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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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Papiertaschentücher in den Händen angesehen hatte. Er reichte es ihr herüber. Laura beugte sich vor, um es in Empfang zu nehmen, riss es ungeduldig auf und schnäuzte sich heftig. Und gleich noch einmal. Sie wollte Zeit gewinnen. Unvermittelt stand sie auf. Zerknuddelte das Taschentuch mit nervösen Fingern und schaute den Mann an, der sie ruhig aus seinen milden braunen Augen ansah.
    „Ich glaub, ich kann das hier nicht«, gab sie zu.
    „ Niemand kann Sie zwingen, die Auflage zu einer Therapie zu erfüllen, aber bedenken Sie dabei die Nachteile für Sie. Falls Sie es jedoch möchten, kommen Sie in einer Woche wieder, gleicher Tag, gleiche Zeit.«
    Dankbar sah Laura ihn mit verheulten Augen an. Rasch fischte sie aus dem Innenfach ihrer Handtasche einen Zweihundert Euro Schein und legte ihn unbemerkt auf das Tischchen. Leicht gebückt und mit gesenktem Kopf, leise, wie jemand, der eine Standpauke vom Chef erhalten hat, schlich sie zur Tür. Er war schneller, öffnete ihr und ließ sie durchgehen. An der Haustür verspürte sie den unbändigen Drang, sich umzudrehen. Er stand im Flur, sah ihr nach mit einem Gesichtsausdruck, als warte er auf etwas. Laura öffnete die Haustür, schluckte und hob zum Abschied leicht die Hand. Sie hatte es nicht sagen wollen, aber der Druck in ihrer Brust war zu massiv.
    „ Mein Vater war ein Schwein, und es geschah ihm recht. Er wurde ermordet.«
    Nun war es raus. Dr. Heinzgen schaute sie an, lächelte schwach und nickte mit dem Kopf, fast so, als wäre er dankbar über diese schwerwiegenden Worte.

18
    „ Du hattest mal wieder den richtigen Riecher«, erklärte Hauff seinen Anruf, „ich hab sofort nach unserem Gespräch heute früh mit den Koblenzer Kollegen Verbindung aufgenommen ...«
    „ Und ...«, fuhr Anke ihm dazwischen.
    „ Die Beschreibung der Vermissten stimmt mit der Toten in Remagen überein. Sie liegt jetzt in der Bonner Gerichtsmedizin. Die Mutter hat sie identifiziert. Es handelt sich um Petra Busch, sechzehn Jahre, Schülerin.«
    Anke war noch immer Gast in Fabios feudalem Anwesen. Hier in der Bibliothek ließ er sie zunächst allein warten, während er seine Mutter versorgte. Gerade, als er zurückgekommen war, hatte ihr Handy geklingelt. Sie registrierte, wie er sie während des Gespräches verhalten aber dennoch aufmerksam beobachtet hatte. Anke tat so, als wäre es ihr nicht aufgefallen.
    „ Ich muss los«, informierte sie ihn. „Es tut mir leid.«
    „ Nicht mal ein Kaffee?«
    „ Nicht mal den.«
    „ Bevor Sie gehen, hm, was gibt es Neues im Fall des toten Engländers? Mein Freund teilte mir mit, dass Sie gestern Abend in der Bar waren.«
    Wie recht ich doch hatte. Sie sah ihn alarmiert an. „Wollten Sie deswegen mit mir essen gehen?«, fragte sie überflüssigerweise.
    In seinen grünen Augen blitzte es auf, als hätte er mit ihrer Vermutung nicht gerechnet. Doch sogleich neigte er den Kopf zur Seite, lachte auf, schützte Erstaunen vor und breitete zur Unterstützung seiner Antwort die Arme aus.
    „ Aber nein doch, was denken Sie von mir?« Ein diplomatisches Lächeln folgte. „Natürlich bin ich neugierig, aber das nur an zweiter Stelle. An Erster stehen Sie, liebe Frau Contoli.«
    Noch immer hielt er seine Arme ausgebreitet, als erwarte er siegessicher, dass sie jeden Moment hinein taumele. Er sieht hinreißend aus, wie er so dasteht. Wenn er jetzt den richtigen Knopf drückt, schmelze ich dahin. Anke, Achtung. Seine außerordentliche Attraktivität zwickte an ihrer Seele. Für einige Sekunden schloss sie die Augen und der Wunsch, seine Lippen auf ihren zu spüren, schoss wie ein Blizzard durch ihr Gehirn. Mir fehlen Liebe und Sex. Ihren Kopf in leichter Schräglage blickte Anke ihn unter ihren halb geschlossenen Lidern an. Ich bin durchgeknallt.
    „ Schauen Sie in die Zeitung, Herr Koll, meine Kollegin hat den Fall übernommen. Der Bericht müsste heute drin stehen und morgen noch etwas Schrecklicheres. Aber das erfahren Sie sicherlich schon heute im Laufe des Tages durch die Medien. Also, bis dann.«
    Sie wollte sich abwenden.
    „ Warten Sie!«, rief er für sie unerwartet in einem derart gefühlvollen eindringlichen Timbre und hielt sie damit auf der Stelle. Verwirrt sah sie ihn argwöhnisch an. Ohne es zu registrieren, hatte sie den Atem angehalten. Urplötzlich spürte sie die Spannung im Raum, dass sie glaubte, es knistern zu hören. Stumm glitten seine fiebrig funkelnden Augen über ihr Gesicht. Sein Blick, seine Bewegungen, sein

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