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Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Titel: Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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»dass auch eine Darstellung jenes ehrwürdigen Vaters hinzugefügt wurde, der den Weitblick besaß, die Schönheit St. Avelyns in dieser Pracht zu verewigen. Der Anflug leisen Zweifels in der Darstellung Eures Gesichts ist mir keineswegs entgangen, ehrwürdiger Vater, und Eure Abneigung, zum Barbakan zu reisen, um an dem Wunder teilzuhaben, verleiht dem Bildnis umso größere Ausdruckskraft.«
    »Zu freundlich von Euch«, erwiderte der ehrwürdige Vater.
    Braumin Herde richtete den Blick wieder auf das Fenster.
    »Wir alle müssen mit unseren Zweifeln leben, jeden Tag«, fuhr er ruhig fort. »Wir alle stellen unseren Glauben in Frage, und gerät unser Leben in Gefahr, dann ziehen wir sogar den Wert unserer Prinzipien in Zweifel. Auf Avelyn traf dies ganz sicher zu. Wusstet Ihr, dass er ein Trinker war, als Jilseponie ihn fand?«
    Fio Bou-raiy entfuhr ein verhaltenes Lachen – für den sonst so ernsten Mann eine sehr ungewöhnliche Gefühlsregung.
    »Das wahre Wunder Avelyns besteht in seiner Fähigkeit, uns zur Erkenntnis zu verhelfen«, fuhr Braumin Herde fort. »Er hatte verstanden, dass die abellikanische Kirche für alle Menschen da sein musste – sonst wäre sie für überhaupt niemanden da gewesen. Er hatte verstanden, dass die Kräfte der heiligen Edelsteine nicht zum Vorteil einzelner Personen oder Institutionen gehortet werden durften, sondern klug und besonnen zum Wohle der ganzen Menschheit eingesetzt werden sollten. Als er dem geflügelten Dämon gegenübertrat, wurde er von einer entsetzlichen Angst ergriffen, das weiß ich. Jedenfalls für einen Moment. Er wusste, dass er seinem Tod gegenüberstand. Er hatte schreckliche Angst.«
    »Aber er behielt die Ruhe, zum Wohle der gesamten Welt«, sagte Bou-raiy.
    »Wir werden uns ein Beispiel an ihm nehmen«, versicherte ihm Braumin.
    »Heute Morgen ist einer der Kuriere zurückgekehrt«, erklärte Fio Bou-raiy. »Er hatte die noch versiegelte Urkunde zur Heiligsprechung Avelyns bei sich. Ich habe zu lange gezögert. Nachdem ich vom Aufstieg König Aydrians und der Rückkehr Marcalo De’Unneros erfahren hatte, hätte ich diesen Vorgang sofort zum Abschluss bringen oder doch zumindest beschleunigen sollen. Viele meiner Kuriere, fürchte ich, sind unterwegs abgefangen worden oder vor diesem Unheil namens Aydrian geflohen. Das Volk wird nichts davon erfahren.«
    »Das Volk wird es erfahren«, erwiderte Braumin und sah den älteren Geistlichen eindringlich an. »Die Wahrheit lässt sich nicht verbergen, jedenfalls nicht lange. Erinnert Ihr Euch nicht mehr an Meister Jojonah und seine Mitverschwörer, zu denen damals auch ich gehörte?«
    »Doch, ich erinnere mich«, antwortete Fio Bou-raiy, die Stimme plötzlich belegt und heiser.
    Braumin sah ihn zusammenzucken – vermutlich weil er die Hinrichtung Meister Jojonahs vor seinem inneren Auge sah, eine Strafe, der Bou-raiy, wie viele andere Anhänger Markwarts auch, damals zugestimmt hatte.
    »Vielleicht ist dies ja das zweite echte Wunder Avelyns«, sagte Braumin. »Die Erkenntnis, dass wir alle schrecklich irren können. Avelyn war ein Sünder. Zweifellos hat er bei Meister Sihertons Tod eine Rolle gespielt. Und doch wurde ihm offenbar vergeben, denn wie ließe sich der Bund sonst erklären? Wir sind Kinder eines gnädigen Gottes.«
    »Das wird De’Unnero niemals begreifen«, warf Bou-raiy ein. »Sein Gott ist der Gott des Feuers und der Rache.«
    »Nun, dann wollen wir hoffen, dass unser gnädiger Gott ein Gott der Gerechtigkeit ist.«
    Die Bemerkung rief erneut ein Lächeln auf das gequälte Gesicht des ehrwürdigen Vaters Bou-raiy.
    »Die Vorbereitungen zur Verteidigung werden fortgesetzt?«, erkundigte sich Braumin.
    »Tag und Nacht. Seit dem Beginn des Marsches von Herzog Kalas sind mehr als tausend tüchtige Bürger in und um St. Mere-Abelle zusammengeströmt. Sie alle werden für den Kampf oder für die Bedienung der Kriegsmaschinen ausgebildet, wodurch wir immer mehr Ordensbrüder für den Kampf mit den heiligen Steinen zur Verfügung haben.«
    »Ich möchte Euch daran erinnern, dass St. Mere-Abelle noch nie erobert worden ist«, sagte Braumin. »Von keinem Gegner. Weder von der gewaltigen Pauri-Flotte, die uns in Zeiten des großen Dämons überfiel, noch von den Goblin-Horden, die zu Zeiten des ehrwürdigen Vaters Des’Coute die zivilisierte Welt heimgesucht haben. Unsere Mauern sind stark, wenn auch lange nicht so stark wie der Glaube, der uns wahren Halt gibt.«
    »Hehre Worte, Bruder«, sagte

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