Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
selbstverständlich nur darum, weil du mir die Treue geschworen hast. Du magst das ein wenig übergriffig empfinden, aber es war die einfachste und für dich schonendste Möglichkeit, dich nach Hause zu holen. Wobei ich angenommen hatte, dass du länger nicht zu dir kommen würdest, was mir wiederum von einer Macht erzählt, die ich dir tatsächlich noch nicht zugetraut hätte. Natürlich hätten wir deinen Körper auch zerstören können, aber das hätte ich bedauert. Er passt zu dir.“ Sie betrachtete ihn in der Reflexion einer Schwertklinge.
Nicholas verdrängte den Gedanken, sie hätte ihn nicht nur kurzzeitig , sondern irreparabel zerstören können. Dieser Körper war inzwischen sein Zuhause geworden und er würde es mit seinem Leben verteidi gen. Unangenehm, wenn man einem Gegner gegen überstand , dem man nichts entgegenzusetzen hatte. Jederzeit könnte sie ihn kraft ihres Willens zerquet schen wie eine Schabe. Welch ausgesprochen uner freuliche Gewissheit. Leider hatte auch sein frühzeitig wiedererlangtes Bewusstsein wohl weniger mit beson derem Talent zu tun, sondern eher mit der Tatsache, dass er dem Leviathan geschworen hatte. „Ich hoffe, du bist zumindest sorgsam mit mir umgegangen. Trage ich frische Socken?“ Er hob einen seiner Füße, die in eleganten Lederschuhen steckten, so exakt pas send, dass sie sicher maßangefertigt worden waren. Etwas, wofür er noch nie in seiner Existenz Zeit verschwendet hatte.
Marina lachte wieder. Vielleicht war dieses Glöck chenlachen ihre perfide Art, ihn langsam und qualvoll in den Wahnsinn zu treiben. „Genug der Späße“, tadelte sie schmunzelnd. „Ich will dich auf meiner Seite, und ich will das förmlich von dir hören, Nicho las. Schwöre mir die Treue. Schwöre, in den Kreis meiner Söhne zu treten, zu deinen Brüdern.“
„Habe ich das nicht angeblich längst getan?“ Ge rüchten zufolge hatte er das, wenn er auch nichts da von wusste. Hatte sie es aus seinem Kopf gelöscht? Aber warum? Was nutzte ihr ein Gefolgsmann, wenn dieser nicht wusste, dass er ihr zu folgen hatte?
„Gewiss, aber das ist lange her. Und du warst abgelenkt damals und nicht vollends bei der Sache. Die Bände sind veraltet und zerfasert. Kurz vor dem Reißen. Nichts hält ewig.“
Es klang tröstlich, wenn sie das sagte. Obwohl …
„Ich muss dich enttäuschen, Marina, Hoher Fürst Luzifer. Aber ich stehe nicht auf deiner Seite.“
Sie schwieg, aber ihre Augen, kalt und scharf ganz plötzlich, fragten: auf wessen Seite dann?
„All dieses Brimborium um Traditionen, Rituale, Söhne und Anhänger und Fürsten, Gurus, Gefolgs männer , und wie ihr eure Lemminge noch alle nennt, das ist wirklich nicht mein Ding. Ich stehe auf meiner Seite. Da ist mein Platz. Das war’s.“
„Auf deiner Seite?“, wiederholte sie trocken.
„Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.“
„Wie heroisch von dir“, erwiderte sie sarkastisch. „Du bist ja ein wahrer Held geworden.“
Ob sie ahnte, dass der Held gerade ernsthaft um sein Leben bangte? Mit Sicherheit. Aber warum ihre Wut hinauszögern, die so sicher kommen würde wie das Amen in der Kirche. Besser, er schuf gleich klare Fakten und erfuhr die Konsequenz. Die kurze Idee, nach des Luzifers Pfeife zu tanzen, den Schwur zu erneuern und darauf zu hoffen, dass der Schwur dem Leviathan gegenüber ihn davor schützen würde, zu einer willenlosen Marionette zu werden, schien ihm zu verwegen. Wer wusste schon, wie groß Marinas Macht wirklich war. Nein, nachher überlistete sie ihn und er verriet im schlimmsten Fall Joana. Denn dass sie es war, die Marina wollte, stand außer F rage . Als Clerica, die die Stärken und Schwächen der Dämonen kannte, war Joana viel zu gefährlich auf der einen, und eine zu effektive Waffe auf der anderen Seite. Er musste mit allen Mitteln verhindern, dass Marina Joana fand, und wenn Jo klug war und sich an die Pläne hielt – wovon er überzeugt war – dann bildete er selbst unter Einfluss des Luzifers das schwächste Glied der Kette. Er musste sie unbedingt da raushal ten , auch wenn das bedeutete, jeden Gedanken an sie zu unterdrücken, um keine Fährte zu legen, der der Luzifer möglicherweise würde folgen können.
„Du möchtest dich mir verweigern.“ Es war keine Frage, die sie stellte, es war eine Feststellung.
„Nein. Ich tu es einfach.“
Sie schluckte, als erfüll t e sich eine Befürchtung. „Ich musste damit rechnen. Nun gut. Es ist nicht deine Entscheidung, ob du dich mir
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