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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Wunden waren längst noch nicht verheilt, als ich sie das letzte Mal sah.«
    »Aber wann werden sie es sein?«, fragte Herzog Bretherford.
    König Danube dachte einen Augenblick nach und zuckte dann mit den Achseln. »Vermutlich, wenn ich ihre Antwort erhalte, wie immer sie ausfallen mag.«
    »Ein quälender Aufschub«, bemerkte der Herzog.
    »Aber nein«, erwiderte Danube. »Ich bin in den meisten Dingen nicht sonderlich geduldig, aber auf Jilseponie werde ich warten, so lange sie mich warten lassen muss, selbst wenn das bedeutet, dass ich die nächsten Jahrzehnte den Sommer in Palmaris zubringen und mir die trüben Wintertage in meinem Thronsaal damit vertreiben muss, auf und ab zu gehen und darauf zu warten, dass sich das Wetter bessert, damit ich sie wieder besuchen kann.«
    Herzog Bretherford wusste nicht recht, wie er auf diese Erklärung reagieren sollte, denn er spürte deutlich, dass König Danube nicht log, ja nicht einmal übertrieb. Der Mann wartete bereits so lange, und das, obwohl eine ganze Schar von Kurtisanen, allen voran Constance Pemblebury, praktisch auf den Knien liegend vor seiner Schlafzimmertür um Einlass flehte. Es tat dem Herzog von Mirianic gut, seinen König so voller Hingabe, so offenkundig verliebt zu sehen.
    Irgendwie stieg der ohnehin von ihm bewunderte Mann dadurch in seinem Ansehen noch; diese wahren, tiefen und aufrichtigen Gefühle bei dem König des Bärenreiches zu beobachten, des mächtigsten Mannes der Welt und, in seinen Augen, jenes Mannes, der neben dem Abt der abellikanischen Kirche Gott am nächsten stand, erfüllte Bretherford mit Freude und bestätigte seinen Glauben an die Existenz von etwas, das mächtiger war als die sinnlich wahrnehmbare Welt. Danubes Liebe zu Jilseponie erschien ihm völlig rein und höherstehend als die nackte körperliche Lust, die in den Straßen von Ursal so verbreitet war.
    Allerdings, sie war eine Bäuerin …
    »Es wird ein prachtvoller Sommer werden«, sagte König Danube, ebenso zu sich selbst wie auch zu Bretherford und allen anderen, und das Lächeln des Königs dabei war zweifellos echt.
     
    »Seid gegrüßt, Lady Pemblebury!«, rief Abt Shuden Ohwan mit der Überschwänglichkeit eines offenkundig nervösen Mannes, als er Constance durch das Schiff der großen Kapelle von St. Honce schreiten sah. Der sonst stets zu Späßen aufgelegte Mann lispelte stark, so stark, dass »gegrüßt« sich eher wie »gegrüft« anhörte. »Wie ich Euch bereits letzte Woche versicherte, ist für die Verleihung des Lorbeers an Prinz Torrence alles bereit. Ich hoffe doch, alles bleibt beim Alten! Bitte – alles, nur keine Umstellungen, denn es wäre günstiger, die Zeremonie jetzt, im Frühling, hinter sich zu bringen, bevor es zu der unvermeidlichen Häufung von Eheschließungen kommt. Natürlich würden Eure Wünsche vorrangig behandelt –«
    »Ich bin nicht gekommen, um über die Feierlichkeiten zu diskutieren«, unterbrach ihn Constance, die Hände zu einer flehenden Geste erhoben, damit der Mann sich wieder beruhigte. Sie wusste, wenn sie Ohwan nicht energisch unterbrach, würde sie sich sein Geplapper mindestens eine geschlagene Stunde anhören müssen. Der Mann hielt sich für einen gewandten Redner; Constance dagegen hielt ihn für den größten Trottel, dem sie je begegnet war. Sein Aufstieg zum Abt von St. Honce bestätigte in ihren Augen nur, dass Herzog Kalas’ verächtliche Einstellung gegenüber der abellikanischen Kirche auch ihre guten Seiten hatte. Sicher, St. Honce hatte in den vergangenen Jahren schwere Zeiten durchgemacht, nachdem Abt Hingas und mehrere andere Meister Opfer eines Überfalls der Goblins geworden und auf der Straße in den fernen und wilden Barbakan während ihrer Reise zur Teilnahme am Bund von Avelyn umgekommen waren. Von den verbliebenen Meistern war der alte Ohwan der ranghöchste. Und es stimmte sicher auch, dass der Mann in jüngeren Jahren erträglicher – manchmal geradezu selbstkritisch – gewesen war als nach seinem Aufstieg in das höchste Amt. Es schien, als fühlte sich Ohwan durch seine Position mittlerweile in dem Glauben bestätigt, jeder auf der ganzen, weiten Welt warte nur darauf, dass er alle seine Gedanken unentwegt hinausposaunte.
    Doch durch welche Umstände er auch immer in sein Amt gehievt worden war, in Constances Augen schien die Kirche über Möglichkeiten zu verfügen, ihn dessen auch wieder zu entheben, zumal sich viele der jüngeren Ordensbrüder von St. Honce zu prächtigen jungen

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