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Schattenfall

Schattenfall

Titel: Schattenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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nestelte Münzen aus seiner Börse. Esmenet sah, wie ihm ein halbes Silberstück durch die Finger glitt und auf den Boden fiel. Dann schnappte sie sich die verschwitzten Kupferstücke. Er zog ihr Hasas vorn hoch und drang ohne weitere Umstände in sie ein. An die dunkle Mauer gelehnt, kam sie das erste Mal fast sofort und das zweite Mal so heftig, dass sie laut aufschrie. Und als er kam, hatte sie das Gefühl, er wollte in ihr innerstes Wesen eindringen.
    »Bei Gott«, keuchte er.
    Dann ließ er von ihr ab, trat einen Schritt zurück und schien durch sie hindurchzusehen. »Bei Gott…«, wiederholte er, doch diesmal klang es anders. »Was habe ich getan?«
    Keuchend wollte sie seine Wange streicheln, doch er stolperte weiter rückwärts und glättete dabei seinen Rock.
    Weil er sie nicht anschauen konnte, sah er zum hellen Eingang der Gasse zurück und setzte sich dann wie benommen dorthin in Bewegung.
    Esmenet blieb an die Wand gelehnt stehen und beobachtete, wie er im Sonnenlicht die Beherrschung – oder doch deren Anschein – zurückgewann und alsbald verschwand. Dann legte sie den Kopf in den Nacken, atmete tief durch und glättete ihr Hasas mit merkwürdig unbeholfenen Händen. Sie schluckte und spürte seinen Samen wie eine Träne erst heiß, dann kalt an der Innenseite ihrer Schenkel herunterlaufen.
    Jetzt erst schien sie den Gestank in der Gasse wahrzunehmen. Dann sah sie das halbe Silberstück zwischen augenlosen Dörrfischen glitzern.
    Sie rieb die Schultern an der schmutzigen Mauer hin und her, sah dabei zum hellen Marktplatz und ließ die Kupfermünzen fallen.
    Dann kniff sie die Augen zu, erinnerte sich an den schwarzen Samen auf ihrem Bauch…
    … floh und fühlte sich nun ganz und gar verlassen.
     
     
    Esmenet merkte, dass Hansa geweint hatte. Vielleicht würde ihr linkes Auge bald zuschwellen. Eritga blickte vom Feuer auf, das sie gerade schürte. Ein roter Striemen, der wohl aufs Konto des Gewürzkrämers ging, verunstaltete ihr Gesicht, doch ansonsten schien sie unversehrt. Sie lächelte gehässig, hob dabei die unsichtbaren Brauen und sah zum großen Zelt.
    Dort saß Sarcellus im Halbdunkel und wartete.
    »Ich habe dich vermisst«, sagte er.
    Trotz seines seltsamen Tons lächelte Esmenet. »Und ich dich.«
    »Wo bist du gewesen?«
    »Spazieren.«
    »Spazieren…« Er schnaubte verächtlich. »Und wo?«
    »In der Stadt. Auf dem Markt. Was geht dich das an?«
    Er betrachtete sie sonderbar und schien… zu schnüffeln.
    Dann sprang er auf, packte sie am Handgelenk und zog sie mit einem Ruck zu sich heran – so schnell, dass Esmenet vernehmlich nach Luft schnappte.
    Er stierte sie an, langte dabei nach dem Saum ihres Kleids und begann, ihn hochzuziehen. Sie bremste ihn direkt oberhalb des Knies.
    »Was machst du da, Sarcellus?«
    »Wie gesagt – ich habe dich vermisst.«
    »Nein. Nicht jetzt.«
    »Doch«, entgegnete er und stieß ihre Hände weg. »Jetzt.«
    Er hielt das Leinen wie ein Vordach hoch und kauerte sich hin. Mit seinen gespreizten Schenkeln hockte er da wie ein Affe.
    Sie schauderte, wusste aber nicht, ob aus Angst oder Wut. Er ließ den Saum ihres Kleids wieder los, erhob sich, betrachtete sie ausdruckslos und lächelte dann.
    Etwas an ihm ließ sie an eine Sense denken – als könnte sein Lächeln ein Weizenfeld mähen.
    »Wer?«
    »Wie wer?«
    Er gab ihr eine Ohrfeige, und obwohl er nicht fest zugeschlagen hatte, tat es höllisch weh.
    »Wer?«
    Sie sagte nichts und wandte sich zu ihrem Schlafgemach.
    Er packte sie am Arm, riss sie heftig herum, hob die Hand zu einem weiteren Schlag…
    … und zögerte.
    »Ist es Achamian gewesen?«
    Esmenet hatte das Gefühl, noch kein Gesicht so sehr gehasst zu haben wie seines. Sie spürte, wie sich hinter ihren Lippen die Spucke sammelte.
    »Ja!«, fauchte sie.
    Sarcellus senkte die Hand und ließ sie los. Für einen Augenblick wirkte er gebrochen.
    »Vergib mir, Esmi«, sagte er mit belegter Stimme.
    Wofür denn, Sarcellus? Wofür?
    Er schloss sie verzweifelt in die Arme. Zuerst blieb sie steif, doch als er zu schluchzen begann, brach ihr Widerstand. Sie gab nach, entspannte sich unter dem Druck seiner Arme und atmete seinen Geruch – Myrrhe, Schweiß und Leder – tief ein. Wie konnte dieser Mann, der so streng war und selbstsicherer als alle, die sie je kennengelernt hatte, darüber weinen, jemanden wie sie geschlagen zu haben? Eine Verräterin, die ihren Partner hinterging? Wie konnte er…
    »Ich weiß ja, dass du ihn liebst«, hörte

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