Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)
die Bemerkung. Sie konnte es nicht.
„ Wie geht es deinem Liebesleben mit Frau BvP.«
Wolf schien sich zu einem misslungenen Grinsen zu zwingen.
„ Wunderbar, wir haben guten Sex, werden heiraten und viele Kinder bekommen.«
Anke behielt Haltung und sah ihn mit erhobenem Kopf regungslos an. Diesmal fiel es ihr weniger schwer, ihr Gesicht nicht bewegen zu müssen. Es war von selbst erstarrt. Bis sie sein verstecktes Lächeln unter dem Schnauz bemerkte. Er foppte sie.
„ Ja, wirklich Anke, es läuft großartig, besser, als ich jemals geglaubt habe.« Wolfs Züge waren mittlerweile ernst geworden. „Was willst du denn hören? Du begreifst immer noch nichts.«
Ankes Mund zuckte, aber er blieb stumm. Es wollte ihr wie sonst üblich schlichtweg nichts Gewitztes einfallen. Ihre Gehirnmasse schien sich in Watte verwandelt zu haben und ihr Herz in einen Bleiklumpen.
„ Sie ist mein Supervisor, und sie ist nett. Ich mag sie. Würdest du zu jemanden gehen, den du nicht nett findest?«, fragte Wolf aufgebracht.
Klingt logisch.
„Babette hilft mir sehr.«
Er nennt sie beim Vornamen. Halt bloß deinen Mund. Es gelang ihr nicht.
„ Ach ja, wobei, wenn ich fragen darf, hilft Babette dir denn.«
Verdammt!
„Komm, lassen wir das!«, resignierte Wolf und winkte ab.
„ Du wiederholst dich. Jedes Mal, wenn es spannend zu werden scheint, heißt es, lassen wir das.«
„ Ich dachte, du hast es eilig.«
„ I ch sah keine andere Möglichkeit, mir eine kleine Verweildauer zu erschleichen«, knurrte sie und ging zur Tür. Als käme ihr just ein Gedanke, drehte sie sich um.
„ Ach übrigens, du hast eine neue Patientin?«, fragte sie mit hochgezogener Stimme.
„ Das hat dich doch sonst auch nicht interessiert«, wehrte Wolf ab.
„ Dieser Fall liegt etwas anders, und du weißt das.«
„ Hat sie dich kontaktiert?«, wollte Wolf wissen.
„ Sogar körperlich. Wir sind eben in der Haustür zusammengestoßen.«
Wolf zog die Luft ein, pflügte mit seinen Fingern durch die Haare. Sorgenvoll sah er Anke an. „Und sie weiß nun, wer du bist.«
Anke nickte wie in Zeitlupe und schwieg.
„ Hervorragend! Vermutlich wird sie deshalb nicht mehr wiederkommen.«
Anke dachte an Lauras aschfahles Gesicht.
„ Das könnte passieren. Hat sie was Wichtiges von sich gegeben?«
Die beiden Sätze hatte sie fast wie einen ausgesprochen, rasend schnell, denn Wolf sollte nicht dazwischen fragen können, ob sie und Laura miteinander geredet hatten. Ungern, wirklich ungern würde Anke ihn anlügen. Er fragte nicht.
„ Jetzt komm schon, du hast vorher doch auch deine Fälle mit mir besprochen.«
„ Vorher«, betonte Wolf.
Anke rollte die Augen.
„ Was weißt du über sie?«, fragte Wolf in einem sachlichen Ton.
„ Was ihre Eltern betrifft, lügt sie wie ihr Bruder. Sie lebt mit ihm und einer Schwester in einem supertollen Haus oberhalb Remagens. Der Bruder ist finanziell beteiligt an der Business Bar . Der Inhaber ist wiederum ein Freund der Familie.«
Nach diesem kurzen Bericht sah sie Wolf erwartungsvoll an. Er hielt die Augen geschlossen und schien zu überlegen.
„ Heute Morgen wurde eine Mädchenleiche unter der Brücke von Remagen gefunden.«
Wieso informiere ich ihn darüber?
„Wie schrecklich. Wurde sie ermordet?«
„ Keine Ahnung. Das ist noch nicht raus, aber ich habe so ein bestimmtes Gefühl.«
„ Du bist also wieder auf der Jagd. Deine Augen glühen plötzlich.«
„ Hilfst du mir?«
Anke hatte den Eindruck, Wolf gleich auflachen zu hören, doch es blieb ihm im Hals sitzen. Er verzog sein Gesicht, als wolle er andeuten, dass ein Lachen unpassend gewesen wäre.
„ Anke, jedes Mal, wenn du an so was dran bist, stecken wir hinterher bis zum Hals im größten Dreck! Ich will das nicht mehr, verstehst du?«
„ Ach Gott«, meinte sie, „dies ist so harmlos wie ein Kinderausflug. Keine Sorge, du bist diesmal allein aufgrund unserer persönlichen Katastrophe außen vor. Also, hat sie jetzt etwas gesagt oder nicht?«
Als er immer noch schwieg, wurde sie kribbelig.
„ Himmel, Wolf, die Frau hat sich vor mein Auto gestürzt in Selbstmordabsicht, und jetzt war sie bei dir und hat doch sicherlich den Mund aufgemacht!«
„ Was für ein bestimmtes Gefühl hast du?«, fragte er, anstatt ihr endlich eine Antwort zu geben, „glaubst du etwa, Laura hätte etwas mit dem toten Mädchen zu tun? Du hängst doch nicht nur deswegen so an ihr dran, weil sie vor deinen Wagen gesprungen ist. Ich kenn dich
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