Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
Vom Netzwerk:
Fall im Stich lassen!« Sie endete mit einem wütenden Knurren, aber eher aus Verzweiflung denn aus Entschlossenheit, wie sie selbst wusste. Was konnten sie und Juraviel schon groß tun? Sie waren ganz einfach hoffnungslos unterlegen, und zwar in einem Ausmaß, dass nicht die geringste Hoffnung zu bestehen schien.
    Am liebsten hätte sie vor Wut mit der Faust gegen die Wand getrommelt, aber als sie sich umdrehte, um genau das zu tun, kam ihr eine Idee. Ihre Miene hellte sich auf, sie öffnete ihre bereits geballte Faust, bohrte sie stattdessen in die weiche Höhlenwand und brach ein ziemlich großes, wurzeldurchwachsenes Stück Erde heraus. Fest entschlossen, einen Tunnel in das weiche Erdreich zu graben, ignorierte Brynn die Schmerzen in Schultern und Brustkorb und drehte sich ganz herum.
    »Nicht!« Juraviels eindringliche Warnung ließ sie innehalten, und sie drehte sich wieder zurück. Sie sah ihn fragend an.
    »Dafür ist die Höhle nicht stabil genug«, erklärte Juraviel. »Unsere Häscher wussten schon, wie man ein zweckmäßiges Gefängnis baut. Sobald wir die Stabilität der Seitenwände untergraben, bricht das Ganze über unseren Köpfen zusammen.«
    Brynn schloss die Augen, ihr Brustkorb schmerzte, als sie keuchend durchzuatmen versuchte und ihr Vorhaben noch einmal überdachte.
    »Wir befinden uns ziemlich tief unter der Erde«, fügte Juraviel grimmig hinzu.
    Brynn ließ sich nach hinten in eine sitzende Position fallen, sodass sie mit dem Rücken an der kühlen, muffig riechenden Wand lehnte. »Was sollen wir also tun? Herumsitzen und warten und auf das Wohlwollen unserer Häscher hoffen?«
    »Ich wünschte, darauf wüsste ich eine Antwort.«
    Und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als genau das zu tun; untätig hockten sie herum und warteten, während Juraviel sich den Kopf darüber zerbrach, wie sich eine Verhandlungsstrategie zu ihrer beider Befreiung finden ließe, die er anwenden konnte, sobald sich eine Gelegenheit bot. Brynn hockte schweigend da und grübelte über ihr Versagen nach, über den Schaden für To-gai und die versklavten To-gai-ru. Es sah ganz so aus, als würde sie nicht zu ihrer Erlöserin werden.
    Unweigerlich begannen ihre Gedanken um ihre eigene Vergänglichkeit zu kreisen. Was bedeutete es zu sterben? Würden ihre ermordeten Eltern am Ende eines dunklen Tunnels auf sie warten, wie die Schamanen der To-gai-ru behaupteten, um sie in den Ewigen Jagdgründen willkommen zu heißen? Oder erwartete sie dort das blanke Nichts, eine schwarze Leere und das Ende allen Seins?
    Mehrfach versuchte sie gewaltsam, ihre Gedanken wieder auf ihre gegenwärtige Lage zu konzentrieren, versuchte, eine Lösung für das entsetzliche Dilemma zu finden, nur um immer wieder von den unausweichlichen Gedanken über das größte aller Rätsel eingeholt zu werden.
    Die Zeit verging; Brynn hätte nicht zu sagen vermocht, ob es Minuten, Stunden oder Tage waren. Sie verspürte keinen Hunger, zumal der Versuch, etwas zu essen, vermutlich ohnehin sehr schmerzhaft für sie gewesen wäre. Sie hockte einfach da und wartete, schaute gelegentlich zu Juraviel, der mit übereinander geschlagenen Beinen dasaß, das Kinn in die Hände gestützt.
    Die Zeit verging.
     
    Stunden später rüttelte das Geräusch einer Bewegung im Tunnel Brynn aus ihrem tranceähnlichen Schlummer. Instinktiv versuchte sie augenblicklich, eine Abwehrhaltung einzunehmen, doch ein stechender Schmerz in ihrer Seite zwang sie, sich wieder hinzusetzen; keuchend rang sie nach Atem.
    Juraviel dagegen zeigte fast überhaupt keine Reaktion; er drehte nur ganz leicht den Kopf und schaute in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Der Grund dafür war weder Schmerz noch Schwäche, erkannte Brynn, sondern schlicht Resignation. Ihr Schicksal war besiegelt, und Juraviel hatte das bereits akzeptiert. Hätten ihre Häscher Juraviel an den Rand eines Abgrunds geführt, ihm die Flügel gestutzt und befohlen, sich in die Tiefe zu stürzen, hätte er ihnen vermutlich gehorcht, wahrscheinlich sogar ohne jeden Widerspruch!
    Zuerst erschien ein Topf mit Deckel in dem dunklen Loch am Fuß der Brynn gegenüberliegenden Wand, gefolgt von zwei torfverschmierten Händen, die ihn mit steifen Fingern vorwärts schoben. Der Zombie dahinter, der sich eher wie ein Wurm denn wie ein Zweibeiner bewegte, schob sich auf allen vieren weiter in die Höhle, stellte den Topf ab, zog sich sofort wieder in das Loch zurück und begann, sich langsam rückwärts kriechend durch den

Weitere Kostenlose Bücher