Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf
Eroberung der Stadt zu melden.«
»Unsere Spione standen versteckt hinter einem Bücherregal, als Meister Mackaront nach seiner Rückkehr mit Abt Olin zusammentraf«, sagte Yatol Paroud. »Sie haben mitgehört, dass König Aydrian verfügte, dass die Krieger des Bärenreiches einem Kampf mit Brynn aus dem Weg gehen sollten. Ton und Wortwahl seiner Äußerung ließen sie zu der Schlussfolgerung gelangen, dass König Aydrian es auf ein Bündnis mit Brynn abgesehen hat.«
Yatol Wadon, einen zunehmend verkniffenen Zug um den Mund, wandte sich dem Fenster mit Blick auf den Hafen von Jacintha zu. Es fiel ihm schwer, sich Parouds Verdacht nicht anzuschließen – noch schwerer allerdings fiel es ihm, einen vernünftigen Einwand dagegen vorzubringen.
»Ist es vielleicht möglich, dass Abt Olin hergekommen ist, um die Zerstörung Behrens zu überwachen?«, fragte Paroud, und Yatol Wadon zuckte zusammen. »Hat er uns möglicherweise nur deshalb bei unserem Kampf gegen Yatol Bardoh unterstützt, weil er der Meinung war, dieser stünde seinem König Aydrian im Weg?«
Wieder wusste Yatol Wadon darauf nichts zu erwidern. Natürlich war er sich bewusst, dass Behren in ernsthaften Schwierigkeiten steckte – und zwar tiefer, als Abt Olin zu glauben schien. Sehr wahrscheinlich war De Hammans Armee in Stammesgruppen zerfallen, und diese Banden ehemaliger Krieger zogen nun, verängstigt und voller Wut, unbehelligt durch die Lande. Durchaus möglich, dass Behren, während er hier im sicheren Jacintha saß, sich jenseits der Sandwüste bereits selbst zu zerfleischen begann.
Und wenn das Land erst in völligem Chaos versank, insbesondere, da Brynn Dharielle und ihr Drache ungehindert durch die Lande zogen, wären Yatol Wadon – ohne die entscheidende Unterstützung Abt Olins und seines machtgierigen jungen Königs Aydrian – bei dem Versuch, es wieder zu vereinen, die Hände gebunden.
Yatol Wadon starrte weiter hinunter auf den Hafen, wo die Kriegsschiffe des Bärenreiches noch immer vor Anker lagen. Fast hoffte er, Brynn und ihr Drache würden in sein Blickfeld gleiten und die Flotte dort unten vernichten.
Diese fremde Flotte.
Herzog Bretherfords Kriegsschiffe setzten die Segel und lichteten den Anker. Das halbe Dutzend Schiffe des Bärenreiches stach mit Kurs Nordost in See, entfernte sich von der Küste und segelte in die sicheren Gewässer des Bärenreiches zurück, während die Flotte des Piraten Maisha Darou, fürs Erste aller Verpflichtungen entbunden, parallel zur Küste Richtung Süden steuerte. Säckeweise kostbare Edelsteine an Bord, nahm Darou befehlsgemäß Kurs auf die sicheren Gewässer rings um die Piraten-Bänke, wo ihn eine wohlverdiente Ruhepause erwartete.
Herzog Bretherford hatte die Berichte vom Desaster bei Dharyan-Dharielle gehört, und obschon der bei weitem größte Teil dieser vernichtend geschlagenen Streitmacht aus Behren und nicht aus dem Bärenreich stammte, war in einigen Berichten von Vergeltungsmaßnahmen an den Nordländern durch fliehende Behreneser die Rede.
Herzog Bretherford war Behren herzlich gleichgültig – viel mehr beunruhigten ihn die Ereignisse in seinem eigenen Land. Er plante, auf der Insel Freeport einen Zwischenstopp einzulegen und frische Vorräte an Bord zu nehmen, um anschließend Entel anzulaufen, wo er Nachricht von König Aydrian und Prinz Midalis zu erhalten hoffte.
Früh am nächsten Morgen wurde dem Herzog in seiner Kajüte die Nachricht von einer zweiten Flotte überbracht, die Kurs nach Süden hielt, offenbar in der Absicht, ihm den Weg abzuschneiden. Da in der Meldung außerdem von Karavellen die Rede war, überlegte Bretherford, ob König Aydrian Abt Olin möglicherweise auf dem Seeweg zu Hilfe eilte. Doch kaum stand er am Bug der Rontlemores Traum, klärte sich sein Irrtum auf.
Denn die auf sie zuhaltende Armada segelte unter der Flagge des aufgerichteten Bären des Hauses Ursal.
Herzog Bretherford reagierte prompt. »Segel bergen zum Gefecht!«, kommandierte er, worauf der Befehl über die Decks an die anderen Kriegsschiffe weitergegeben wurde.
Den Blick weiter starr nach vorn gerichtet, sah der Herzog immer mehr Schiffe am Horizont auftauchen.
»Was sind das für Schiffe?«, fragte ein Matrose.
»Alpinadoramsche Barkassen«, antwortete der erfahrene Seemann. »Offenbar hat der Prinz ein paar Freunde mitgebracht.«
Auch die herannahenden Kriegsschiffe holten ihre Segel zum Gefecht ein – mit einer Ausnahme: ein schlanker Schoner, den Herzog
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