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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Erträglichen. Er hatte einfache Bauern umgebracht, hatte die Frauen einfacher Bauern getötet und sogar deren kleine Kinder!
    Und mit jedem Tötungsakt war der Ekel vor sich selbst gewachsen, hatte sich ein stärkeres Gefühl von Hilf- und Hoffnungslosigkeit eingestellt.
    Jetzt lebte er in Micklins Dorf, einer von kräftigen, kerngesunden Jägern bewohnten Ortschaft. Er hatte sich ein geregeltes Leben angewöhnt, das ihm etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf einbrachte und ihn von den Versuchungen des Dämons in seinem Innern fern hielt. Nein, Bertram Dale würde den Teufel tun und sich an diesen Jagdausflügen beteiligen, auf denen er womöglich wieder Blut wittern und in mörderische Raserei verfiel, nur um danach ein weiteres Mal fliehen zu müssen.
    Wie viele Dörfer gab es überhaupt im westlichen Grenzgebiet des Bärenreiches?
    Die Axt senkte sich in hohem Bogen und zerteilte einen weiteren Block.
    Gegen Mitte des Vormittags hatte er das gesamte Holz geschlagen und aufgeschichtet. Mittlerweile war er allein im Dorf und würde es wahrscheinlich auch bis zum späten Nachmittag bleiben. Er machte kurz eine Runde über das Gelände, um sich zu vergewissern, dass niemand in der Nähe war, dann entkleidete er sich auf einem zwischen vier Hütten gelegenen Anger bis zur Hüfte.
    Er atmete tief durch und ließ seine Gedanken über die Jahre und Meilen bis zu einer mächtigen steinernen Festung zurückwandern, einer Bastion des Studiums und der Meditation, der Erziehung und der Frömmigkeit.
    Einem Ort mit Namen St. Mere-Abelle.
    Über ein Jahrzehnt seines Lebens hatte er dort verbracht und sich in den Sitten und Gebräuchen des Abellikaner-Ordens und den Kriegskünsten geübt. Er war ein Meister des Abellikaner-Ordens gewesen, und sein Ruf war fast schon legendär. Bevor er den Namen Bertrand Dale und davor mehrere andere angenommen hatte, war er Marcalo De’Unnero, Meister von St. Mere-Abelle und Abt von St. Precious, gewesen. Marcalo De’Unnero, Bischof von Palmaris. Die meisten, die ihn im Kampf erlebt hatten, bezeichneten ihn als den größten Krieger, der je in St. Mere-Abelle ausgebildet worden war.
    Er ließ sich in eine kauernde Haltung sinken und begann, die Luft vor seinem Körper mit den Händen zu zerteilen; kleine Kreise beschreibend wanderten sie mit fließenden Bewegungen erst nach vorn, dann wieder zu den Seiten.
    Viele hatten vor ihm das Haupt geneigt, hatten ihn respektiert, sogar gefürchtet. Das war tatsächlich seine größte Freude gewesen, wie er sich letztendlich eingestehen musste. Die Angst in den Augen seiner Gegner, wenn sie ihn anstarrten. Wie hatte er das genossen!
    Mittlerweile waren die Bewegungen seiner Hände schneller geworden, beschrieben die kreisenden Verteidigungsbewegungen mit einer solchen Geschwindigkeit und Präzision, dass kaum etwas sie jemals würde überwinden und ihn attackieren können. Ab und zu brach er mitten in einer Kreisbewegung ab, um blitzschnell einen gefährlichen Schlag oder einen Stoß mit gestreckten Fingern auszuführen, sei es nach vorn oder zu den Seiten, oder gar, mit einer kaum merklichen, plötzlichen Körperdrehung, nach hinten. Vor seinem inneren Auge sah er die Feinde unter seinen tödlichen Hieben niedersinken.
    Und wie oft schon waren sie über ihn hergefallen, unzählige Male! Einmal, während seiner Amtszeit in St. Mere-Abelle, war die Abtei von einer gewaltigen Pauri-Streitmacht angegriffen worden; er hatte sich mit bloßen Händen mitten in eine Gruppe der Angreifer gestürzt und die entschlossenen, rotgesichtigen Zwerge mit heftigen Hieben und Tritten zu Fall gebracht, die ihnen den Atem raubten, oder mit präzisen Stößen, die ihre empfindlichen Augen bis in ihr zartes Hirngewebe durchbohrten, bis sich die Zwerge schließlich zuckend auf dem kalten Boden wälzten.
    Es war eine Erfahrung reinsten Glücks gewesen, überlegte er; seine Bewegungen gewannen an Schnelligkeit und Intensität, er blockte und griff an, anfangs im Stil einer Schlange, dann wie ein attackierender, reißender Löwe und schließlich wie ein um sich tretender Storch. Einem Beobachter wäre der frühere Mönch als wild herumwirbelnde, undeutliche Gestalt erschienen, deren Bewegungen für das Auge zu schnell waren und deren Muskeln sich in der Dauer eines Lidschlags streckten und wieder zusammenzogen. Dies war seine Erlösung, sein Gebet, mit dem er den Zorn im Zaum hielt, der keine echte, dauerhafte Erlösung kannte. Wie tief war er gesunken! Wie sehr war seine

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