Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
erinnerte sich, sich einmal beim Training mit einem solchen Dolch gefragt zu haben, ob er die Zeit ebenso überdauern würde wie Rüstungen und Waffen aus Stahl. „Es ist eine wirklich gute Waffe“, sagte er.
Dann legte er den Coutar zurück auf sein Bett aus schwarzem Samt.
„Eigentlich“, fuhr Marina ungerührt fort, „hatte ich eben an ein anderes Problem gedacht.“
„Vermutlich daran, dass mein Interesse, mich dir anzuschließen, äußerst klein ist? Um nicht zu sagen: nicht vorhanden?“
Zum ersten Mal schlich sich eine Spur Eis in ihr Lächeln. „Bedaure. Aber das ist dein Problem, nicht meines. Deine Interessen – merk dir das gut, denn ich sage es nur einmal – sind deine Privatangelegenheiten, behellige mich damit nicht. Du kannst mit Natasha über diese Punkte sprechen. Ich kann es kaum erwar ten, sie dir vorzustellen. Ich liebe Überraschungen.“
Das klang übel, es war davon auszugehen, dass diese dubiose Natasha keine Unbekannte war, und da fiel ihm nur eine Dämon in ein. Die Nabeshima, die geis teskranke Spezialistin im Blutsaugen und Cat Hor ding. „Ich bin untröstlich. Aber du weißt sicher von meiner Katzenallergie.“
Marina musterte ihn verzückt und mit einem eigen artigen Anschein von Stolz, als wäre er ein kleines Kind, das gerade sein erstes intelligentes Wort gesagt hatte. „Du ahnst vermutlich nicht, dass ich mir, was die Entscheidung betrifft, dich zurückzuholen, von Sekunde zu Sekunde sicherer werde. Du passt hervor ragend in meine Gefolgschaft. Es wurde Zeit, dass du dorthin zurückkehrst.“
„Warum jetzt?“, fragte er. „Und warum bin ich dir wichtig?“ Es stand nicht ernsthaft in Aussicht, Marina mit Fragen von dem sogenannten Problem abzulen ken. Sie würde auf Joana zurückkommen. Doch jede Minute Zeit, die er schinden konnte, gab ihm mehr Raum zum Überlegen und jede ihrer Antworten barg die Chance, mehr Informationen über Marinas Wis sensstand zu erhalten und damit vielleicht Fakten über Joanas Situation. Nicholas wusste beklemmend wenig. Er konnte bloß relativ sicher sein, dass auch Marina nicht ahnte, wo sie sich aufhielt. Ansonsten hätte sie sie längst geschnappt und für ihre Zwecke genutzt, oder – wenn das nicht möglich war – getötet. Sein Mund wurde trocken.
„Deine Wachhündin ist außer Gefecht“, gab Marina süffisant zurück. „Darum jetzt.“
Nicholas hob die Hand. „Wenn du willens bist, hier mit mir irgendetwas zu verhandeln, und sei es nur, ob ich zum Abendessen bleibe, dann solltest du deinen Ton überdenken.“ Dreck! Er hatte emotionslos blei ben wollen. Ihr Gesicht zeigte, dass sie es genau auf eine solche Reaktion angelegt hatte. Zwei zu null für Luzifer. Dummerweise konnte er sich nicht erinnern, was sie mit ‚außer Gefecht‘ meinte. Da war eine Information, irgendwo tief in seinem Kopf. Aber die letzten Wochen, die aus seinem Bewusstsein heraus radiert worden waren, hatten sie mit sich genommen. Die Erinnerung war fort. Marina schien das zu wis sen. Sie beobachtete ihn , wie ein sattes Raubtier die Beute betrachtet , solange es abwägt, ob es das Opfer ziehen lassen oder als Nachspeise verschlingen soll.
„Zu den Gründen“, nahm sie den Faden wieder auf, „kann ich nur sagen, dass mir gefällt, was ich von dir höre und sehe. Du meidest Kämpfe, das zeugt von Vernunft und Gelassenheit, die den meisten unserer Art fremd sind. Doch Kämpfe, in die du gerätst, gewinnst du, egal mit welchen Mitteln. Du kannst mit all dem hier umgehen.“ Sie vollführte eine Geste, die den ganzen Raum umfasste. „Du scheust dich nicht vor großen Feinden, deine Ziele sind hoch und du erreichst sie. Du bist überzeugend und manipulativ. Das brauche ich!“
Verstehe, dachte Nicholas. Und ich habe eine Freundin mit Macht, von der du nur träumen kannst, Luzifer. Das dürfte schwerer zu bekommen sein und daher dein wahres Motiv.
„Ich war ziemlich lange … weggetreten“, sagte er. Sie nickte bloß. „Wie hast du das gemacht?“
„Du möchtest es lernen?“
Aber sicher, und dann wirst du gefrostet, Baby. „Zunächst würde es mir reichen, zu verstehen, was mit mir passiert ist.“
„Oh, das ist sehr einfach.“ Sie fuhr mit dem Finger über ein an der Wand befestigtes Katana, als prüf t e sie, ob dort Staub lag. Natürlich schnitt sie sich nicht in die Finger, das hätte ihn auch gewundert.
„Ich habe deinen Körper besetzt , wie eine leere menschliche Hülle , und deine Existenz verdrängt. Das funktioniert
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