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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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    Jetzt konnte er bis auf den Grund ihrer Seele blicken.
    Als Brynn hinüberging, um ihren Platz unmittelbar vor Lady Dasslerond einzunehmen, setzte der Elfengesang erneut ein, um gleich darauf unvermittelt abzubrechen – oder vielleicht auch nicht. Vielleicht, überlegte Aydrian, hatten die Elfen einfach eine ihrer Schallschutzmauern errichtet, eine Barriere, die ihre Stimmen nicht durchdrangen. Jetzt richtete Lady Dasslerond das Wort unmittelbar an Brynn, während Belli’mar Juraviel zum fernen Ende des Feldes hinüberging und unter den Fichtenzweigen verschwand, um gleich darauf wieder zum Vorschein zu kommen, ein großes, weiß-braun geschecktes Pony an der Hand, mit zwei so blauen Augen, dass Aydrian ihre Farbe im Schein der Fackeln selbst aus dieser Entfernung erkennen konnte. Das Pony hatte eine weiße Mähne mit einer einzelnen schwarzen Strähne sowie einen ganz ähnlich aussehenden Schwanz. Anfangs machte es einen scheuen Eindruck oder schien zumindest unnatürlich aufgeregt; es warf den Kopf mit scharfen, ruckartigen Bewegungen hin und her.
    Dann aber stand das Pony ganz dicht neben Brynn, und von Anfang an konnte man deutlich erkennen, dass die beiden miteinander auskommen würden. Der junge Hengst stellte die Ohren auf, und obwohl seine Augen nach wie vor das Geschehen vor ihm aufmerksam verfolgten, ließ sich das scheckige Pony von Brynn im Gesicht und an seinem kräftigen Hals streicheln, ohne ein einziges Mal mit dem Kopf zu zucken.
    Zu Aydrians Verwunderung blieb das Pony neben Brynn stehen, als Lady Dasslerond abermals das Wort ergriff, und schließlich stimmten auch die Elfen wieder ihren Gesang an – auch wenn Aydrian keine der Elfenstimmen hören konnte, nur das gelegentliche Schnauben und Wiehern des gescheckten Ponys.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis der völlig hingerissene Aydrian bemerkte, dass Belli’mar Juraviel erneut die Wiese verlassen hatte, und als er es schließlich merkte, war es zu spät, um noch zu reagieren.
    Er wollte sich gerade umdrehen, als er spürte, wie ihn eine kräftige, kleine Hand von hinten an den Haaren packte. Ein plötzlicher Ruck, und Juraviel riss Aydrian aus seinen Gedanken und auf die Beine.
    »Was hast du hier zu suchen?«, fuhr ihn der Elf wütend an.
    Knurrend langte Aydrian hinter sich, um Juraviels Handgelenk zu packen, doch der Elf kam ihm zuvor und zog seine Hand mit einem Ruck rückwärts nach unten, so fest, dass er Aydrian damit von den Füßen riss.
    Der Junge schlug hart auf dem Boden auf, machte aber Anstalten, sich mit einer schnellen Drehung und unter wütendem Geknurre wieder aufzurappeln, fest entschlossen, sich auf Juraviel zu stürzen.
    Noch bevor er sich auch nur annähernd aufrichten konnte, bekam er einen Tritt ins Gesicht; in dem Nebel, der daraufhin einsetzte, fühlte er plötzlich einen Hagel von Schlägen auf sich niederprasseln, der ihn nach kürzester Zeit zwang, sich zusammengekrümmt auf die Seite fallen zu lassen.
    »Was du in letzter Zeit auch tust, du strapazierst Lady Dassleronds Geduld aufs Äußerste«, bemerkte Juraviel.
    Aydrian wälzte sich herum, kam auf die Knie und begann sich langsam zu erheben. »Niemand hat mir gesagt, ich soll heute Abend von diesem Ort fernbleiben«, protestierte er.
    Juraviels Blick blieb hart. »Du findest die Antwort auf deinen Protest in deinem Herzen«, erwiderte der Elf nach einer langen und verlegenen Pause. »Sollte dir etwa entgangen sein, dass du Brynn Dharielle stören könntest?«
    »Niemand hat mir gesagt –«, begann Aydrian zu widersprechen.
    »Das sollte auch niemand müssen«, fiel ihm Juraviel ins Wort. »Du wurdest eines Besseren belehrt. Man hat dir Einblick in dein Herz und deine Seele gegeben. Oder kannst du etwa falsch nicht von richtig unterscheiden?«
    Aydrian wollte etwas erwidern, doch Juraviel ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
    »Kannst du das wirklich nicht?«, wiederholte er ungehalten. »Willst du etwa versuchen, die Wahrheit deines Herzens mit Wortklauberei abzustreiten?«
    Aydrian stammelte noch etwas, verstummte dann und stand vollkommen reglos da, Juraviel kalt beäugend.
    Eine ganze Weile blieb er in dieser drohenden Haltung stehen, während Juraviel ihn im Gegenzug unverwandt anstarrte, bis er ein Geräusch hinter sich vernahm. Er drehte sich um und sah die mittlerweile in einen Schal gehüllte Brynn, ihr Pony führend, vom Feld herüberkommen.
    »Ich wollte nicht …«, setzte Aydrian an, doch als Brynn ganz nah an ihm vorüberging – falls sie

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