Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf
in den Ohren klingen als alles, was je aus meinen Pfeifen drang«, erklang hinter ihr Bradwardens Stimme.
Pony drehte sich lächelnd um.
»Bist du der Elfendame schon begegnet?«, erkundigte sich der Zentaur.
»Dasslerond und ich sind nicht als Freunde auseinander gegangen«, erklärte Pony. »Trotzdem sind wir, wenn schon nicht aus freien Stücken, so doch aufgrund der Umstände, Verbündete in dieser Angelegenheit.«
»Du bist bereit, die Fehler der Touel’alfar wieder gutzumachen?«
Pony zuckte leicht resigniert mit den Schultern. »Irgendjemand muss es ja tun.«
Da brach der Zentaur in schallendes Gelächter aus. »Und wieder einmal fällt die Wahl auf dich. Was hast du nur für ein Leben gehabt, Pony aus Dundalis! Erst bekämpfst du den Dämon in seinem Loch und dann gleich noch einmal im Körper dieses Markwart.«
»Wer soll denn überhaupt noch gegen Bestesbulzibar kämpfen?«, erwiderte sie ernst. Bradwarden stellte sein Gelächter ein und musterte sie fragend. »Prinz Midalis wird mich bestimmt brauchen«, fuhr sie fort. »Und jetzt, da Symphony zu mir zurückgekehrt ist, werde ich ihn auch finden.«
»Kannst dich bei mir und Roger bedanken, dass wir ihn aus den Ställen deines habgierigen Sohnes befreit haben«, bemerkte der Zentaur.
»Es gibt keinen Stall, der für Symphony geeignet wäre. Er braucht die zaunlosen Weiden draußen in der freien Natur.«
»Wohl wahr.« Bradwarden unterbrach für einen Moment das Gespräch, denn Pony hatte sich umgedreht und starrte lange auf das Hügelgrab ihres geliebten Elbryan. Ein Gefühl tief empfundener Erleichterung zeichnete sich auf ihren schönen Zügen ab, so als hätte die jüngste schwere Prüfung ihr den wahren Zweck ihres Lebens vor Augen geführt – und ihre Pflicht.
Und der Zentaur hatte den untrüglichen Eindruck, dass sie bereit war, diese Pflicht auch zu erfüllen.
Pony drehte sich wieder um und schüttelte den Kopf. »Wir dürfen nicht länger warten. Ich werde noch heute Nacht nach Dundalis reiten. Dann kann ich morgen Vormittag schon auf dem Weg zu Prinz Midalis sein.«
»Du wirst dir einen Wettlauf mit dem Winter liefern«, warnte der Zentaur.
»Das muss Symphony jedes Jahr.«
»Wohl wahr«, räumte der Zentaur ein. »Und es ist ja nicht so, als brauchte ich ein warmes Bett. Würd sowieso keins finden, das groß genug für mich wäre.«
Plötzlich dämmerte Pony, dass Bradwarden offenbar beabsichtigte, sie zu begleiten, und ihr fragender Gesichtsausdruck zeigte mit einem Mal tiefe Dankbarkeit. Was immer sie auch dagegen einzuwenden vermochte, nichts würde ihren treuen Freund davon abhalten, ihr auf diesem Weg in den Krieg zur Seite zu stehen.
»Bloß wirst du nicht schon morgen früh aufbrechen«, sagte Bradwarden zu ihr. »Sondern den Tag mit deiner Freundin Dainsey verbringen. Sie macht sich schreckliche Sorgen um Roger, und ich schätze, sie braucht dich jetzt.«
»Roger?«, fragte Pony, plötzlich beunruhigt.
»Er hat mich begleitet, als wir uns Symphony von deinem Sohn zurückgeholt haben«, erklärte der Zentaur, ohne allerdings einen übermäßig besorgten Eindruck zu machen. »Er hatte die Stadt bereits wieder verlassen, ist dann aber noch einmal umgekehrt. Wie’s scheint, hat unser Freund Braumin sich von Aydrian und De’Unnero gefangen nehmen lassen, und Roger hat es sich in den Kopf gesetzt, ihn wieder zu befreien.«
Pony brauchte einen Moment, um das zu verdauen. Sofort kehrte ihr Angstgefühl in zehnfacher Stärke zurück. Sie hatte größtes Vertrauen in Roger. Er war nicht auf den Kopf gefallen und wusste sich zu helfen. Aber diesem Marcalo De’Unnero war er nicht gewachsen. Ebenso wenig wie Braumin Herde.
Um ein Haar wäre sie in diesem Augenblick schwach geworden, hätte ihre Pläne umgeworfen und erklärt, sie wolle stattdessen nach Palmaris reiten. Aber sie wusste, ihre Pflicht galt jetzt wichtigeren Dingen als ihren persönlichen Freundschaften. Wie schon damals auf dem Ritt zum Barbakan, wo sie den Inbegriff des Bösen hatte bekämpfen müssen, galt ihre Pflicht jetzt dem gesamten Bärenreich. Ihr Weg stand damit fest – er würde sie nach Nordosten und zu Prinz Midalis führen, daher würde sie ihre persönlichen Bedürfnisse hintanstellen und ihren Freunden vertrauen.
Sie fand Dainsey in der Geselligen Runde, wo sie bei Belster geblieben war – dem es jetzt, nach Ponys Heilungsversuch, erheblich besser zu gehen schien. Die Wangen des schwergewichtigen Mannes hatten wieder eine gesunde Farbe
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