Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfall

Schattenfall

Titel: Schattenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
Vom Netzwerk:
spüre meine Hände gar nicht…«
    Da tauchte der erste Kidruhil über dem Hügelkamm auf.
    »Los!«, rief Kellhus und schubste sie fast über die schräge Kante. Der Schotter unter ihren Füßen geriet ins Rutschen, und das Mädchen schlitterte abwärts, doch ein Wiehern übertönte ihr Schreien. Ein Pferd rauschte in einer Staublawine bergab. Mit letzter Kraft konnte Serwë sich an festes Gestein krallen und ihren Abgang stoppen, während das Pferd immer schneller den Steilhang hinunterschoss.
    »Beweg dich, Mädchen! Mach schon!«, rief der Scylvendi von oben. Sie sah, dass er ihr halb strampelnd, halb rutschend folgte und eine Staubwolke nach sich zog. Kaum hatte Serwë einen zögernden Schritt riskiert, schlitterte sie schon wieder, versuchte, Tritt zu fassen und den Körper am Hang zu halten, stieß jedoch irgendwo hart an und prallte geradezu nach vorn, brachte es aber dennoch fertig, auf allen vieren zu landen. Einen Moment schien es, als könnte sie sich halten, doch da traf sie ein Stein am linken Fuß, und als sie das Knie reflexhaft an die Brust presste, schlitterte sie sofort in einer großen Staubwolke weiter abwärts.
    In einem Hagel fallender Steine kam sie unten an. Gleich hielt der Scylvendi ihr den Kopf. Sein besorgter Blick erstaunte sie. »Kannst du aufstehen?«, fragte er.
    »Weiß nicht«, keuchte sie.
    Wo ist Kellhus?
    Er half ihr beim Hinsetzen, war in Gedanken aber bereits woanders.
    »Bleib hier«, sagte er schroff. »Beweg dich nicht von der Stelle.« Schon beim Aufstehen zog er sein Schwert.
    Sie sah den Steilhang hoch, und sofort wurde ihr schwindlig. Die Staubwolke, die nun herunterkam, musste Kellhus sein, der seinen Abstieg noch durch Sprünge beim Rutschen beschleunigte. Dann machte ihr der stechende Schmerz in der Seite jeden Atemzug zur Qual.
    »Wie viele sind es?«, fragte Cnaiür, als der Dûnyain schlitternd zum Stehen gekommen war.
    »Genug«, antwortete Kellhus und wirkte sehr entspannt. »Aber den Hang hinunter folgen sie uns bestimmt nicht. Die gehen außen herum.«
    »Wie die anderen.«
    »Welche anderen?«
    »Die Kerle, die uns überrascht haben, als wir den Hügelkamm erreichen wollten. Sie müssen gleich bergab geritten sein, als wir abdrehten, denn ich hab nur die Nachzügler gesehen – da drüben rechts…«
    Cnaiür hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da hörte Serwë schon Huf schlag durch den Wald dringen.
    Aber wir haben keine Pferde! Wir können nicht fliehen!
    »Was hat das zu bedeuten?«, rief sie und keuchte, denn sofort nahm ihr Seitenstechen wie zur Strafe heftig zu.
    Kellhus kniete vor ihr nieder, und seine himmlischen Züge verdeckten die Sonne. Einmal mehr sah sie seine Aureole, jenen goldenen Glanz, der ihn als von allen Menschen verschieden auswies. Er wird uns retten! Mach dir keine Sorge, mein Kind – er wird uns bestimmt retten!
    Doch er sagte: »Serwë – schließ die Augen, wenn sie kommen.«
    »Aber du bist die Verheißung«, sagte sie schluchzend.
    Kellhus strich ihr über die Wange und zog sich wortlos zurück, um an der Seite des Scylvendi zu kämpfen. Das Mädchen konnte hinter den beiden die eine oder andere Bewegung erkennen und hörte das Wiehern und Schnauben aggressiver Schlachtrösser.
    Dann kamen die ersten Hengste, deren Flanken mit gepanzerten Satteldecken geschützt waren, aus dem Wald in die Sonne gedonnert. Die Reiter trugen schwere Kettenhemden unter weißblauen Umhängen. Als die Angreifer in gezacktem Halbkreis angeritten kamen, bemerkte Serwë ihre silbernen Gesichter, die leidenschaftslos waren wie die der Götter. Und sie begriff, dass sie gesandt worden waren – gesandt, um ihn zu behüten! Um die Verheißung zu schützen.
    Einer kam näher heran als die Übrigen, nahm den Helm vom dichten schwarzen Haarschopf, nestelte an zwei Riemen und zog sich die silberne Kriegsmaske vom feisten Gesicht. Er war überraschend jung und trug einen rechteckig geschnittenen Bart, wie er im Osten des Gebiets der Drei Meere üblich war. Der Mann mochte aus Ainon oder Conriya sein.
    »Ich bin Krijates Iryssas«, sagte er auf Scheyisch, jedoch mit starkem Akzent. »Die frommen, aber zähen Burschen hier sind Ritter aus Attrempus und Männer des Stoßzahns… Habt ihr in dieser Gegend zufällig einige flüchtige Verbrecher gesehen?«
    Verblüfftes Schweigen. »Warum fragst du?«, wollte Cnaiür schließlich wissen.
    Der Ritter sah seine Kameraden fassungslos an und beugte sich dann im Sattel Vor. Seine Augen funkelten. »Weil ich mich

Weitere Kostenlose Bücher