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Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Titel: Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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hoch zum Turm, wo sie Pherols mächtigen Echsenschwanz über den Rand der Brüstung baumeln sah.
    Sie blickte zurück zu Pagonel und sah ihn zustimmend nicken. Irgendwie schien seine Miene ihr sagen zu wollen, dass er nicht nur der Meinung sei, der Drache fürchte die Magie der Steine, sondern dass er dazu auch allen Grund hatte.
     
    Als der Posten die Stricke an seinen Handgelenken lockerte, verzog Roger schmerzhaft das Gesicht – ohne jedoch den Mann, der ihn zu sich bestellt hatte, auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen.
    Er befand sich in einem der Privatgemächer der Abtei St. Precious. Das Licht war schummrig, denn das einzige Fenster wurde teilweise von einer der zahlreichen an den Wänden hängenden Tapisserien verdeckt. Das Empfangszimmer war ihm bestens vertraut, schließlich hatte er während der Amtszeit Abt Braumins und Meister Viscentis hier viele Stunden mit den beiden verbracht. Mit seiner geschmackvollen Dekoration aus schönen Wandteppichen und seinem gemütlichen, einladenden Kamin und dem dicken Wollteppich davor sowie dreien der bequemsten Sessel, in denen Roger je gesessen hatte, war es einer seiner Lieblingsräume gewesen.
    Jetzt dagegen machte der Raum einen verwohnten und abweisenden Eindruck, aber ob das an seiner derzeitigen Gesellschaft lag oder am trotz des eisigen Winterwinds fehlenden Feuer im Kamin, vermochte Roger nicht zu sagen.
    »Verschwindet«, wies De’Unnero die Wachen an. Sie gehorchten augenblicklich und ließen Roger an der Tür stehen. Er rieb sich die wund gescheuerten Handgelenke.
    Natürlich waren seine zerschundenen Handgelenke längst nicht seine schwersten Verletzungen. Gleich der erste Hieb, den De’Unnero ihm am Tag von Abt Braumins Flucht versetzt hatte, hatte auf Rogers Brust und Bauch eine Reihe klaffender Wunden hinterlassen, und da er weder verbunden worden war noch sauberes Wasser bekommen hatte, um die Verletzung zu säubern, waren die tieferen Wunden nicht richtig verheilt.
    »Ich bin das alles mehr als leid, Meister Flinkfinger«, brach De’Unnero das Schweigen.
    Roger schlug die Augen nieder; dabei fiel sein Blick auf den kleinen Schreibtisch des Zimmers – mit dem Korkenzieher darauf, den Abt Braumin für seine Zusammenkünfte mit Roger und Viscenti dort aufbewahrte. Roger schaute wieder zu De’Unnero und sah ihn ans Fenster treten, durch das er nach draußen starrte, scheinbar ohne Roger die geringste Beachtung zu schenken.
    Ein kurzer Schritt brachte den übel zugerichteten Gefangenen in die Nähe des Korkenziehers.
    »Wie lange sollen wir unseren Kampf noch fortsetzen?«, fragte De’Unnero mit einem Seitenblick auf Roger, der auf der Stelle erstarrte. »Etwa noch mehrere Jahrzehnte?«
    »Ich dachte, unser Kampf wäre schon vor Jahren beendet gewesen«, erwiderte Roger. »Mit dem Sturz Markwarts.«
    De’Unnero ließ ein verhaltenes Lachen hören und blickte wieder aus dem Fenster.
    Roger ließ sich davon nicht beirren. »Und später noch ein zweites Mal, als Ihr mit der Bruderschaft der Büßer in diese Stadt gekommen seid und Euch in Ungnade gebracht und rettungsloser Verdammnis anheim gegeben habt.« Er machte noch einen kleinen Schritt zur Seite und ließ den Korkenzieher in seine hohle Hand gleiten. »Ihr erinnert Euch doch, oder? Als Jilseponie Euch in Schimpf und Schande aus der Stadt jagte.«
    De’Unnero drehte sich langsam zu ihm um und sah ihm in die Augen. Alle Heiterkeit war aus seinem Gesicht gewichen.
    »Wir hielten Euch für tot, De’Unnero«, fuhr Roger trotzig fort. »Wir hofften, Ihr wärt tot. All das Elend, das Ihr über die Menschen gebracht –«
    »Elend?«, fiel De’Unnero ihm ins Wort. »Ihr und Eure erbärmlichen Freunde habt den Niedergang der mächtigsten Institution in der Geschichte der Menschheit zu verantworten. Und bis zum heutigen Tag begreift Ihr nicht einmal den Schaden, den Ihr damit angerichtet habt, oder irre ich mich etwa? Ihr begreift nicht, dass Ihr den Menschen des Bärenreiches jedes Gespür für alles Geistige, für höhere Gerechtigkeit genommen habt.«
    »Ihr redet dummes Zeug!«
    »Ich spreche die Wahrheit!«, beharrte De’Unnero. »Ihr und Eure erbärmlichen Freunde, angefangen mit diesem Narren Avelyn Desbris, habt den tiefen Fall der abellikanischen Kirche zu verantworten. Früher hielten uns die Leute dort draußen« – er deutete mit einer Handbewegung durchs Fenster auf die Straßen von Palmaris – »für Abgesandte Gottes. Der ehrwürdige Vater, der über die Seelen der Menschen

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