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Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Titel: Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Illthin an.
    Illthin spielte seine Rolle perfekt. Er musterte Roger mit einer Schärfe, aus der blankes Misstrauen sprach. »Hat jedenfalls ziemlich lang gedauert«, murmelte er, ehe er den Soldaten fortwinkte. »Also, schnapp dir deine Schaufel, fauler Hund, aber wenn’s dich noch mal drängt, machst du in die Hose.«
    Roger hob die Schaufel vom Boden auf und lief hinter dem mürrisch vor sich hin murmelnden Illthin her. »Wir werden es nie im Leben schaffen, ihn bis zum Morgengrauen auszubuddeln«, grummelte der alte Mann.
    Der Soldat kehrte zu seiner Patrouille zurück, worauf diese ihren Rundgang fortsetzte und sich von den beiden entfernte, während Illthin Roger zu einem alten Baum unmittelbarer neben der breiten Veranda an der Rückseite des Gutshauses führte.
    »Fast hätte man mich wegen dir verprügelt«, beschwerte sich Roger.
    »Besser als aufgehängt, Narr«, gab der Alte keckernd zurück. Illthin besah sich das Erdreich rings um den alten Baum und bedeutete Roger mit dem Kinn, er solle sich an die Arbeit machen.
    »Sollen wir ihn etwa tatsächlich ausgraben?«
    »Jedenfalls bis zum Wachwechsel«, erklärte Illthin. »Das dürfte ungefähr in einer Stunde sein.« Er wiederholte seine Bewegung, diesmal mit mehr Nachdruck.
    Es amüsierte ihn, dass der alte Mann – obwohl Roger genau wusste, dass er dies zu seinem eigenen Vorteil und Bischof Braumin zuliebe tat – nie ganz auf seiner Seite zu stehen schien. Er stieß die Schaufel in das Erdreich und ächzte, als sie eine mächtige Wurzel durchtrennte.
    Schon nach wenigen Minuten ging Rogers Atem schwer, und seine rhythmischen Schaufelbewegungen wurden von Mal zu Mal langsamer.
    Der alte Illthin lachte ihn aus. »Na, Ihr werdet doch nicht etwa zusammenbrechen, Meister Flinkfinger?«, fragte er. »Das süße Leben hat Euch wohl den letzten Mumm geraubt, was?«
    Roger stieß die Schaufel in den Boden, stützte sich darauf und musterte den alten Gärtner durchdringend. »Das ist kein Spiel«, sagte er. »Auch wenn es mich freut, dass es dir gelungen ist, dich ein wenig auf meine Kosten zu amüsieren.«
    Illthins keckerndes Lachen verstummte augenblicklich, und sein Grinsen verschwand hinter einer plötzlich ernsten Miene. »Amüsieren?«, erwiderte er. »Endlich seid Ihr verschwitzt und voller Lehm. Jetzt seht Ihr wenigstens wie ein Arbeiter aus und könnt Euch in den Waschräumen neben der Küche blicken lassen.«
    Roger starrte ihn einen Moment lang an und ließ sich die Worte des Gärtners durch den Kopf gehen, ehe er ihm mit einem Nicken Recht gab. Die Waschräume und die Küche befanden sich in der Nähe des Treppenschachts, der zu den Verliesen hinunterführte.
    »Pah, wir werden wohl warten müssen, bis es wieder hell wird, ehe wir den verdammten Baum fällen können«, sagte Illthin plötzlich mit lauter Stimme. Roger brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass die Bemerkung nicht ihm galt, sondern der Patrouille, die soeben um die Ecke des Gebäudes marschierte. »Geh einfach, wasch dich, und dann sieh zu, dass du ein bisschen Schlaf kriegst«, fuhr Illthin fort. »Beim Morgengrauen sehen wir uns genau an dieser Stelle wieder.«
    Roger nickte, drückte Illthin die Schaufel in seine ausgestreckte Hand und begab sich zum Haus – nicht ohne noch einen flüchtigen Blick zu den Soldaten hinüberzuwerfen, von denen sich aber keiner sonderlich für ihn oder Illthin zu interessieren schien.
    Er gelangte ohne Zwischenfall hinein und machte sich sofort daran, sich seinen Weg durch die endlosen Flure und allzu vertrauten Räumlichkeiten zu bahnen. Um diese Stunde war es im Haus fast überall vollkommen still, trotzdem hörte er eine Gruppe von Soldaten beim Würfelspiel und eine andere, die sich über die derzeitige Politik im Königreich stritt, ohne dabei allerdings jemals ein schlechtes Wort über König Aydrian zu verlieren.
    Ohne ein Geräusch zu machen, begab sich Roger unter Aufbietung seines ganzen Könnens, das er als kleiner Junge in Caer Tinella erworben und später, während der Besetzung durch die Pauris zu Zeiten des geflügelten Dämons, vervollkommnet hatte, auf einen unauffälligen Umweg, der ihn unweigerlich in die Nähe der Dienstbotenquartiere und schließlich zu dem in die unteren Verliesgeschosse führenden Treppenschacht führte.
    Vor einer Tür blieb er stehen. Sie war nur angelehnt, und aus dem Innern des Zimmers drang Kerzenlicht. Er legte sein Ohr erst an die Tür, ehe er es wagte, sie ein Stück weiter aufzustoßen und einen

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