Schattenelf - 4 - Feuerzauber
machen.
Schließlich ließ auch Brynn auf breiter Front angreifen, begleitet vom sirrenden Geräusch der Bögen und vom Klirren der Schwerter.
Die Behreneser besaßen keinerlei Möglichkeit mehr zur Flucht, hatten keine Zeit, sich neu zu formieren und eine Verteidigungslinie zu bilden. Außerdem konnten die Behreneser nicht einmal annähernd so schnell und treffsicher aus dem Sattel schießen wie die erfahrenen Jäger der To-gai-ru. Brynn hatte das Schlachtfeld exakt den Erfordernissen ihrer Streitmacht entsprechend ausgewählt und Yatol Gryshs übertriebene Siegesgewissheit ausgenutzt, um seine Soldaten hinter ihren schützenden Mauern hervor ins offene Gelände zu locken, wo diese gegen die wilden Reiter der To-gai-ru nicht den Hauch einer Chance hatten.
Als ihr Augenblick gekommen war, führte sie ihre Truppen voller Ungeduld in den Kampf Mann gegen Mann und beförderte jeden Behreneser, der ihr zu nahe kam, mit einem gleißend hellen Feuerstoß ihres lodernden Schwertes ins Jenseits.
In Wahrheit versuchten die meisten nur zu fliehen, was das Gemetzel noch vergrößerte.
»Meine Nacht hat eben erst begonnen«, sagte Brynn an Pagonel gewandt, nachdem die Schlacht beendet war. Der Mystiker kümmerte sich mit großer Hingabe um die Verwundeten, obwohl er selbst nicht völlig unverletzt geblieben war. Er hatte einen hellrot leuchtenden, blutverschmierten Striemen auf dem Oberarm, wo ein Pfeil seine Haut gestreift hatte.
Der Mystiker nickte. »Bist du dir wirklich über die Kräfte im Klaren, die du im Begriff bist zu entfesseln?«, fragte er.
»Ich weiß nur, dass Dharyan im Morgengrauen fallen wird«, erwiderte Brynn mit grimmiger Entschlossenheit. »Um welchen Preis auch immer.«
Der Mystiker nickte erneut, und Brynn ließ Nesty wenden und galoppierte in westlicher Richtung davon, zum Sockel des Landbruchs.
Dort erwarteten ihre Freunde sie bereits. Juraviel und Cazzira hatten auf dem Riesendrachen Platz genommen, der inzwischen wieder seine natürliche, geflügelte Gestalt angenommen hatte.
»Ich befürchtete schon, wir müssten ohne dich aufbrechen«, rief Juraviel ihr schon von weitem zu, sichtlich erleichtert, sie am Leben und unverletzt zu sehen.
»Diese Schlacht möchte ich wirklich nicht versäumen«, erwiderte Brynn, während sie auf den gesenkten Hals des Drachen kletterte.
»Wir haben die Positionen der Katapulte genau markiert«, unterrichtete Cazzira sie.
Brynn nickte. »Ein paar vielleicht«, pflichtete sie ihr bei. »Aber ich habe es auf eine viel wichtigere Beute abgesehen.«
»Diese Riesenspeere sind die einzigen Waffen, die mich daran hindern könnten, die Stadt vollständig dem Erdboden gleichzumachen«, warf der Drache ein.
»Wir werden ihren Willen und ihre Entschlossenheit brechen, und dann wird Dharyan fallen«, war alles, was Brynn in diesem Augenblick zu sagen bereit war.
Und schon stiegen sie hoch hinauf in den dunklen Himmel, bis wenige Augenblicke später die Lichter Dharyans deutlich sichtbar vor ihnen lagen. Wie viel heller würde die Stadt schon bald brennen!
Brynn lenkte den Drachen erst nach Norden und dann in östlicher Richtung um die Stadt herum, wohl wissend, dass die Augen sämtlicher Dharyaner angestrengt nach Südwesten blickten.
Pherol stieg hoch hinauf in den dunklen Nachthimmel, machte kehrt und schien einen winzigen Augenblick in der Luft zu stehen, ehe er sich mit stetig wachsender Geschwindigkeit lotrecht in die Tiefe fallen ließ. Mit gewaltigem Tosen schoss der Drache über die Stadt hinweg und riss bereits allein mit seinem Luftzug die Posten von der nordöstlichen Stadtmauer. Entgegen Brynns Anweisungen schwenkte er schließlich noch ab, um genau über die Stellung eines Katapults hinwegzusegeln und im Vorübergleiten mit seinen ausgefahrenen Krallen und einem peitschenden Hieb seines Schwanzes sowohl die Stellung selbst als auch deren Besatzung zu vernichten, ehe er sich seinem eigentlichen Ziel zuwandte. Es war nicht schwierig zu erkennen, denn der Tempel von Dharyan war das größte Gebäude in der Stadt.
Unmittelbar davor machte er Halt, stieß seinen feurigen Atemhauch aus, zertrümmerte damit die nach Osten hin gelegenen Fenster und setzte deren hölzerne Verstrebungen in Brand.
Dann stieg er etwas höher und atmete erneut aus, und schließlich noch ein drittes Mal, bis er mit seinem Feueratem im gesamten Gebäude Brände gelegt hatte.
Unterdessen versuchten die Menschen unten in den Straßen, sich schreiend in Sicherheit zu bringen, bis
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