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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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Hätte ich wissen müssen, Remagen gehört zur Kripo Koblenz und nicht zu Bonn.
    „ Frau Contoli, ich wäre ernsthaft verwundert gewesen, wenn ich nicht als Erstes Sie , sondern jemand anderen von der Presse angetroffen hätte.«
    Jedes Wort hatte er mit Sorgfalt ausgesprochen.
    „ Ich bekam einen Tipp, Herr Münch.«
    Sein prosaisches Lächeln daraufhin übersah sie einfach. „Was können Sie mir sagen?«, fragte sie unbeeindruckt. Er ist noch genauso blass wie vor einem Jahr, als ich ihn anlässlich des Winzermordes in den Walporzheimer Weinbergen kennengelernt habe.
    „ Ein bisschen Sonne würde Ihnen gut tun«, sagte sie und im gleichen Atemzug weiter: „Wollen Sie mir nicht antworten? Die Bevölkerung hat ein Recht auf Informationen.«
    Auch wenn sie sich im Grunde genommen nicht hier aufhalten sollte oder besser gesagt, durfte, ärgerte sie sich über diesen Menschen. Und Siegfried Münch sah sie an, als hätte sie nicht alle Tassen im Schrank und reckte den Hals. Anke hörte es knacken.
    „ Frau Contoli«, er verzog spöttisch den Mund, »die Sache hat einen heiklen Charakter, wie Sie wahrscheinlich noch nicht erkennen können. Alles ist noch ungewiss.«
    „ Ach, was Sie nicht sagen.« Ich und etwas nicht erkennen können.
    »Aber Sie wissen, wovon Sie reden, also kein offensichtlicher Mord?«
    Münch schüttelte steif den Kopf. Diesmal hörte sie es nicht knacken.
    „ Wer ist die Tote?«
    „ Es handelt sich um eine weibliche Leiche, circa 16 oder 17 Jahre, Todeszeitpunkt circa vor zwei Stunden. Todesursache unbekannt. Wir ermitteln.«
    Denk ich mir .
    „ Irgendwelche Anzeichen eines Sexualdeliktes?«
    „ Schließen wir nicht aus, der Körper ist ziemlich zugerichtet.«
    „ Wie?« Anke blieb stur wie ein Esel. „Zeigt er Spuren von Gewalt?«
    „ Wir ermitteln.«
    Anke verdrehte die Augen. In Münchs Rücken sah sie einen untersetzten Glatzkopf mit einem Dackel im Arm herankommen.
    „ Kann ich jetzt gehen, Herr Kommissar?«, fragte der Glatzkopf schon, ehe Münch sich zu ihm umgedreht hatte. Dieser nickte nur und winkte ihn versteckt mit einer Hand fort. Anke grinste innerlich, amüsiert darüber, wie Münch offensichtlich vermied, etwas Verräterisches zu äußern, was den Mann als Zeugen enttarnte, den sie sich womöglich sogleich krallen und ausquetschen würde. Eilends bedankt sie sich bei Münch für seine stark zensierte Auskunft.
     

16
    „ Kann ich Sie einen Moment sprechen?«
    Der Mann blieb stehen, setzte zunächst einmal in aller Ruhe seinen Hund auf die Pfoten, ehe er sie mit zusammengezogenen Brauen ansah. Anke blickte in seine vor Erschütterung verschleierten Augen.
    „ Sie haben doch die Tote gefunden?«
    Der Mann nickte .„ Sind Sie auch von der Polizei?«
    „ Presse, Anke Contoli«, stellte sie sich vor und hoffte inbrünstig, der Mann würde sich jetzt nicht abdrehen. Im Gegenteil. Sein Gesicht verwandelte sich in eine Art Interesse, mit dem viele Menschen auf das Wort Presse reagieren. Die spannende, seltene Möglichkeit vor Augen, in den Medien genannt zu werden, vielleicht sogar mit Foto zu erscheinen. In weniger als fünf Minuten hatte Anke alles zusammen, was sie wissen wollte.
     
    Mittlerweile hatte sich die Sonne ihren Platz erkämpft. Die Temperaturen waren mit angenehmen achtzehn Grad um diese frühe Zeit vielversprechend. Anke lehnte an ihrem Wagen. In der Redaktion würde gleich die Morgenkonferenz beginnen mit den Ankündigungen der Tagesthemen. Per Handy hielt sie Rücksprache und kündigte ihren Artikel mit Fotos an . Anschließend gab sie den Kollegen von der Online-Redaktion einen Kurzbericht. Während der Telefonate bemerkte sie, dass ein jüngerer Mann sie beobachtete. Kaum hatte sie ihre Gespräche beendet, setzte er sich in Bewegung. Anke sah ihm gespannt entgegen.
    „ Entschuldigung«, begann das durch Aknenarben in Mitleidenschaft gezogene Gesicht zu sprechen, „ich hab Sie eben mit dem Herrn reden sehen, sind Sie von der Polizei?«
    Wieder diese Frage.
    „Presse, Contoli«, wiederholte Anke und richtete ihr Diktaphon.
    „ Oh, dann ...« Der Mann wollte sich abdrehen, aber Anke hielt ihn am Ärmel seiner verschlissenen Jeansjacke fest.
    „ Moment bitte! Können Sie etwas zu der Tat sagen?«
    „ Ich weiß nicht, ob‘s damit zu tun hat.«
    Unruhig sah er um sich. Auch Anke hatte aus den Augenwinkeln bemerkt, dass sich die Rheinpromenade rund um den Fundort mit Menschen gefüllt hatte.
    „ Sprechen Sie doch einfach?«, forderte sie ihn auf. Das

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