Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
Vom Netzwerk:
Vormittag, der dem ersten in Disziplin und Perfektion in nichts nachstand; die Soldaten marschierten in achtzig Fünferreihen an dem aufmerksamen Yatol vorbei, um schließlich Seite an Seite mit der ersten Formation, gegenüber Wan Atenns und Gryshs vergleichsweise unbedeutendem Truppenkontingent, auf dem weiten Platz Aufstellung zu nehmen.
    In der zweiten Gruppe war noch keine Ruhe eingekehrt, als Grysh bemerkte, dass Wan Atenn ihn musterte. Er ließ den Blick nach unten wandern, betrachtete den Oberbefehlshaber seiner Truppen und wusste, dass der unerwartete Aufmarsch den Chezhou-Lei-Krieger beunruhigte. Schließlich hatten sie gerade mal vierundsechzig Mann angefordert, und geschickt hatte man ihnen achthundert!
    Yatol Grysh nickte ihm beschwichtigend zu, eine durchaus ernst gemeinte Geste. Der Yatol hatte nicht die leiseste Ahnung, was Chezru Douan sich dabei gedacht haben mochte, war sich aber ziemlich sicher, dass dieser nicht die Absicht hatte, Gryshs Macht in der Region an sich zu reißen. Was gleichzeitig bedeutete, dass Wan Atenns Stellung als oberster Befehlshaber unangetastet bliebe, zumal Grysh dem Chezhou-Lei bedingungslos vertraute.
    Der Yatol ließ den Rest der Zeremonie mehr oder weniger unbeteiligt über sich ergehen, verfolgte den Aufmarsch ohne große innere Anteilnahme und aus großer Ferne. In Gedanken bereits bei dem in Kürze stattfindenden Treffen legte er sich zurecht, wie sich die neu eingetroffenen Truppen am vorteilhaftesten einsetzen ließen.
    Unter den To-gai-ru gab es einen besonders widerspenstigen Rebellen, den Grysh liebend gerne losgeworden wäre, ein Mann, der Gerüchten zufolge ohne jedes Erbarmen mordete.
     
    »Jilseponie Wyndon.« Chezru Douan schüttelte den Kopf, als er den Namen aussprach. »Wer ist diese Frau, dass sie Bischöfin in einer von Männern beherrschten Kirche werden konnte?«
    Merwan Ma, auf der anderen Seite von Douans Schreibtisch, hütete sich, darauf etwas zu erwidern, denn er wusste, dass die Frage sehr viel tiefer ging als die offensichtliche Antwort darauf – eine Antwort, die sowohl er als auch Chezru Douan nur zu gut kannten.
    Jilseponie war es gewesen, die vor nunmehr einem Jahrzehnt das Wunder von Avelyn bewirkt hatte, mit dem das Bärenreich aus den Klauen der Rotfleckenpest befreit worden war. Als Gefährtin des toten Nachtvogels schrieb man Jilseponie, zumindest teilweise, auch die Vernichtung des geflügelten Dämons Bestesbulzibar zu sowie einen gewissen Anteil am Sieg des Bärenreiches über dessen Günstlinge, die Goblins, Riesen und Pauris. Doch das alles war längst Vergangenheit, und sowohl Yakim Douan als auch Merwan Ma hatten den Namen Jilseponie Wyndon schon mehrere Jahre nicht gehört.
    Bis zu diesem Tag, da Abt Olins Bote ihnen die Nachricht überbrachte – offenkundig verfasst, um einer gewissen Besorgnis Ausdruck zu verleihen –, dass Jilseponie Wyndon zur Bischöfin von Palmaris ernannt worden war und dass sie von König Danube Brock Ursal ganz offen umworben wurde.
    »Abt Olin befürchtet, sie könnte Königin des Reiches werden«, bemerkte Merwan Ma. »Glaubt er etwa, das könnte ihr auch zur führenden Position in der Kirche verhelfen?«
    »Ein solcher Vorgang wäre beispiellos«, erwiderte Yakim Douan schroff und schüttelte abermals den Kopf. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was dies alles zu bedeuten hatte aber was auch geschehen mochte, die vorliegende Nachricht erfüllte ihn mit tiefer Sorge. Konnte er seine Transzendenz wagen, während sich allem Anschein nach im Norden eine Art Aufstand zusammenbraute, und zwar nicht nur in der Kirche, sondern im gesamten Königreich? Und sollte der schlimmste aller denkbaren Fälle eintreten – ein neues, Behren feindlich gesinntes Bärenreich –, würde er dann am Ende gar gezwungen sein, seine Transzendenz noch länger aufzuschieben?
    Der Yatol senkte den Kopf, um sich vor seinem Diener seine Verzweiflung nicht anmerken zu lassen. Wie sehnte er sich danach, diesen Körper zu verlassen! Er wollte endlich wieder die Kraft der Jugend spüren, das erregende Gefühl und die Freuden des Liebesspiels erleben, ja, selbst das prickelnde Gefühl, in der Gruppe eben jener Yatols und Geistlichen, die ihn jetzt mit Stimme Gottes titulierten, neue Bekanntschaften zu schließen.
    Doch nun war Yakim Douan mit einem Schlag klar geworden, dass all seine Bemühungen, einschließlich der Entsendung der kleinen Armee zu Yatol Grysh, vergeblich sein würden. Er konnte und würde keinen Versuch der

Weitere Kostenlose Bücher