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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Meistern entwickelt hatten.
    Constance verwarf diesen Gedanken ebenso wie ihre gegenwärtige Verachtung für Abt Ohwan und ermahnte sich, dass es nur in ihrem Sinne war, diesen Mann, diesen leicht zu manipulierenden Narren, in einer Machtstellung zu belassen. Sie betrachtete ihn, wie er dort stand, den Kopf leicht zur Seite geneigt, sich unablässig mit der Zunge die Lippen benetzend, und sie aus dumpfen Augen musterte; sie schenkte ihm ein freundliches Lächeln, das allein daher rührte, dass Abt Ohwan sie im Augenblick stark an einen der alles andere als klugen Jagdhunde von Herzog Kalas erinnerte.
    »Ich nehme an, Ihr werdet in Kürze eine prunkvolle Hochzeitsfeier in St. Honce abhalten«, sagte sie ruhig.
    »Ihr meint König Danube?«, wagte Abt Ohwan leise nachzufragen, woraufhin Constance nickte.
    »Ach, Lady Pemblebury!«, entfuhr es dem Abt, dann eilte er zu ihr und schloss sie überschwänglich in die Arme. »Endlich hat er den Wert der Mutter seiner Kinder erkannt. Endlich wird unser mächtiger König seiner Rolle als Vater der Prinzensöhne gerecht!«
    »Die Zeremonie wird ohne mich stattfinden«, erwiderte Constance giftig, schob Ohwan auf Armeslänge von sich und wollte schon hinzufügen: »Was seid Ihr für ein Narr!«, konnte sich aber gerade noch beherrschen. »König Danube ist in den Norden nach Palmaris gesegelt.«
    »Amtsgeschäfte«, erwiderte Ohwan. »Ja, natürlich, wir wurden davon unterrichtet.«
    »Lust und nichts anderes bläht die Segel der Flusspalast «, erklärte Constance. »Er ist in den Norden gereist, um bei Jilseponie Wyndon zu sein, der Baroness von Palmaris.«
    »Der Retterin des …«
    »Erspart mir Euer törichtes Geschwätz!«, fiel Constance ihm scharf ins Wort. »Jilseponie Wyndon hat Großes vollbracht, das will ich nicht bestreiten. Aber Ihr kennt sie nicht, wie ich sie kenne, ehrwürdiger Vater. Sollte sie tatsächlich die nächste Königin des Bärenreiches werden, müsst Ihr mit tief greifenden Veränderungen in dem Gefüge Ursals rechnen, insbesondere was die Abtei St. Honce betrifft.«
    »Sie verfügt über keine Macht in der abellikanischen Kirche«, wandte Ohwan ein. »Sie besitzt weder Amt noch Titel …«
    »Einen Titel nicht, aber unterschätzt nicht ihren Einfluss«, erwiderte Constance. »Und zweifelt nicht daran, dass sie diesen Einfluss auch benutzen wird, um St. Honce ebenso umzugestalten, wie sie dies bereits mit St. Precious in Palmaris getan hat.«
    »Das ist Abt Braumins Ordensprovinz«, gab Ohwan zu bedenken.
    »Braumin, dessen Aufstieg schon aufgrund seiner Beziehung zu Jilseponie Wyndon abzusehen war«, stellte Constance klar, und ihr Argument enthielt in der Tat ein Körnchen Wahrheit. Zu Zeiten Vater Markwarts hatte Braumin Herde in St. Mere-Abelle, der großen Zentralabtei des Abellikaner-Ordens, noch eine untergeordnete Rolle gespielt. Bei der darauf folgenden Kirchenspaltung hatte sich Braumin dann voll und ganz auf die Seite von Jilseponie und Elbryan geschlagen und sich für das Anliegen von Avelyn Desbris eingesetzt, jenes neuen Märtyrers, dessen Vorgehen beim Sieg über den geflügelten Dämon – nachdem er von Markwart zum Ketzer erklärt worden war – die Kirche bis in die Grundfesten erschüttert hatte. Braumins Partei hatte in diesem Konflikt die Oberhand behalten, daher hatte man den Mönch mit einer Machtposition belohnt, die alles übertraf, was er sonst hätte erreichen können, selbst wenn er sich ein weiteres Jahrzehnt in St. Mere-Abelle abgemüht hätte.
    »Versteht mich nicht falsch«, fuhr Constance fort. »Jilseponie Wyndon wird sich bestimmt als großartige Königin für König Danube erweisen und dem Volk des Bärenreiches gute Dienste leisten.«
    »Das ist sehr großherzig von Euch«, bemerkte Abt Ohwan.
    »Aber sie ist nicht von adeliger Abstammung und hat keinen blassen Schimmer, was es heißt, Königin zu sein, ganz zu schweigen davon, eine Königinmutter.« Da, jetzt hatte sie es ausgesprochen, ganz unverblümt, und der leere Ausdruck auf Ohwans Gesicht, sein offener Mund und seine aufgerissenen Augen verrieten ihr, dass er sie vollkommen verstanden hatte.
    »Mir ist zu Ohren gekommen, sie sei … verwundet worden«, bemerkte Constance.
    »In ihrem Kampf mit Vater Markwart auf dem Feld, nördlich von Palmaris«, bestätigte Ohwan, denn die Geschichte war allgemein bekannt. »Damals, als sie ihr Kind verlor, ganz recht. Mir sind so ziemlich die gleichen Gerüchte zu Ohren gekommen.«
    »Stellt bitte fest, was Ihr

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