Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf
verschwunden.
Pony spürte die Anspannung, die Prinz Midalis überkommen hatte, das Gefühl von Ungeduld, dies alles endlich hinter sich zu bringen. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. »Geduld«, riet sie. »Habt Geduld.«
»Euer Agent ist ziemlich erfolgreich«, meinte Lozan Duk zu Brynn. »Was immer Pechter Dan Turk zu Yatol De Hamman gesagt hat, es hat ihn dazu veranlasst, prompt zu reagieren. Diejenigen Truppenteile, die die behrenesischen Linien bereits verlassen hatten, haben sich noch weiter zurückgezogen – bisher schon mehr als einen halben Tagesmarsch. Und noch immer rücken Soldaten aus den behrenesischen Stellungen ab und ziehen sich auf die Positionen zurück, die von den zuerst abgerückten Truppen gehalten wurden.«
»Was ist mit den Abellikanern?«, erkundigte sich Brynn. »Und den Wurfmaschinen für die Jagd auf den Drachen?«
»Stehen noch bereit. Allerdings ist der Befehlshaber der Abellikaner längst geflohen – nach Jacintha, würde ich vermuten.«
Brynn ließ sich den Bericht noch einmal durch den Kopf gehen. Natürlich war sie bestens über Pechter Dan Turks Vorgehen unterrichtet, schließlich hatte sie ihm umfassende Anweisungen mit auf den Weg gegeben, bevor sie ihn losgeschickt hatte. Der Agent hatte De Hamman davon in Kenntnis gesetzt, dass die To-gai-ru in ihrer Wachsamkeit nicht nachlassen würden, solange die abgezogenen Krieger noch nah genug für eine rasche Rückkehr waren. Des Weiteren hatte er De Hamman erklärt, falls die Verteidiger Dharyan-Dharielles Anlass zu der Befürchtung hätten, dass die Behreneser lediglich Zeit schinden wollten, um Verstärkung herbeizuschaffen, würden sie mit ihrer gesamten Schlagkraft einen Ausfall unternehmen. Tatsächlich hatte Pechter Dan Turk Yatol De Hamman nichts anderes gesagt als die Wahrheit, diese allerdings mit der irreführenden Behauptung verknüpft, die to-gai-ruschen Befürchtungen ließen sich so weit ausräumen, dass sie am Ende gar nichts mehr unternehmen würden.
Also hatte Yatol De Hamman seine Front ausgedünnt, doch war ihm dabei nach Brynns Ansicht ein Fehler unterlaufen: Er hatte einen nicht unbeträchtlichen Teil seiner Truppen so weit zurückbeordert, dass sie als sofortige Verstärkungen nicht mehr in Betracht kamen. Hätten die Behreneser sich zuvor noch mit aller Kraft gegen einen Ausfallversuch aus der Stadt stemmen können – in dem Wissen, dass Entsatz nicht lange auf sich warten lassen würde –, so wären die noch immer die Stadt umzingelnden Soldaten sich jetzt darüber im Klaren, dass sie der entfesselten Wut Brynn Dharielles allein standhalten mussten.
Doch ihr Angriff musste schnell erfolgen, wenn sie den größtmöglichen Gewinn aus der gegenwärtigen Situation ziehen wollte, daher war Brynn ziemlich erleichtert, als Belli’mar Juraviel später am selben Tag aus dem Bärenreich zurückkehrte und zweierlei mitbrachte: die gute Nachricht, dass ihre Verbündeten im Kampf gegen Aydrian im Norden auf dem Vormarsch waren, und eben jenen Smaragd, der es ihnen ermöglichen würde, noch schneller und erheblich schlagkräftiger anzugreifen.
Noch am selben Abend – die Sonne war kaum hinter dem Landbruch untergegangen, und am Himmel zeigten sich die ersten Sterne – begann Belli’mar Juraviel mit dem magischen Transport. Als Erstes brachte er Pagonel aus der Stadt und setzte den Mystiker neben einer Gruppe von Doc’alfar hinter den Linien von De Hammans Hauptstreitmacht ab, ganz in der Nähe jener Zelte, in denen die abellikanischen Mönche untergebracht waren. Als Nächstes folgte Pherol, der sich Pagonel und den eingeschleusten Doc’alfar anschloss.
Drei Dutzend Mal legte Juraviel die Strecke zurück, ehe ihn die schiere Erschöpfung aufgrund der permanenten Anwendung magischer Kräfte zur Aufgabe zwang. Trotzdem schaffte er es noch, sich Pagonel, dem Drachen und seinen Stammesgenossen von den Doc’alfar anzuschließen, da er bei dem entscheidenden Angriff in dieser Nacht unbedingt zugegen sein wollte. Während er bei dem Mystiker und dem Drachen zurückblieb, machten die Doc’alfar sich auf den Weg, um die rings um das Feldlager verstreuten Posten auszuschalten.
Kurz vor Sonnenaufgang flogen dann das Süd- und das Osttor von Dharyan-Dharielle auf, und die To-gai-ru, im Osten angeführt von Brynn Dharielle und im Süden von Tanalk Grenk, stürmten hervor. Zur gleichen Zeit drangen Pagonel, Juraviel und mehrere Stammesgenossen Cazziras in eines der Zelte der Abellikaner ein und streckten
Weitere Kostenlose Bücher