Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf
mit meinem Drachenfreund«, sagte Brynn.
»Habt Ihr etwa den Geist Yatol Bardohs wiederauferstehen lassen?«, stieß der Yatol hervor. »Wollt Ihr Behreneser gegen Behreneser kämpfen lassen?«
»Ein eroberungssüchtiger König schafft sich viele Feinde.« Mehr war Brynn nicht bereit, darauf zu erwidern. Sie behielt ihren verschmitzten Gesichtsausdruck bei und lenkte Nesty fort.
Und ließ einen verwirrten De Hamman auf seinem hässlichen hellbraunen Gaul zurück.
»Die wenigen, die es geschafft haben zurückzukehren …«, stammelte Yatol Wadon, kaum fähig, die Worte über die Lippen zu bringen. Nicht, dass dies von Bedeutung gewesen wäre, denn seine Zuhörerschaft – Abt Olin, der neue Yatol Paroud und der eben erst aus Entel zurückgekehrte Meister Mackaront – verstand nur zu gut, worauf er hinauswollte. De Hamman war von den Toren Dharyan-Dharielles vertrieben worden. Brynn hatte ihnen ein weiteres Mal übel mitgespielt, und die behrenesische Streitmacht war Hals über Kopf geflohen – und befand sich sogar noch immer auf der Flucht und verlor dabei, allen Berichten zufolge, immer mehr Männer.
Yatol Wadons Unvermögen, für seine Empörung die rechten Worte zu finden, war daher durchaus verständlich.
»Soweit es sich den Berichten entnehmen lässt, waren Eure Verluste nicht übermäßig groß«, erwiderte Abt Olin, den das alles offenbar nicht sonderlich erschütterte.
»Nicht übermäßig groß!«, schrie Wadon ihn an. »Hunderte, vielleicht Tausende wurden einfach hingemetzelt, und was viel schlimmer ist, die Übrigen haben sich in alle vier Himmelsrichtungen zerstreut. Ihr begreift nicht einmal ansatzweise, welch ungeheure Katastrophe das bedeutet. Behren ist nicht das Bärenreich.«
»Der Sieg hat Brynn Dharielle aus ihrem Bau gelockt«, erwiderte Abt Olin ruhig.
»Draußen in der offenen Wüste sind die To-gai-ru noch viel gefährlicher«, wagte Yatol Paroud einzuwerfen.
»Nicht, wenn ihnen Abellikaner gegenüberstehen«, widersprach Abt Olin.
»Deren Zahl jedoch beständig sinkt«, erklärte Paroud, worauf Abt Olin ihm einen hasserfüllten Blick zuwarf.
»Das reicht!«, ging Yatol Wadon dazwischen.
»Wohin wird diese Brynn den Krieg von dort aus tragen?«, fuhr Olin fort. »Wird sie quer durch die Wüste ziehen und irgendwelche kleineren Ortschaften überfallen? Wird sie Jacintha angreifen? Das wäre doch wohl blanker Irrsinn.«
»Dann also in die offene Wüste«, sagte Yatol Wadon.
»Aber mit welchem Ziel?«, fragte Abt Olin, erhob sich von seinem Platz und begann im Raum auf und ab zu gehen. »Die Zeit arbeitet gegen Brynn Dharielle. Ihr Nachschub ist knapp, und ihre Armee wird große Verluste erleiden. Besiegen kann sie uns nicht, also wird sie ihren Rachedurst stillen und sich anschließend wieder in ihrem Bau verkriechen. Wir brauchen also nichts weiter zu tun, als unsere Streitkräfte neu zu formieren und abzuwarten, bis ihr ein Fehler unterläuft.«
Yatol Wadon funkelte ihn zornig an.
»Deshalb werden wir mit der Wiedervereinigung Behrens im Augenblick noch warten«, fuhr der Abt fort. »Dharyan wird sich noch etwas gedulden müssen, bis Aydrian sein Augenmerk voll und ganz auf Behren richten kann. Lange wird es nicht mehr dauern.«
»Bis Verstärkung aus dem Bärenreich eintrifft, wird Brynn sich wieder hinter ihre befestigten Mauern zurückgezogen haben – mitsamt ihrem Drachen«, sagte Yatol Wadon. »Das ist kein geringes Problem.«
»Für König Aydrian ist es das sehr wohl«, erwiderte Abt Olin. »Wenn der Drache und der König des Bärenreiches sich auf dem Schlachtfeld begegnen, wird es für Aydrian ein Leichtes sein, ihn zu vernichten. Ihr betrachtet die Schlacht bei Dharyan als Desaster, mein Freund, aber ich fürchte, Ihr habt darüber ein wenig die Details aus den Augen verloren.«
Yatol Wadons Blick wurde etwas freundlicher und nahm einen interessierten Ausdruck an.
»Meine Mönche haben dem Drachen schwer zugesetzt«, erläuterte Abt Olin. »Sie haben ihn mit ihren Blitzen vom Himmel geholt, und doch sind alle ihre Blitze zusammengenommen nichts im Vergleich zu Aydrians Kräften.«
»Aber Eure Mönche sind alle tot«, erinnerte ihn Yatol Wadon.
»Ich versichere Euch, es waren mindere Ordensbrüder, die sich ohne weiteres ersetzen lassen. Wir müssen stark bleiben und uns genau überlegen, wie wir weiter vorgehen wollen. Brynn mag ein paar Siege über unbedeutende Ortschaften erringen, aber jeder dieser Siege wird sie einige ihrer Krieger kosten, und die
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