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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Jahren macht er ihr unentwegt den Hof – und teilt nicht einmal mehr das Bett mit mir, geschweige denn mit einer anderen. Im Augenblick hat er es einzig auf Jilseponie abgesehen.«
    Schließlich wandte Kalas doch den Kopf herum und sah sie an, doch der Blick, mit dem er sie bedachte, war nicht der, den Constance erwartet hatte. »So soll die Liebe sein«, gab er zu. »Vielleicht ist es ja verkehrt, dass wir die Wahl unseres Freundes mit Verachtung strafen.«
    »Woher die plötzliche Einsicht, Herzog Kalas?«, fragte Constance, und wieder zuckte Kalas ehrlicherweise mit den Achseln.
    »Wenn er sie so liebt wie Ihr ihn, was bleibt ihm dann anderes übrig?«, fragte der Herzog ruhig.
    »Wir haben zwei Kinder miteinander!«, protestierte Constance.
    Kalas’ Lachen traf sie bis ins Mark. In Ursal war allgemein bekannt, dass König Danube mindestens noch zwei weitere Kinder gezeugt hatte. Im Bärenreich, im Jahr des Herrn 839, war dies nichts Außergewöhnliches, nichts, auf das man auch nur einen zweiten Gedanken verschwendete.
    Als Kalas Constance abermals ansah, hatte er wieder dieses verschmitzte Grinsen im Gesicht, das ihr an diesem Tag gleich zu Anfang bei ihm aufgefallen war. »Setzt Euch der Verlust Eures Geliebten so sehr zu?«, fragte er sie unverblümt. »Das Bild von Danube in Jilseponies Armen, das Ihr ständig vor Eurem inneren Auge haben müsst? Oder ist es etwas schwerer Wiegendes? Am Ende gar die Möglichkeit eines noch weit größeren Verlustes, falls Jilseponie Wyndon nach Ursal käme? Sie ist noch jung und körperlich robust. Fürchtet Ihr um Euer Herz oder um Merwicks Erbe?«
    Constance Pembleburys Lippen wurden schmal, und ihre Augen verengten sich zu Pfeile schleudernden Schlitzen. Das Wörtchen beides! schrie in ihrem Kopf, aber sie weigerte sich, Herzog Kalas die Genugtuung zu geben, es laut auszusprechen.
    Sein Kopfschütteln und sein leises, amüsiertes Lachen, als er wieder im Palast verschwand, sagten Ihr, dass dies auch gar nicht nötig war.
     
    Herzog Bretherford, ein eher kleiner Mann mit ergrautem Haar und wettergegerbter Haut, stand auf dem Deck der Flusspalast und betrachtete schmunzelnd den Rücken seines guten Freundes und Lehnsherrn, König Danube, denn die Haltung des Königs, der sich über den Vordersteven beugte, verriet deutlich seine Ungeduld.
    Als könnte er es kaum erwarten.
    Was Herzog Bretherford durchaus verstehen konnte, obwohl auch er, wie so viele Adlige an Danubes Hof, große Bedenken hatte, eine Bäuerin, die Königin werden sollte, in ihre Kreise einzuführen. Doch wie bedenklich er die Gesamtsituation auch einschätzen mochte, Danubes Körperhaltung hatte zweifellos etwas Komisches, obwohl es Bretherford wehtat, derart spöttisch über seinen geliebten König zu denken.
    Er holte tief Luft und nahm sich zusammen, unterdrückte seine Heiterkeit, schlenderte hinüber zu seinem König und trat neben ihn an die Reling. Dahinter erstreckten sich in nordwestlicher Richtung deutlich sichtbar die endlosen Hafenanlagen von Palmaris.
    »Wird sie dieses Jahr da sein?«, erkundigte sich Bretherford.
    König Danube nickte. »Ich habe Boten vorgeschickt; den ersten, um Jilseponie davon zu unterrichten, dass ich die Absicht habe, diesen Sommer nach Palmaris zu segeln, und sie dort um ihre Gesellschaft ersuchen möchte, und den zweiten, eine Woche später, um mich zu vergewissern, dass sie auch wirklich in der Stadt bleibt.«
    »Um Euch zu vergewissern?«, wagte Bretherford nachzufragen. »Oder ihr den Befehl zu geben?«
    König Danube bedachte den Herzog mit einem schnellen Seitenblick, konnte aber im Lächeln seines untersetzten, krummbeinigen Freundes keinen Spott erkennen. »Befehlen würde ich ihr das niemals, denn was wäre damit schon gewonnen? Aber Jilseponie versicherte meinem zweiten Kurier, sie werde ihren Amtssitz diesen Sommer bestimmt nicht verlassen.«
    »Seht Ihr darin ein gutes Zeichen dafür, dass …«, setzte Bretherford an, hielt dann aber inne und räusperte sich, als er merkte, dass er damit womöglich eine unsichtbare Grenze überschritten hatte.
    Doch wenn König Danube sich gekränkt fühlte, so ließ er es sich nicht anmerken. Er sah wieder hinüber zu den fernen Docks und zur grauen, dunstverhangenen Stadt dahinter. »Jilseponie hat viel Tragisches erlebt«, meinte er. »Sie hat schwere Verluste erlitten und die große Liebe kennen gelernt. Ich konnte deutlich spüren, dass zwischen uns etwas entsteht, aber so etwas darf man nicht übereilen. Nein, ihre

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