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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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warst du doch, oder?«
    Sein Schwert weit von sich haltend, vollführte Aydrian rasch eine tiefe Verbeugung.
    »Pah«, schnaubte der Mann, den Aydrian soeben losgelassen hatte, »das ist doch noch ein Junge.«
    »Ein Junge schon, aber mit unheimlichen Kräften«, fiel ihm ein anderer ins Wort. »Du hast die betäubende Kraft doch gespürt. Wie stellst du das eigentlich an, Junge?«
    Aydrian setzte eine selbstsichere Miene auf. »Ihr könnt ruhigen Gewissens nach Roadapple zurückkehren; die Straße wird bald wieder sicher sein.«
    »Klar, dafür werden wir schon sorgen«, fauchte der Mann, den er losgelassen hatte, offenkundig in seinem Stolz verletzt.
    »Ganz wie ihr wollt«, erwiderte Aydrian und machte eine weitere Verbeugung. »Legt euch von mir aus auf die Lauer, aber ich werde mich nicht daran beteiligen.«
    »Hat dich überhaupt einer gefragt?«
    »Aber ihr werdet mich wiedersehen«, versprach Aydrian, die Bemerkung bewusst überhörend. »Ihr werdet schon noch merken, was es wirklich mit Tai’maqwilloq, dem Nachtfalken, auf sich hat.«
    »Toller Name«, hörte Aydrian einen Mann brummen, als er sein Schwert in seinen Gürtel zurückschob und Anstalten machte, sich zu entfernen. Daraufhin hellte sich seine Miene auf, schließlich war er fest entschlossen, diesem stolzen Titel in jeder Hinsicht Ehre zu machen.
    Den Rest des Tages und den nächsten verbrachte er damit, die Gegend nach Spuren der Banditen abzusuchen; zu seiner Bestürzung konnte er aber keinen eindeutigen Hinweis entdecken. Entweder befanden sich die Straßenräuber nicht mehr in der Gegend, und das schon seit einer ganzen Weile, oder sie verstanden sich darauf, ihre Spuren zu verwischen.
    Enttäuscht schlug Aydrian nach einem weiteren ergebnislosen Tag an jenem Abend sein Lager auf einer kleinen Erhebung unter freiem Himmel auf und entzündete ein loderndes Feuer. Er wollte sich bewusst zur Zielscheibe machen, doch dann fiel ihm ein, dass ein allzu offensichtliches Vorgehen die Banditen womöglich auf die Idee bringen könnte, er und sein Lager seien nichts weiter als Lockvögel. Es war Verzweiflung, die die Flammen seines Lagerfeuers auflodern ließ, und erst in diesem Augenblick wurde Aydrian so recht bewusst, wie sehr er die Straßenräuber finden wollte – nein, nicht wollte, musste. Da bot sich ihm die erste Gelegenheit, sich von der breiten Masse der gewöhnlichen Menschen abzuheben, und schon beschlich Aydrian die Ahnung, dass solche Gelegenheiten in Friedenszeiten rar gesät sein würden.
    Vor lauter Aufregung lief er bis spät in die Nacht unruhig auf und ab. Nach einer Weile aber gab er die Möglichkeit, sein Lichtschein könnte die Räuber anlocken, als aussichtslos auf und ließ das Feuer langsam ausgehen. Aber je weiter die Flammen herunterbrannten, desto mehr schien seine Verzweiflung zuzunehmen, bis sich Aydrian schließlich seufzend eingestand, dass er im Begriff war, seine klare Linie zu verlieren, jene Ruhe, die ein Krieger brauchte, um auch in Krisenzeiten einen klaren Kopf zu bewahren und in seiner Konzentration nicht nachzulassen. Kurz darauf entdeckte er ein bequemes Plätzchen, wo er sich ausstrecken konnte, und griff zu seinen magischen Steinen, um sich der besänftigenden und verlockenden Wirkung des Hämatits hinzugeben.
    Er benutzte die Magie des Steins genauso, wie er sie beim Orakel benutzt hatte: um tiefer in sich zu gehen, seine aufrichtigen Gefühle zu benennen und diese Gedanken dann in positivere Bahnen zu lenken.
    Aber dann geschah etwas, das der junge Mann nicht recht verstand: Der Stein zog ihn immer tiefer in seine Magie, schien ihn zu bitten, in jenen grauen Strudel einzutreten und so seinen Körper zu verlassen.
    Bestürzt und erschrocken wich Aydrian zurück. Allein die Vorstellung, er könnte seinen Geist vom Körper trennen, machte ihm eine Heidenangst – war das nicht das Reich des Todes? Zumal es völlig anders war als damals, als er kurz in die Sphäre des Geistes eingedrungen war, um mit Lady Dasslerond zu kämpfen. Nein, diesmal würde er seinen Körper wirklich verlassen, und zwar voll und ganz.
    Trotz seiner sehr realen Bedenken sperrte er sich nicht völlig gegen den Stein, sondern ließ sich auch weiterhin von seiner Magie umwirbeln und umgarnen, sodass er der dunkleren Seite des Hämatits näher auf den Grund gehen konnte. Lange, sehr lange, saß Aydrian da, blind gegen die möglicherweise katastrophalen Folgen seiner Trance, sollten die Banditen in diesem Augenblick seinen Lagerplatz

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