vulkan im fernen Sithar erbeben. Purpurnes Feuer tanzte auf seinen Fingerspitzen; ihre Hitze raubte selbst ihm den Atem. Er hob die Hände und wollte die Flammen gegen die Klauen schleudern. Doch dieses Mal gehorchte das Feuer ihm nicht: es rann an seinen Fingerspitzen herab wie Öl, zerfloß in seinen Handflächen, und ein Gefühl der Kälte breitete sich in seinen Armen aus.
    Die Quelle zieht ihre Macht zurück …
Die Erkenntnis ließ Nhordukael erstarren. Die Klauen spürten seine Unsicherheit; rissen sich in sein Fleisch; trafen die Schulter, den Rücken, das linke Bein. In Fetzen flog seine Haut davon, und glühendes Blut schoß hervor. Verzweifelt duckte sich Nhordukael. Hatte das Auge der Glut ihn verraten? Nein, noch immer spürte er die Magie der Quelle, doch sie wurde schwächer.
Sie kämpft gegen einen

Weitere Kostenlose Bücher