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Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Titel: Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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sie zu Midalis und ergriff seine Hand.
    »Diese Gefühle werden in aller Deutlichkeit zu Tage treten, sobald die Kunde vom Krieg im Süden über das Gebirge dringt«, konterte Midalis. »Was werden die Mütter und Kinder sagen, wenn sie erfahren, dass ihre Ehemänner und Väter, ihre Söhne und Brüder durch meine Hand gefallen sind?«
    Pony sah ihm fest in die Augen. »Was für ein Oberhaupt des Bärenreiches maßt Ihr Euch an zu sein, wenn Ihr zulasst, dass Euer eigenes Königreich gegen jedes Recht in sein Nachbarland einfällt?«, sagte sie unverblümt. »Was für ein Oberhaupt des Bärenreiches erkühnt Ihr Euch zu sein, wenn Ihr Abt Olin gestattet, in Aydrians Namen einen Krieg zu führen, der Hunderten, wenn nicht gar Tausenden von Menschen Eures Volkes den Tod bringen wird? Ganz zu schweigen von den unschuldigen Behrenesern und den tapferen Kriegern der To-gai-ru, die sich so mutig für ihre Ziele einsetzen.«
    Damit schien sie Prinz Midalis allen Wind aus den Segeln zu nehmen. Kopfschüttelnd ließ er den Blick über die erstaunten Mienen der Umstehenden wandern.
    »Geht und bringt Herzog Bretherford auf den rechten Weg zurück. Im Grunde kennt er ihn ja selbst«, forderte Pony ihn auf. »Geht und gebietet Abt Olin Einhalt.«
    Prinz Midalis grübelte eine Weile über ihre Worte nach, ehe er mit einem hilflosen Lachen erklärte: »Nun denn, zurück zu den Booten.«

20. Hoffnungen und durchkreuzte Hoffnungen
    Körperlich hatte Braumin Herdes Befinden sich inzwischen wieder gebessert; von einer gefühlsmäßigen Besserung jedoch konnte angesichts der aus den umliegenden Gebieten zu ihm durchsickernden Nachrichten über die Einnahme der Stadt Palmaris in König Aydrians Namen sowie Herzog Kalas’ triumphalen Marsch keine Rede sein. Der ehemalige Bischof stand im großen Audienzsaal von St. Mere-Abelle neben der breiten Treppe und starrte zu dem großen Buntglasfenster hinauf, auf dem der in den Himmel gereckte Arm Avelyns dargestellt war.
    Dieser wundersame Arm barg die Verheißung ewigen Lebens, eine Verheißung, deren Widerhall Braumin nun, da ihm die Endlichkeit seiner eigenen Existenz so beängstigend nah vor Augen stand, klar und deutlich in seinem Innersten zu hören wünschte. Denn die Armeen, daran bestand kein Zweifel mehr, rückten immer näher, und jeder Widerstand gegen König Aydrian schien praktisch zusammengebrochen zu sein. Der Anblick des Arms schien Braumin wieder in jene Zeit vor vielen Jahren zurückzuversetzen, als er in den Katakomben eben dieser Abtei den Erzählungen des alten, freundlichen Meisters Jojonah über Elbryan und Avelyn und das Auftauchen des geflügelten Dämons gelauscht hatte. Er musste an seine Flucht aus St. Mere-Abelle, an den wahnsinnig gewordenen ehrwürdigen Vater Markwart und an die Ordensbrüder Viscenti, Castinagis und Dellman denken. Richtig, Bruder Dellman! Hoffentlich, überlegte Braumin Herde, war es ihm in der kalten Abtei St. Belfour in Vanguard wohl ergangen. Der treue Bruder Dellman würde gewiss auf Seiten von Prinz Midalis stehen – wenn es sein musste, bis in den Tod.
    Das ferne Klicken von Absätzen auf dem harten Steinfußboden riss Braumin aus seinen Gedanken. Rhythmus und Beharrlichkeit der Schritte verrieten ihm, dass es der ehrwürdige Vater Bou-raiy war, noch ehe der Mann leise neben ihn trat.
    »Nun, gefällt es Euch?«, fragte Bou-raiy, den Blick, wie Braumin, auf das große Fenster gerichtet.
    Braumin Herde dachte einen Moment über die Frage und den unsicheren Unterton nach, den er herausgehört hatte. Denn dort oben, in der Darstellung des Wunders von Avelyn, war noch eine weitere Figur zu erkennen, ein einarmiger Abellikaner-Mönch. »Wie wir Bruder Avelyn auch immer huldigen mögen, ganz werden wir ihm wohl niemals gerecht werden«, erwiderte Braumin. Er bemerkte, dass Fio Bou-raiy, offenbar etwas verlegen, kaum merklich das Gewicht verlagerte.
    »Zu dieser Erkenntnis bin ich mittlerweile auch gelangt«, sagte der Abtvater nach längerem Schweigen.
    »Ich weiß.« Braumin wandte sich zu ihm um und sah ihn an, bis sein Blick Fio Bou-raiys Aufmerksamkeit vom Fenster löste. »Eine wunderschöne Arbeit«, erklärte Braumin. »Die Künstler haben sich selbst übertroffen, was mir durchaus angemessen scheint, schließlich haben sie das vielleicht größte Wunder in der Geschichte der Menschheit darzustellen versucht. Ebenso angemessen erscheint mir«, fügte er hinzu, wohl wissend, dass Bou-raiy dies in diesen düsteren Zeiten hören wollte,

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