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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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das fünfte. Schließlich setzte Brynn zu ihrem zweiten Linksschwenk an, jener Wende, die sie von den Zielen fortgaloppieren ließ, den Weg zurück, den sie gekommen war.
    Sie hörte noch, wie Juraviel ihr etwas zurufen wollte – zweifellos um sie daran zu erinnern, dass eines ihrer Ziele noch am Leben war –, doch dann erstarb die Stimme des Elfen, als Brynn ein heimlich einstudiertes Manöver ausführte, das die Krieger der To-gai-ru schon vor langer Zeit zur Vollendung gebracht hatten. Nur mit dem linken Fuß im Steigbügel stehend, richtete sie sich, das Gesicht nach hinten gedreht, an Diredusks linker Flanke auf.
    Ihr siebter Pfeil sirrte los und schließlich, nur um sicher zu gehen, auch ihr letzter.
    Ihr Lächeln strahlte heller als das Licht des Vollmondes.
     
    Oben auf der kleinen Erhebung lag Aydrian mit offenem Mund und brennenden Augen, denn er hätte fast das Blinzeln vergessen.
    Der jüngere der beiden Hüter konnte weder die Schönheit Brynn Dharielles noch die Schönheit, die Eleganz und das unbestreitbare Können ihrer Darbietung an diesem Abend bestreiten. Was immer die Touel’alfar an Prüfungen für sie ausersehen haben mochten, sie hatte sie zweifellos bestanden, und zwar so beeindruckend, dass sie ihren strengen und unnachgiebigen Ausbildern Bewunderung, ja sogar Ehrfurcht abnötigte. Aydrian wusste das zweifellos zu würdigen, und hätte er gesehen, dass die Elfen angesichts des unglaublichen Könnens dieser Menschenfrau nervös wurden, wäre er geradezu entzückt gewesen.
    Gleichzeitig aber wünschte sich der junge Aydrian, er besäße einen Graphitstein, um der heldenhaften Brynn ihr Pferd geradewegs unter dem Allerwertesten wegzusprengen.

2. Die Karten werden gezinkt
    Früher hatte sie immer geglaubt, diese Zeit, der Frühling, sei ihre liebste Jahreszeit, eine Zeit der Erneuerung, der Rückbesinnung auf das Leben selbst. Aber wie schon in den Jahren zuvor sah Lady Constance Pemblebury vom Hof in Ursal in diesem Jahr dem Frühling mit Bangen entgegen. Denn wie in jedem Frühling ging König Danube, der Mann, den sie von ganzem Herzen liebte, der Vater ihrer beiden Söhne, wieder auf Reisen, belud seine königliche Barkasse und fuhr den Masur Delaval hinauf bis in die Stadt Palmaris – und zu diesem Weibsstück.
    Zu Baroness Jilseponie Wyndon. Schon der Gedanke an den Namen ließ Constance Pemblebury die Galle hochkommen. Dabei empfand sie in mancherlei Hinsicht durchaus Respekt für diese mutige Frau. Unter anderen Umständen hätte sich Constance durchaus vorstellen können, dass sie enge Freundinnen geworden wären. Derzeit jedoch stand dieser Entwicklung ein nicht unbedeutendes Problem im Wege: Danube war in Jilseponie verliebt.
    Er versuchte diesen Umstand nicht einmal mehr zu verheimlichen; in den letzten Jahren hatte er seine Liebe zu dieser Frau des Öfteren gegenüber Herzog Kalas erwähnt, seinem engsten Freund und – neben Constance – vertrautesten Berater. Zu seiner Ehre sei gesagt, dass König Danube versucht hatte, Constances Gefühle, soweit es Jilseponie betraf, so gut es ging zu schonen, und die Frau in ihrer Gegenwart nicht einmal mehr erwähnte. Es sei denn, natürlich, Constance brachte die Angelegenheit selbst zur Sprache, wie gerade noch an diesem Morgen, als sie Danube bekniet hatte, diesen Sommer in Ursal zu bleiben, und sich ihm in ihrer Verzweiflung praktisch vor die Füße geworfen hatte. Sie hatte ihn daran erinnert, dass Merwick, ihr ältester Sohn, in diesem Sommer seine Ausbildung beginnen, und Torrence, mit zehn ein Jahr jünger als sein Bruder, als Knappe einem Ritter der Allhearts dienen würde. Ob König Danube nicht den Wunsch verspüre, bei Merwicks wichtiger Zeremonie zugegen zu sein? Schließlich folgte der Junge in der Thronfolge gleich auf Danubes jüngeren Bruder, Prinz Midalis von Vanguard, und wer konnte schon sagen, welcher Ärger Midalis in der wilden Region im Norden widerfahren mochte?
    König Danube würde daher, hatte Constance gefolgert, doch sicher die Ausbildung und Erziehung eines so wichtigen Nachfolgers wie Merwick persönlich überwachen wollen.
    Danube aber hatte ihr dies rundweg abgeschlagen, und obwohl er dabei sehr um Liebenswürdigkeit bemüht war, hatten seine Worte Constance ebenso kalt und hart getroffen wie ein spätwinterlicher Regen in den Waldlanden. Er lehnte es ab zu bleiben und ließ sich die Zeit mit der Frau, die er so sehr liebte, nicht verbieten.
    Sicher, es verletzte Constance, dass er Jilseponie besuchte.

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